An Unis mit Hürden wird aktiver studiert

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Themenbild(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Studierenden machen mehr Prüfungen, vor allem in Studien mit Beschränkungen. Die Betreuung hat sich verschlechtert.

Wien. Einmal mehr sieht sich Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) bestätigt, was seine Politik in Sachen Uni-Zugangsbeschränkungen angeht: Im aktuellen Universitätsbericht, den sein Ministerium nun vorgelegt hat, zeigt sich, dass Studierende an Unis mit Zugangshürden aktiver studieren als an Hochschulen mit freiem Zugang.„Mit den Zugangsregelungen (...) stärken wir die Verbindlichkeit des Studiums“, so Mitterlehner.

Insgesamt hat die Prüfungsaktivität der Studenten in den vergangenen Jahren zugenommen. Demnach stieg die Zahl der prüfungsaktiven Studien zwischen 2009 und 2012 um neun Prozent – das ist wesentlich höher als das Plus bei den betriebenen Studien (drei Prozent). Als prüfungsaktiv wird ein Studium gewertet, wenn in einem Jahr 16 ECTS-Punkte oder acht Semesterstunden erbracht wurden – das ist etwa ein Viertel des Jahresaufwands für ein Vollzeitstudium. Gemessen wird das pro inskribiertem Fach.

Kunst-Unis, Med-Unis vorn

Auch wenn an manchen der (beschränkten) Unis die absolute Zahl der prüfungsaktiven Studien stagnierte oder sogar etwas sank, klar ist: Die zehn Unis mit der höchsten Prüfungsaktivität sind die sechs Kunst-Unis, die drei Med-Unis und die Veterinärmedizinische Uni – genau jene, die nur Studien mit Zugangsregelung oder Eignungstest führen (siehe Grafik). Den höchsten Wert bei jenen Unis, die keine oder nur vereinzelt Hürden hatten, hat die Uni für Bodenkultur gefolgt von der Montan-Uni. Im Schnitt zählt nur gut die Hälfte aller Studien als prüfungsaktiv. Hinten liegen Uni Wien, Wirtschaftsuni und Uni Linz. Nicht einbezogen sind die Schranken in Architektur, Biologie, Informatik, Pharmazie und Wirtschaft, die 2013 eingeführt wurden.

Weil diese neueren Schranken mit Ende des Jahres auslaufen, ist alles, was mit Uni-Zugang zu tun haben, umso relevanter: Minister Mitterlehner wird demnächst mit der SPÖ über eine Verlängerung der Hürden verhandeln. Er will auch weitere Fächer beschränken – etwa Jus oder Sprachen. Und was der Bericht einmal mehr bestätigt: Die Prüfungsaktivität sei in „besonders stark nachgefragten, nicht zugangsgeregelten Studien (...) signifikant niedriger“.

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Schlechtere Betreuung

Das Betreuungsverhältnis ist an den heimischen Unis laut Bericht nach wie vor nicht sonderlich gut. So betreute ein Professor 2013 im Schnitt 121 Studenten. Am besten sind die Betreuungsverhältnisse an zugangsbeschränkten Unis (siehe Grafik). Die meisten Studenten betreut ein Professor an der WU (276), gefolgt von Uni und TU Wien.

Auf dem Papier hat sich das Betreuungsverhältnis bei den Professoren zwar etwas verbessert – de facto aber nicht: Setzt man die Lehrenden in Relation mit den prüfungsaktiven Studenten, kommt sogar eine Verschlechterung heraus – weil die Prüfungsaktivität stark gestiegen ist, die Zahl der Lehrenden aber nicht im gleichen Ausmaß.

Rektorenchef Heinrich Schmidinger findet das „nach wie vor unbefriedigend“ – zumal der Bericht bestätige, dass geplante Verbesserungen am fehlenden Geld gescheitert seien. Die ÖH äußert „grobe Bedenken an der positiven Auslegung des Berichts seitens des Ministeriums“. Man müsse etwa auch qualitative Elemente wie die soziale Durchmischung der Studenten betrachten. (red./APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.02.2015)

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