Jobwechsel: Bessere Unterstützung für Forscherpaare

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Dual Career Services soll Frauen aus der "Anhängselrolle" befreien. Jobgarantie für die Partner wird es freilich nicht geben - aber Hilfe.

Bei Paaren und ganz besonders bei Forscherpaaren werden Frauen derzeit oft nur als "Mitreisende" ihrer an eine neue Uni oder Forschungseinrichtung berufenen Männer wahrgenommen und landen in Jobs, für die sie überqualifiziert sind. Dual Career Services an Unis und Forschungseinrichtungen sollen Frauen aus dieser "Anhängselrolle" befreien. Eine Tagung in Wien widmet sich am Dienstag dem Thema.

Dabei handelt es sich bei Dual Career Services nicht um ein Privileg, betont Christine Kurmeyer, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Charite - Universitätsmedizin Berlin und eine der Vortragenden der Tagung. "Es ist vielmehr eine politische Notwendigkeit und gesellschaftliche Verpflichtung, dass hier ein Kulturwandel eintritt." Wenn man sich um hochqualifizierte Frauen nicht kümmere, würden sie für Wissenschaft und Forschung verloren gehen.

Keine Jobgarantie, aber Hilfe

Unter dem Titel Dual Career Service werden die Partner von Forschern betreut, die an eine Hochschule oder Forschungseinrichtung im Ausland gehen. So soll verhindert werden, dass Berufungen internationaler Spitzenforscher daran scheitern, dass ihre Partner keinen passenden Posten finden bzw. der Jobwechsel an Problemen bei der Suche nach Schul-, Kindergartenplatz und Wohnung scheitert. Die Beratungsstellen helfen u.a. bei der Suche nach einer adäquaten Stelle an der jeweiligen Institution oder anderen Unis bzw. in der Privatwirtschaft. Jobgarantie wird dabei freilich keine abgegeben.

Notwendig ist ein solches Angebot, weil Frauen im vorherrschenden System benachteiligt würden, kritisiert Kurmeyer: Während für männliche Führungskräfte nach deren Anwerbung oftmals extra eine passende Stelle geschaffen würde, würden ihre Frauen oft an Stellen unter ihrem Qualifikationsniveau wie im Sekretariat oder Labor landen. "Das wird dem großen vorherigen Investment in Ärztinnen oder Anwältinnen nicht gerecht." Sie sieht außerdem deutlichen Bedarf nach einem Kulturwandel: Es dürfe nicht mehr sein, dass Paare ihre Beziehung geheim halten müssen, damit Frauen nicht nachgesagt werde, dass sie nur dank ihres Mannes an ihren Posten gekommen seien. "Es muss akzeptiert werden, dass auch Professoren Menschen sind, die sich im Beruf kennenlernen und miteinander eine Familie gründen. Frauen sollen hier nicht mehr nur als Anhängsel gesehen werden."

In zwei Drittel der Fälle wenden sind Frauen an das Dual Career Service der Charite, die wegen eines neuen Führungsjobs ihres Mannes die Arbeitsstelle wechseln müssen. Nur in einem Drittel der Fälle geht es um Frauen, die selbst in eine neue Führungsposition berufen werden und deren Partner einen neuen Posten brauchen. Dabei ist vor allem für Frauen die Versorgung ihrer Partner ein wichtiges Kriterium, berichtet Kurmeyer. Diese würden nämlich die Folgen ihrer Karriereentscheidung für den Partner stärker als Belastung und Verantwortung empfinden. "Erst unlängst ist an der Charite die Berufung einer Professorin nicht zustande gekommen, weil ihr Mann gesagt hat, dass es für ihn keine passende Stelle gibt."

In Österreich ist Dual Career Service noch ein relativ junges Angebot. Am IST Austria ist es seit 2009 institutionalisiert, seit 2010 an den steirischen Unis. Auf Initiative der Universitätenkonferenz (uniko) wurde heuer außerdem das Dual Career Service Wien - Niederösterreich - Oberösterreich gestartet, in dem sich zwölf Unis zusammengeschlossen haben. Wird uniübergreifend eine Stelle gesucht, gibt es Unterstützung vom Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF). Bei der von uniko und WWTF ausgerichteten aktuellen Tagung an der Medizin-Uni Wien sollen nun Chancen, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren von Dual Career Service diskutiert werden.

(S E R V I C E - http://www.dualcareer.ac.at)

(Schluss) jle/aku/ks

(APA)

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