Medien: Studierende als Zeitungsmacher

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Studentenzeitschriften sind nicht immer Gazetten, die sich nur an ihresgleichen richten, WG-Zimmer vermitteln, Feste ankündigen oder Hochschulgebühren diskutieren. Aber was dann? Einige Beispiele.

Von Studenten für Studenten, von Studenten für die Fachwelt, von der Hochschule für Absolventen: Alles ist möglich, wenn Studenten sich an Medien wagen. Schon lange haben Radio und Fernsehen Einzug in die Campus-Kommunikation gehalten, werden Meinungen über die Social-Media-Plattformen ausgetauscht – und auch die Print- und Onlinepublikationen an den Hochschulen haben inzwischen ganz unterschiedliche Zielgruppen, Redaktionsmitglieder und Absichten.

Von der FH an PR-Profis

So wendet sich beispielsweise das jetzt gelaunchte „PRaktivium“ der Fachhochschule St. Pölten keineswegs an Studierende, sondern ist ein Magazin, das an Österreichs PR-Profis gerichtet ist. „Das PRaktivium wird von Masterstudenten im Rahmen der Lehrveranstaltung ,Medientraining‘ gemacht“, erklärt Roland Steiner, Chefredakteur und Dozent des Departments Medienwirtschaft an der FH St. Pölten, „und an die 700 Mitglieder des PR-Verbandes Austria verschickt.“

Unter Anleitung von Agenturchefin Daniela Zeller – einst Stimme des „Ö3-Weckers“ – führen die Studierenden im Rahmen der Lehrveranstaltung Interviews mit PR- und Kommunikationsprofis, deren Ergebnisse dann im „PRaktivium“ veröffentlicht werden. „In der aktuellen Ausgabe haben wir als Rahmenthema Krisen-PR vorgegeben“, erklärt Steiner, „innerhalb dessen können ganz vielfältige PR-Themen behandelt werden.“ Die Ergebnisse der angehenden Experten werden dann mit dem Magazin den schon erfolgreichen Profis zugestellt, eine Vorgehensweise, die für beide Seiten Vorteile hat. „Zum einen erfahren die Leistungen, die die Studenten in der Lehrveranstaltung erbringen, Wertschätzung durch die Veröffentlichung und werden der Fachwelt zugänglich. Zum anderen schafft das auch eine stärkere Anbindung an die Branche“, so Steiner.

Finanziert wird das Magazin derzeit noch vollständig von der FH, vorerst ist eine Ausgabe pro Jahr geplant. Für die Zukunft gibt es aber durchaus Überlegungen, ob auch eine Finanzierung mit Anzeigen möglich ist. Im Unterschied zu anderen studentischen Publikationen sieht Steiner das „PRaktivium“ aber ganz klar als Fachmedium und B2B-Produkt mit viel Potenzial für die Kommunikation von angehenden Experten mit der Branche.

Weiterbildung für die Branche

Die Kommunikation zwischen Studierenden und den Experten der Branche ist auch beim Fachmagazin „Zoll+“ ein wichtiges Thema. Die „Schriftenreihe für Landschaft und Freiraum“ des Forums Landschaftsplanung ist offiziell kein Studentenprojekt, in der Praxis finden sich im Redaktionsteam dennoch zum überwiegenden Teil Studierende der Boku. „Nicht nur“, so Carina Diesenreiter, „Zoll+“-Redakteurin und Landschaftsplanungsstudentin an der Boku, „aber da das Thema natürlich stark an der Hochschule verankert ist, kommt auch der Nachwuchs aus dieser Studienrichtung.“ Zwei Ausgaben produziert das rund 20-köpfige Redaktionsteam pro Jahr, die den ehrenamtlichen Mitarbeitern mit jeweils 100 bis 120 Seiten einiges an Einsatz abverlangen. Der sich aber für Diesenreiter aus unterschiedlichen Gründen lohnt: „Wir sind in Österreich das einzige Heft, das sich spezifisch mit der Landschaftsplanung auseinandersetzt“, erklärt sie. „Das sind spannende Themen, am Puls der Zeit in der Forschung, und man wird wirklich gut upgedated“, so die Masterstudentin, die derzeit im vierten Semester ist.

