Virtuelle Teams: Studienpartner am anderen Ende der Welt

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Projektgruppen treffen sich nicht mehr nur in Arbeitsräumen oder Cafés. Mit dem Internet als Hilfsmittel sprengen Studierende heute Orts- und Zeitgrenzen.

Wenn Studierende aus verschiedenen Ländern gemeinsam eine Aufgabe lösen sollen, dann tun sie das am besten an einem gemeinsamen Schreibtisch. Leben die Beteiligten aber an verschiedenen Orten, wäre das in früheren Zeiten eine komplizierte, zeit- und kostenaufwendige Angelegenheit gewesen. Doch heutzutage loggt man sich auf der entsprechenden Internetplattform ein und schon geht's los mit dem virtuellen Teamwork.

Ein Beispiel für solche „virtuelle Teamarbeit“ ist das Cap-Stone-Project im Rahmen des Executive MBA der WU Executive Academy. In diesem „Virtual Team Project“ entwickeln Studierende aus Amerika, China, Polen und Österreich innerhalb von drei Monaten gemeinsam eine Markteinführungsstrategie und präsentieren sie zum Abschluss an der Carlton School of Management an der University of Minnesota in den USA, dem Kooperationspartner der WU Executive Academy. Erst dann lernen sich die Gruppenmitglieder auch persönlich kennen. Möglich wird das durch die von der WU zur Verfügung gestellte Technologieplattform, mit der die Teilnehmer aus den drei Zeitzonen sich via Internet kurzschließen, um teils reale, teils hypothetische Projekte für Unternehmen zu entwerfen.

Teamarbeit ohne Blickkontakt

Mit virtuellen Teams arbeitet auch die Privatuniversität Schloss Seeburg in Seekirchen in den Studienrichtungen Betriebswirtschaft, Sport- und Eventmanagement, Wirtschaftspsychologie sowie im MBA-Programm. „Ziel ist es, den Studierenden die Zusammenarbeit in Gruppen näherzubringen, sodass sie ihre Kernkompetenzen im Bereich Teamarbeit entsprechend ausbilden können. Daneben lernen die Studierenden auch, gemeinsame Synergieeffekte zu nutzen“, erklärt Rektor Christian Werner.

Im Gegensatz zur WU Executive Academy kennen sich hier allerdings die Studierenden, da das semivirtuelle Lernkonzept der Privatuni auch Präsenzphasen vorsieht. „Die ersten Erfahrungen der Hochschule sind positiv, weil sich die Teilnehmer aus den Präsenzphasen kennen und sich in diesen auch abstimmen können. Zudem bereitet es den Studierenden großen Spaß, gemeinsam Inhalte zu erarbeiten und sich in der virtuellen Phase intensiv mit den Kommilitonen, der Hochschule und den Dozenten auszutauschen“, erläutert Werner.

Teil eines größeren Konzepts

Vielfach werden virtuelle Teams als Teil eines umfassenden E-Learning-Konzeptes angeboten. Seit 2004 können Vortragende wie Studierende der Universität Wien auf die E-Learning-Plattform Fronter sowie die begleitenden Qualifizierungs- und Supportangebote zugreifen. „In einzelnen Lehrveranstaltungen werden Studierende zur Zusammenarbeit in virtuellen Teams motiviert, um die Vielfältigkeit digitaler Medien für Erarbeitungs- und Darstellungsprozesse von Lehr- und Lernergebnissen zu nutzen“, erklärt Brigitte Kossek, Center for Teaching and Learning der Uni Wien.

Vor dem Hintergrund eines ganzheitlichen E-Learning-Konzeptes wird auch an den FHWien-Studiengängen der WKW Wissen vermittelt. Alle Studiengänge arbeiten mit der Lernplattform Moodle und mit E-Learning-Elementen. „Es gibt Lehrende, die Unterlagen online zur Verfügung stellen oder Diskussionsforen anbieten, in denen Studierende bestimmte Fragestellungen diskutieren“, sagt Beate Huber, Leiterin des Kompetenzzentrums E-Learning an der FH. „Eine andere Möglichkeit ist, dass die Studierenden ein Projekt mit Hilfe eines Wikis selbst organisieren.“

In virtuellen Teams zu arbeiten und zu lernen ist an den meisten Studiengängen der FH Joanneum „State of the Art“. „Bei den berufsbegleitenden Studiengängen findet ein Teil der Lehre im virtuellen Raum statt“, erklärt Jutta Pauschenwein, Leiterin des ZML-Innovative Lernszenarien der FH. So sind beispielsweise die Studierenden von Software Design nur zu rund 40 Prozent der Zeit im Haus. „Der Rest findet als virtuelle Vorlesungen statt oder die Studierenden arbeiten gemeinsam zeitversetzt an Problemstellungen.“

Einladung an Kollegen

Auch die berufsbegleitend Studierenden der FH Burgenland können virtuell kommunizieren; intensiv genutzt wird das insbesondere von den Masterstudiengängen „Internationales Weinmarketing“ und „Angewandtes Wissensmanagement“.

Bei Letzterem wird in virtuellen Teams geforscht: „Eine kleine Gruppe von Studierenden erforscht beispielsweise Aspekte von „Second Life“ und führt dort Interviews durch. Eine andere Gruppe recherchiert unterschiedliche Plattformtools und lädt Studienkollegen zum Kommunizieren und Experimentieren auf diesen Plattformen ein. Die Ergebnisse werden meist online dokumentiert und präsentiert“, erläutert Martina Jelinek, Projektleiterin Blended Learning und E-Learning.

AUF EINEN BLICK

In einer globalisierten Wirtschaft ist Erfahrung mit virtueller Teamarbeit sinnvoll. Im Extremfall befinden sich die Gruppenmitglieder auf verschiedenen Kontinenten und in verschiedenen Zeitzonen.

In der berufsbegleitenden Weiterbildung ermöglichen virtuelle Teams Gruppenarbeit auch außerhalb der Präsenzzeiten.

Unter Umständen finden auch Teile der Lehre im virtuellen Raum statt, Unterlagen stehen online zum Download bereit.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2009)

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