Gleiche Jobchancen für Akademiker und Lehrabsolventen

Clemens Fabry
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Österreich weist eine der niedrigsten Akademikerquoten in der OECD auf. Gleichzeitig gibt es hierzulande die zweitmeisten Absolventen einer Lehre.

Österreich weist nach wie vor eine der niedrigsten Akademikerquoten in der OECD auf. Das zeigt einmal mehr ein am Montag veröffentlichtes Update der Studie "Bildung auf einen Blick". Umgekehrt gibt es hierzulande die zweitmeisten Absolventen einer Lehre bzw. vergleichbaren Ausbildung. Die Chancen am Jobmarkt sind übrigens ähnlich: Beide Gruppen weisen eine etwa gleich hohe Arbeitslosigkeit auf.

In Österreich hatten 2013 nur 14 Prozent der 25- bis 64-Jährigen einen akademischen Abschluss (Tertiärbereich A; in Österreich: Universität, Fachhochschule, Pädagogische Hochschule). Das ist der zweitniedrigste Wert vor Slowenien (13 Prozent), knapp vor Österreich liegen die Türkei, Portugal und Italien (16 Prozent), Deutschland (17 Prozent) sowie Slowakei, Mexiko und Griechenland (je 18 Prozent). Spitzenreiter sind Norwegen (37 Prozent) und Dänemark (33 Prozent).

Zum tertiären Sektor zählt die OECD auch noch den sogenannten außerhochschulischen Tertiärbereich (Tertiärbereich B): Das sind in Österreich etwa Kollegs, berufs- und lehrerbildende Akademien, Uni-Lehrgänge oder Meister-, Werkmeister- und Bauhandwerkerschulen, deren Absolventen aber hierzulande nicht als Akademiker zählen - in Österreich haben sieben Prozent der 25- bis 64-Jährigen einen solchen Abschluss. Das ist ebenfalls ein geringer Wert im OECD-Vergleich.

Zählt man die beiden Tertiärbereiche (sowie die in manchen Staaten extra ausgewiesenen Doktorate) zusammen, kommt man auf die Akademikerquote im weiteren Sinn: Hier erreicht Österreich einen Wert von 21 Prozent (OECD-Schnitt: 33 Prozent). An der Spitze liegen hier Kanada (53 Prozent) und Japan (47 Prozent).

Lehre in anderen Ländern unbekannt

Umgekehrt trumpft Österreich vor allem bei den Absolventen von berufsbezogenen Ausbildungen auf Sekundarstufenebene (v.a. Lehre, berufsbildende mittlere Schulen) stark auf - solche Ausbildungswege kennen viele andere Länder in dieser Form gar nicht. 46 Prozent haben in Österreich einen derartigen Abschluss, das ist fast so viel wie beim Spitzenreiter Deutschland (47 Prozent). Zusammen mit den AHS-und BHS-Maturanten sowie den Absolventen von Schulen für Gesundheits- und Krankenpflege bzw. für den medizinisch-technischen Fachdienst zählen sie zum sogenannten oberen Sekundar- sowie postsekundären nichttertiären Bereich. 62 Prozent der 25- bis 64-Jährigen in Österreich haben einen Abschluss dieses Sektors (OECD-Schnitt: 44 Prozent).

Am unteren Ende des Qualifikationsrahmens stehen jene Personen, die nur einen Abschluss unterhalb des oberen Sekundarbereichs haben - das entspricht in Österreich in etwa einem Pflichtschulabschluss. In Österreich sind das 17 Prozent, der OECD-Schnitt liegt mit 23 Prozent höher.

Die niedrige Akademikerquote korrespondiert in Österreich (wie auch in Deutschland) also mit einer sehr hohen Abschlussrate im oberen Sekundarbereich, vor allem in der berufsbezogenen Ausbildung, und einer recht niedrigen Quote von Personen mit lediglich geringen Qualifikationen.

Hohe Arbeitslosigkeit bei AHS-Maturanten

Die Arbeitslosigkeit von Akademikern und Lehr- bzw. BMS-Absolventen ist übrigens in Österreich praktisch gleich hoch: Bei den Akademikern (Tertiärbereich A) lag sie bei 3,8 Prozent, bei den Absolventen der berufsbezogenen Ausbildungen bei 3,9 Prozent.

Am höchsten war sie erwartungsgemäß bei den Personen mit höchstens Pflichtschulabschluss (9,3 Prozent), gefolgt von den AHS-Maturanten (sechs Prozent). Am geringsten war die Arbeitslosigkeit bei Absolventen von Kollegs, berufs- und lehrerbildenden Akademien, Uni-Lehrgängen oder Meister-, Werkmeister- und Bauhandwerkerschulen (1,7 Prozent).

(APA)

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