42 Prozent der Uni-Zugänge sind beschränkt

Was vom freien Hochschulzugang übrig ist – Aufnahmetests gehören in einigen Fächern schon zum Alltag.

WIEN (bm). In Deutschland braucht man für einen Studienplatz in Human-, Zahn- und Veterinärmedizin, Psychologie, Pharmazie und Biologie einen bestimmten Notendurchschnitt beim Abitur – oder man geht nach Österreich. Das heißt „Numerus clausus“ und führt seit dem Wintersemester 2005/2006 zu einem alljährlichen Ansturm deutscher Studenten auf heimische Unis (siehe oben). Um den Andrang einzudämmen, wurden in den vergangenen drei Jahren verschiedene Zulassungsbeschränkungen erlassen, der viel beschworene freie Hochschulzugang erodiert rasant.

Bei Grundstudien wird schon heute in einer Reihe von Fächern vorselektiert: Wer Humanmedizin, Zahnmedizin, Veterinärmedizin, Psychologie, Publizistik, Betriebswirtschaftslehre, Biologie oder Pharmazie studieren will, der muss sich erst in einem Eingangstest oder einer „Studieneingangsphase“ bewähren. An den Kunstunis werden seit eh und je strenge Aufnahmsprüfungen durchgeführt, so wie auch auf der Sportwissenschaft. Und auch Fachhochschulen nehmen nicht automatisch jeden dahergelaufenen Maturanten. Der Zugang zu den Pädagogischen Hochschulen (dereinst „Pädaks“ genannt) ist ebenfalls beschränkt.

Neue Beschränkungen geplant

Insgesamt, so Wissenschaftsminister Johannes Hahn in einer Pressekonferenz vor gut einer Woche, begännen diesen Herbst stolze 42 Prozent aller Erstsemestrigen an öffentlichen Unis ihr Studium im Rahmen von Zulassungsbeschränkungen.

Nach dem aktuellen Entwurf einer Novelle zum Universitätsgesetz (UG) könnte auch die Zulassung zu Master- und PhD-Studien bald generell von bestimmten Fähigkeiten des Kandidaten abhängen. Wie die genau aussehen werden, das soll der Senat der jeweiligen Hochschule festlegen. Die Zahl der Studienplätze soll aber nach derzeitigem Stand nicht beschränkt werden. Wird die Novelle vom Nationalrat beschlossen, so könnte sie mit dem Studienjahr 2010/2011 in Kraft treten.

Die aktuellen Tests für die Aufnahme an die Uni sind jedenfalls sehr unterschiedlich, je nach Fach und Hochschule müssen unterschiedliche Verfahren durchlaufen werden. Für Medizin in Wien und Innsbruck setzt man beispielsweise auf den „Eignungstest zum Medizinstudium“ (EMS), der in dieser Form auch in der Schweiz angewandt wird. Er testet Fähigkeiten, aber kein Fachwissen. Das Testverfahren hatte im Vorjahr für einige Aufregung gesorgt, weil Frauen bei den Tests um einiges schlechter als Männer abschnitten. Dabei handelt es sich allerdings um ein rein österreichisches Phänomen, das es in der Schweiz so nicht gab.

An der Uni Graz wird dieses Verfahren nicht angewandt, hier hängt die Zulassung von einem eigenen Test ab, der auf Wissen setzt.

Neben der Medizin ist auch die Psychologie ein stark überlaufenes Fach. Anders als für Mediziner gelten hier allerdings keine Schutzquoten für Österreicher. Vor allem an der grenznahen Uni Salzburg sind die Österreicher daher eine Minderheit: Nur ein Drittel der Erstsemestrigen in Psychologie entfällt hier noch auf Einheimische. Im Fach Biologie setzt man in Salzburg auf eine Studieneingangsphase: Vier wichtige Lehrveranstaltungen müssen im ersten Semester absolviert werden, das Abschneiden beim Test entscheidet über einen Studienplatz.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.09.2008)

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