Exmatrikulieren? WU will Handhabe gegen inaktive Studenten

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Wirtschaftsuni-Rektor Christoph Badelt fordert Zugangsregeln und kann sich vorstellen, prüfungsinaktive Studenten zu exmatrikulieren oder von ihnen Studiengebühren zu verlangen.

Wien. Was den Anteil der prüfungsaktiven Studierenden betrifft, so schneidet die Wirtschaftsuniversität im jüngsten Uni-Bericht nicht sonderlich gut ab. Weniger als die Hälfte der Studenten mache die notwendigen Prüfungen, um als aktiv gewertet zu werden. Rektor Christoph Badelt fordert nun Handhabe gegen inaktive Studenten. „Wir wollen Studierende haben, die wirklich da sind und sich engagieren“, sagt er. „Man muss den Unis aber auch die Möglichkeiten dazu geben.“

Grundsätzlich kritisiert Badelt, dass die Zahl der inskribierten Studierenden nicht aussagekräftig sei. „Wenn der Anteil der nicht prüfungsaktiven Studenten bei mehr als 50 Prozent liegt, ist klar, dass man ein völlig verzerrtes Bild von der realen Situation hat.“ Das liege zunächst einmal am unregulierten Zugang. „In einem System, in dem der Zugang völlig frei ist, schreiben sich viele ein und studieren eigentlich gar nicht“, so Badelt. Mit den Zugangsregeln in Wirtschaft verändere sich das deutlich. Das zeige auch der Vergleich: Im Wirtschaftsrecht – das nicht beschränkt ist – sei der Anteil der inaktiven Studenten deutlich höher. „Man sollte den Zugang so regeln, dass die Studierenden seriös studieren können – auch Teilzeit, wenn man einen solchen Status einführt“, sagt Badelt.

Zweitens sieht der WU-Rektor aber auch das Problem, dass die Unis gegen inaktive – eingeschriebene – Studenten nichts ausrichten können. Umso mehr, weil sich inzwischen ein Teil des Uni-Budgets an den prüfungsaktiven Studierenden orientiert. „Es ist paradox, dass beim Geldverteilen nur die prüfungsaktiven Studenten zählen, die Unis gleichzeitig aber keine Möglichkeit haben, die inaktiven daran zu hindern, an der Uni zu bleiben.“

Geht es nach Badelt, könnten Studierende, die über ein oder zwei Jahre hinweg keine Studienleistung erbringen, exmatrikuliert werden. Alternativ kann er sich auch vorstellen, bei den Studiengebühren nachzuschärfen – die derzeit bezahlt werden müssen, wenn Studenten die Mindeststudienzeit um mehr als ein Semester überschreiten. „Man könnte das System über finanzielle Anreize beeinflussen.“ Inaktive Studenten könnten schon früher zahlen müssen. „Oder nur das erste Studium ist gratis.“

Brauchen auch Ressourcen

Wenn die Unis Absolventen hervorbringen sollten, müsse man auch darauf reagieren, dass große Anteile an Studenten da sind, die wenig Leistungen erbringen – aber trotzdem Ressourcen in Anspruch nehmen. „Es wäre ein großer Irrtum zu denken, dass Studenten, die keine Prüfungen absolvieren, die Uni nicht benutzen“, sagt der Rektor. „Wenn man politisch das Ziel verfolgt, dass Menschen das Uni-Angebot auch rein zu Bildungszwecken in Anspruch nehmen können, ohne einen Abschluss anzustreben, kann man das natürlich ermöglichen. Aber es muss den Unis finanziell abgegolten werden.“ (beba)

Auf einen Blick

Prüfungsaktivität. Als prüfungsaktiv wird ein Studium gewertet, wenn in einem Jahr 16 ECTS-Punkte oder acht Semesterstunden erbracht wurden – das ist etwa ein Viertel des Jahresaufwands für ein Vollzeitstudium. Gemessen wird das pro inskribiertem Fach (und nicht pro Student). Laut dem aktuellen Uni-Bericht des Wissenschaftsressorts liegt die WU beim Anteil der Prüfungsaktiven mit 45 Prozent an zweitletzter Stelle. Ganz hinten: die Uni Linz.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.02.2015)

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