Weiterbildungsprogramme: Von der Hunde-Reha bis zur Bürgerbeteiligung

Innovative Ideen gibt es viele – in Studienform gebracht sollen sie aktuelles Know-how nicht nur für Interessierte nutzbar machen, sondern im Endeffekt der Gesellschaft zugutekommen.

Unter den neuen Weiterbildungslehrgängen, die in naher Zukunft an den heimischen Hochschulen starten werden, hat die Verterinärmedizinische Universität Wien (Vetmed-Uni) wohl das außergewöhnlichste Angebot. Noch bis zum 30.November werden Bewerbungen für Österreichs ersten internationalen Universitätslehrgang für Hunde-Physiotherapie entgegengenommen. „Hunde-Physiotherapie ist eine zunehmend etablierte Therapieform. Wir an der Uni betreiben sie schon seit vielen Jahren, und sie ist integraler Bestandteil der Therapie von Hunden mit orthopädischen und neurologischen Erkrankungen“, sagt Studiengangsleiterin Barbara Bockstahler, Dozentin an der Ambulanz für Physikalische Medizin und Rehabilitation der Vetmed-Uni. Auch bei Arbeits- und Sporthunden gewinne physiotherapeutische Betreuung zunehmend an Bedeutung. Der Bedarf an dafür ausgebildeten Personen wachse dementsprechend.

US-Abschluss inkludiert

Bereits längere Zeit unterrichtet Bockstahler auch an der Universität Tennessee im Rahmen der entsprechenden amerikanischen Ausbildung für den Certified Canine Rehabilitation Practitioner (CCRP). Aus dem wissenschaftlichen Kontakt hat sich die Idee zu einem österreichischen Universitätslehrgang entwickelt, der dem amerikanischen Ausbildungsprogramm folgt. Neben einer Urkunde erhalten Absolventen des Vetmed-Uni-Lehrgangs daher auch das CCRP-Zertifikat der Universität Tennessee. Deshalb erwarte man für den am 1.März 2015 startenden Lehrgang auch Teilnehmer aus dem deutschsprachigen Ausland, erzählt Bockstahler, „nicht weil es in diesen Ländern keine Physiotherapie gibt, sondern wegen der Möglichkeit, zusätzlich mit dem CCRP abzuschließen“.

Primäre Zielgruppen des dreisemestrigen, berufsbegleitenden Lehrgangs sind Tierärzte und angehende Tierärzte, aber auch Tierarzthelfer und Humanphysiotherapeuten. Ausschließlich diese Berufsgruppen könne man zum Studium zulassen, betont Bockstahler. „Ein gewisses fachliches Vorwissen ist nötig, um den Kurs absolvieren zu können. Reine Tierliebe reicht nicht aus.“

Erst vor wenigen Wochen vereinbart wurde der Start eines besonders kompakten, berufsbegleitenden Umweltmanagement-Studiums im April 2015. Der an sich viersemestrige Masterlehrgang des gemeinnützigen Vereins Umwelt Management Austria (UMA) mit der FH Technikum Wien als akademischem Kooperationspartner kann durch den Verzicht auf Ferienzeiten innerhalb von 16 Monaten abgeschlossen werden. Personen, die in Betrieben oder öffentlichen Stellen für Umweltmanagement zuständig sind, sollte es durch diesen absehbaren Zeithorizont erleichtert werden, sich Rüstzeug für ihre Aufgabe anzueignen. Sie haben zudem die Möglichkeit, ein Projekt aus ihrer beruflichen Praxis im Rahmen ihrer Masterthesis zu bearbeiten.

Die Lehrenden sind, wie etwa die bekannte Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb, großteils bei UMA engagiert. „In einer Zeit, in der immer mehr Unternehmen und Organisationen auf Themen wie Energieeffizienz und finanzierbares Umweltbewusstsein setzen und dies auch intern wie extern kommunizieren, ist ein derartiger Lehrgang stark nachgefragt“, sagt Studiengangsleiter und UMA-Geschäftsführer Reinhold Christian. „Bei uns können außerdem nicht nur Akademiker studieren, sondern auch Personen mit einschlägiger beruflicher Vorbildung, vom Abfallbeauftragten bis zum Sicherheitsfachmann.“

Master auch ohne Erststudium

Ebenfalls sowohl an Akademiker wie auch an Praktiker ohne Studienabschluss aber mit entsprechender Berufserfahrung richtet sich eine Reihe neuer Lehrgänge, die die Fachhochschule St. Pölten in Kooperation mit der Zukunftsakademie Mostviertel anbietet. Neben dem viersemestrigen Masterlehrgang Produktions- und Technologiemanagement werden drei weitere, zweisemestrige akademische Lehrgänge angeboten, deren Inhalte allesamt um die Themen Produktion, wirtschaftliche Kenntnisse und Führungskompetenz kreisen. Diese werden jeweils mit unterschiedlichen Gewichtungen und Schwerpunkten vermittelt. Zielsetzung ist in allen Fällen, Praktiker in Produktionsbetrieben sowohl das fachliche und wirtschaftliche Wissen für Innovationen zu geben als auch die nötigen Führungs- und Managementskills, diese umzusetzen.

Die Lehrveranstaltungen der berufsbegleitenden Lehrgänge finden in St. Pölten sowie den Standorten der Zukunftsakademie Mostviertel, Amstetten, Waidhofen/Ybbs und Wieselburg statt. Der Start ist für den Herbst 2015 geplant.

Schon im März startet an der FH St. Pölten der Masterlehrgang Partizipation und Soziale Medien. Der Hintergrund der Ausbildung: Immer öfter werden bei Entscheidungen in der (Kommunal-)Politik, bei Bauvorhaben, aber auch innerhalb von Unternehmen und Institutionen die Betroffenen einbezogen. Soziale Medien sind dabei oft ein wichtiges Werkzeug. Die Absolventen des Masterlehrgangs sollen in der Lage sein, derartige Beteiligungsprozesse unter Einsatz zeitgemäßer Methoden konzipieren und umsetzen zu können.

Weiters wurde an der FH St.Pölten zusätzlich zum bereits bestehenden Masterlehrgang Sozialpädagogik ein sechssemestriger Hochschullehrgang zum gleichen Fachgebiet ins Leben gerufen, der mit dem heurigen Wintersemester gestartet ist. Der Lehrgang umfasst 600 Praxisstunden, die Unterrichtseinheiten werden blockweise abgehalten. Zielgruppe sind alle, die eine qualifizierte Tätigkeit als Sozialpädagogen anstreben.

Web:www.uma.or.at,

www.fhstp.ac.at

www.vetmeduni.ac.at/ccrp

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2014)

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