Außerdem sei die Mitarbeit am Magazin eine gute Gelegenheit zum Netzwerken: „Man hat Kontakt zu den Planern und Architekten, die für „Zoll+“ schreiben, und bekommt einen Überblick darüber, wer in der Szene was macht“, so Diesenreiter weiter. Für die kommende Ausgabe im Dezember haben sich die Macher des grundsätzlich durch Inserate finanzierten Mediums wirtschaftlich auf neues Terrain begeben: „Wir versuchen erstmals, eine Ausgabe durch Crowdfunding zu finanzieren“, so Diesenreiter. Wer die „Zoll+“-Redaktion dabei unterstützen will, kann das unter www.startnext.at tun.

Ein klassisches Produkt sind dagegen die „Alumni-News“ der Wirtschaftsuniversität Wien mit der WU Executive Academy. Aber nur, was den Herausgeber angeht – die Zielgruppe der dreimal jährlich erscheinenden Publikation ist keine studentische: Die Zeitung richtet sich an die Absolventen. Sie hält sie über die aktuellen Entwicklungen an ihrer Alma Mater, aber auch in ihren Fachgebieten und Weiterbildungsmöglichkeiten auf dem Laufenden. „Grundsätzlich haben die ,Alumni-News‘ zwei Aspekte“, erklärt Geschäftsführerin Stephanie Marberger. „Zum einen geht es um Forschungsinhalte zu einem Generalthema, die von Experten und Professoren diskutiert und präsentiert werden. Zum anderen geht es um die Frage ,Was tut sich an der WU selbst?‘ und darum, den Kontakt zu den Absolventen zu halten.“

Ein Service, der nicht nur in Österreich, sondern auch international geschätzt wird: 40.000 Alumni erhalten die „Alumni-News“, 2600 von ihnen lassen sich die Ausgabe ins Ausland schicken. Bei der Gestaltung der Inhalte freut sich Marberger darüber, „auf die kompetenteste Redaktion des Landes zurückgreifen zu können“, denn die Artikel in der Zeitung werden zum Großteil von Professoren, Forschern, Post-Graduate-Absolventen und ausgewählten Unternehmensmitarbeitern verfasst. „In der letzten Ausgabe haben wir allein 18 Autoren im vorderen Teil gehabt“, so Marberger. Der „hintere“ Teil wird dagegen vom zweiköpfigen Redaktionsteam gestaltet, hier kommen hin und wieder auch Studierende der WU zum Einsatz. Bis sie aber zur Zielgruppe der „Alumni-News“ werden, müssen sie sich noch mindestens einen Bachelorabschluss lang gedulden.

Gemischte Leserschicht

Das müssen die Leser und Macher der Innsbrucker Studentenzeitschrift „Die Zeitlos“ nicht. Denn hier können sich Studierende aller Innsbrucker (Fach-)Hochschulen einbringen und Inhalte für Studenten vom Bachelor bis zum Post-Graduate verfassen. In den fünf Rubriken Genial, Studieren, Trends, Welt und Zügellos geht es in einer Ausgabe pro Semester um alles, „was mit den beiden Grundthemen Studieren und Innsbruck zu tun hat“, wie Chefredakteur Ulrich Ringhofer erklärt. Seit der Neugründung im Jahr 2011 hat das Magazin eine Auflage von 2500 Exemplaren – mit Ausnahme der aktuellen Ausgabe, die nur online erschienen ist –, einen Umfang von rund 40 Seiten und wird von einem 20-köpfigen Redaktionsteam produziert.

Das aber keineswegs nur aus angehenden Journalisten besteht, dieses Berufsziel haben lauf Ringhofer weniger als die Hälfte der Mitarbeiter. „Die meisten machen hier mit, weil es Spaß macht, wir eine lustige Truppe sind und es gut ist, praktische Erfahrungen zu sammeln“, so Ringhofer. Was auch einfach ganz hervorragende Gründe für ein Studentenmedium sind.

INFORMATION

Publikationen von Studierenden gibt es an Österreichs Hochschulen zahlreiche, von der kleinen Alumnizeitung bis zur internationalen Fachzeitschrift wie die „L'Homme, die Europäische Zeitschrift für Feministische Geschichtswissenschaft“, die am 28. November mit einem Jubiläumsfest zum 25. Geburtstag im Wiener Rathaus gewürdigt wird.

Was in den zunehmend beliebter werdenden Onlinemedien der Hochschulen passiert, wird in einem der nächsten Bildungsschwerpunkte beleuchtet werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2014)

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