Studiengebühren schrecken ab

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Einer Studie zufolge lassen viele junge Menschen in Deutschland wegen der Gebühren eine universitäre Ausbildung bleiben. Besonders betroffen sind Frauen und Arbeiterkinder.

Befürworter der Studiengebühren sehen in diesen das Heilmittel gegen ein niedriges Ausbildungsniveau und Massenunis. Gegner sprechen von einem Stolperstein, die Studenten zur Berufstätigkeit zwingt und Maturanten von den Hochschulen fernhält. Nun ist eine deutsche Studie erschienen, die Wasser auf den Mühlen der Kritiker ist.

Kein Studium wegen der Gebühren


Denn Studiengebühren schrecken doch deutlich mehr junge Menschen vom Studium ab als bisher angenommen. Das zeigt eine Studie im Auftrag der deutschen Bildungsministerin Annette Schavan (CDU). Die Untersuchung wird seit Wochen in ihrem Ministerium unter Verschluss gehalten, sie liegt der Deutschen Presse-Agentur dpa vor.

Für die strittige Untersuchung wurden Studienberechtigte des Abiturjahrgangs 2006 befragt, wie sie auf die Einführung von Studiengebühren reagieren. Die Nachrichtenagentur dpa nannte das zentrale Ergebnis: Bis zu 18.000 jungen Menschen haben sich 2006 gegen ein Studium entschieden, weil sie keine 500 Euro pro Semester Eintrittsgeld an der Hochschule zahlen wollen oder können. Das sind 1,5 bis 3,8 Prozent aller Studienberechtigten.

Frauen und Arbeiterkinder verzichten


Insbesondere Frauen und junge Menschen aus bildungsfernen Elternhäusern verzichten der Untersuchung zufolge wegen der Gebühren häufiger auf das Studium. Die Bildungspolitik ist fast ausschließlich Sache der Länder. 2006 hatten erst zwei deutsche Bundesländer - Niedersachsen und Nordrhein- Westfalen - Gebühren verlangt. Danach erfolgte ihre Einführung in fünf weiteren unionsgeführten Ländern.

Die Studie liegt dem Bundesbildungsministerium offenbar schon seit geraumer Zeit vor, wurde aber bisher nicht veröffentlicht. Aus Sicht der SPD ist die Sache klar: Die Ergebnisse belegen die abschreckende Wirkung von Studiengebühren - darum bleiben sie unter Verschluss. Das Ministerium widerspricht und führt an, die Untersuchung solle zusammen mit einer zweiten Studie, einer Befragung von Studienanfängern im Jahr 2007, veröffentlicht werden.

Autoren mahnen zur Diffferenzierung


Die Autoren der Studie haben die Abschreckungswirkung von Studiengebühren inzwischen relativiert. Erstens hätten nur 1,5 bis 3,8 Prozent aller Studienberechtigten wegen der Studiengebühren auf ihre Uni-Ausbildung verzichtet. Im Gegenzug hätten zwei Prozent gezielt zu einer Hochschule mit Studiengebühren gehen wollen, weil sie sich dort eine bessere Ausstattung und Betreuung erhofft hätten.

Zweitens hielten andere Dinge junge Menschen viel stärker von einem Studium ab: Der Wunsch, sofort zu verdienen oder das Interesse an einer praktischen Tätigkeit etwa.

(Ag/Red.)

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