Burschenschaft: Rektor gegen Couleurverbot

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Die ÖH an der Uni Wien hatte sich zuletzt in einem Beschluss für ein Verbot des Tragens von Couleur auf dem Universitätsgelände und bei Uni-Veranstaltungen ausgesprochen.

Wien. Der Rektor der Universität Wien, Heinz W. Engl, wird den Burschenschaftern das Tragen ihrer Uniformen nicht verbieten. „Für eine solche Vorgangsweise gäbe es keine rechtliche Basis. Die Universität Wien will und kann ihren Studierenden keine Bekleidungsvorschriften machen, solange sie sich im Rahmen der Gesetze bewegen“, sagte Engl. Die Universität Wien erwarte, dass alle Beteiligten etwaige Kontroversen im akademischen Diskurs austragen und sich auf akademischem Boden so verhalten, dass es zu keiner Eskalation komme.

Die ÖH an der Uni Wien hatte sich zuletzt in einem Beschluss für ein Verbot des Tragens von Couleur auf dem Universitätsgelände und bei Uni-Veranstaltungen ausgesprochen. Couleurs sind die Zeichen der farbentragenden Studentenverbindungen – vor allem Mütze und Band. Das hätte nicht nur Burschenschafter, sondern auch Mitglieder des Cartellverbands (CV) betroffen.

Mit deutlich mehr Teilnehmern als an normalen Mittwochen ging dann gestern auch der traditionelle Couleurbummel der Burschenschafter an der Uni Wien über die Bühne. Rund 30 Korporierte trafen im Arkadenhof der Uni auf zahlreiche Gegendemonstranten und ein starkes Polizeiaufgebot. Aufmarsch und Protest verliefen jedoch friedlich.

„Oh, wie schön – Stalingrad!“

Die Burschenschafter – verstärkt durch einige Frauen – beschränkten sich auf stille Anwesenheit und machten vereinzelt Selfies. Ihre Gegner widmeten ihnen Sprechchöre wie „Rassistisch, sexistisch, ekelhaft, das ist die deutsche Burschenschaft“, „Ihr seht Scheiße aus“, „Eure Kinder werden so wie wir“ und Gesänge wie (zur Melodie von „Bruder Jakob“) „Hey ihr Nazis, hey ihr Nazis, wisst ihr noch, wisst ihr noch? Oh wie schön war's früher, Stalingrad!“ (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.10.2014)

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