Geschlechtsneutrale Sprache: "Sehr geehrtx Profx."

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Lann Hornscheidt hat eine Professur für Gender Studies und will geschlechtsneutral angesprochen werden. Das sorgt für große Empörung.

Wenn man auf der Homepage der Berliner Humboldt-Universität nach Lann Hornscheidt sucht, findet man manches, das erstaunt. So sind dort etwa die Mitarbeitx von Hornscheidt angegeben, und hier handelt es sich um keinen Tippfehler. Denn Hornscheidt will Geschlechterzuschreibungen vermeiden, weshalb man bei der Anrede auch darauf achten soll, "Sehr geehrtx Profx. Lann Hornscheidt" zu schreiben und alle Ansprachen, die sich klar auf Männer oder Frauen beziehen ("zweigendernd") wie "Herr", "Frau", "Lieber", oder "Liebe" zu vermeiden.

Hornscheidt hat eine Professur für Gender Studies und Sprachanalyse und es scheint, als hätte Hornscheidt die Forschung auf sich selbst ausgedehnt. Denn seit ein Screenshot der Uni-Seite mit der Bitte nach geschlechtsneutraler Anrede auf Facebook geteilt wurde, bietet eine Welle der Empörung gute Einblicke.

Was Hornscheidt befürwortet, ist eine geschlechtsneutrale Sprache, mit der sich auch alle identifizieren können, die sich nicht als Mann oder Frau betrachten. Der Vorschlag: Eine „x“-Form, die geschlechtsspezifische Endungen aufhebt (etwa: „Einx zuständigx Expertx“). Hornscheidt betont freilich, dass das lediglich Vorschläge seien, keine Forderungen.

"Abartig" und "geisteskrank"

Der Vorschlag kann einen bestimmt zum Schmunzeln bringen, er ist ja sehr fern der Realität. Welche Wortmeldungen allerdings auf Facebook dazu folgten, ist nicht zum Schmunzeln. Ein aufgebrachter Facebook-Leser empfahl zum Beispiel, Hornscheidt einschläfern zu lassen, wie die FAZ berichtet. Auch von "abartig" und "geisteskrank" war die Rede. Der Humboldt-Universität wurde die Daseinsberechtigung ebenso abgesprochen wie Hornscheidt.

Als der Leitfaden im Frühjahr 2014 erschien, bekam Hornscheidt offenbar Morddrohungen, Schlachtungsphantasien und Vergewaltigungsabsichten geschickt. Dass auf Gender-Themen derart heftig reagiert wird, ist leider keine Überraschung. Auch wenn Zeitungen in ihrer Berichterstattung Themen berühren, die mit dem Thema Gender zu tun haben tauchen regelmäßig sehr unappetitliche, radikale Formulierungen und Vorschläge auf.

Woher kommt all diese Wut? Das ist ein Thema, das Hornscheidt bestimmt gut analysieren könnte. Das ist eine Frage, die zu Hornscheidts derzeit laufender Lehrveranstaltung "Wut als intervenierende Handlung" passt. Vielleicht liefert uns der Fall einen guten Einblick.

(rovi)

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