Erster "Professor für Nachhilfe"

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Alfred Ziegler arbeitet an der Uni Osnabrück als der erste Professor, der nur Nachhilfe erteilt. Er sieht sich als "Notarzt der Studenten".

Alfred Ziegler ist promovierter und habilitierter Physiker. Eigntlich sollte er Spitzenforschung betreiben, tatsächlich macht er aber nichts anderes, als Studenten mit Problemen zu helfen: Er erklärt ihnen die Welt der Physik so, dass sie sie verstehen. Egal, ob es um die Vorlesungen seiner Kollegen geht oder um Grundlagen, die die Jungphysiker schon längst kennen sollten. Ziegler, 63 Jahre alt, sieht sich als Notarzt der Studenten, wie er verschiedenen Zeitungen sagt. An seiner Bürotür hängt, dieser Logik folgend, ein Zettel mit der Aufschrift "Wir bringen Sie durch!".

Zieglers Stelle wurde im Jahr 2008 geschaffen. Dem damaligen Dekan war aufgefallen, dass selbst Studenten in höheren Semestern viele Lücken bei den Grundlagen haben. Wegen der hohen Abbrecherquote beschloss die Uni, zwei neue Professuren für Personen zu schaffen, die sich ausschließlich intensiv um die Studenten kümmern sollten. Zieglers Posten wurde von den Studenten gut angenommen, er ist nicht mehr befristet. Geplant ist, dass er bis zum Ruhestand in ein paar Jahren so weiter arbeitet.

Weniger Studienabbrecher

Ziegler sieht auch Erfolge bei seiner Arbeit: "Die Quote der Studienabbrecher ist zurückgegangen. Es gibt leider keine verlässlichen Zahlen, aber wir beobachten eine klare Veränderung. Und mir haben schon viele Studenten gesagt: Ohne Sie hätte ich längst abgebrochen", erzählt er dem "Spiegel". Anders als seine Kollegen würder er intensiv über das Warum und Wieso sprechen und nicht einfach referieren, wie er sagt.

In Österreich ist noch keine vergelichbare Beseztzung bekannt. Die Uni Wien zeigt sich angesichts des Osnabrücker Falls recht verwundert und verweist darauf, dass es in Österreich ja Studieneingangs- und Orientierungsphasen gebe. Den Einsatz von Nachhilfelehrern hält man "nicht für eine Lösung, sondern für Symptombekämpfung", heißt es gegenüber der "Presse" aus dem Rektorat der Uni.

Zum Interview des "Spiegel" und zum Bericht der FAZ.

(rovi)

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