Russische Universitäten holen in Rankings auf

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Hochschulen in Russland stehen vermehrt unter Konkurrenzdruck. Sie kämpfen um Geld und um Studenten - doch nur besonders geförderte Exzellenz-Einrichtungen schaffen es bisher in internationale Rankings.

Moskau. Was ist im vergangenen Jahr mit der Lomonossow-Universität passiert? Im Times-Higher-Education-Ranking der weltweit besten 100 Universitäten belegte die Moskauer Traditionseinrichtung im Jahr 2014 noch einen Platz zwischen 51 und 60. In der aktuellen Rangliste ist sie auf Platz 25 zu finden – eine Verbesserung um mehr als 25 Punkte. Das Ranking, in dem Akademiker den Ruf von Hochschulen bewerten, listet bereits zum vierten Mal in Folge keine österreichische Hochschule unter den besten 100, dafür führt sie sogar eine zweite russische Uni an: Die Staatliche Universität St. Petersburg findet sich zwischen den Rängen 71 und 80 wieder.

Russlands Universitäten investieren seit geraumer Zeit in ihren Ruf, in Ausbildungsqualität und Infrastruktur. Auf gutes Abschneiden in internationalen Wertungen legt die Regierung viel Wert. Der Konkurrenzdruck zwischen den Bildungseinrichtungen ist gestiegen. Jede russische Hochschule, die etwas auf sich hält, bemüht sich daher um ein gutes Ranking-Ergebnis. Es kann entscheidend sein im Wettbewerb um finanzielle Mittel und Studenten mit guten Noten.

Beide im Ranking genannten Hochschulen sind Universitäten mit Sonderstatus, der exzellenten Instituten innerhalb der Russischen Föderation gewährt wird. Sie erhalten mehr Mittel als andere.

Konkurrenz zwischen Unis

Vom verstärkten Konkurrenzkampf kann auch der Rektor der Moskauer Plechanow-Universität, einer renommierten Wirtschafts-Hochschule, erzählen. Im Times-Higher-Education-Ranking kommt die Plechanow-Universität noch nicht vor. Im World University Ranking der Firma QS für die BRICS-Länder nimmt die Hochschule den 100. Platz ein. Mehrere russische Universitäten liegen vor ihr. Rektor Viktor Grischin weiß, dass es Raum für Verbesserung gibt. Gleichzeitig weiß er um die Tücken von Rankings. „Verschiedene Hochschulen haben ganz eigene Profile. Es ist schwierig, sie zu vergleichen.“

Die Plechanow-Universität hat in den vergangenen Jahren viel Geld in ihre Infrastruktur investiert: Das Gründungsgebäude wurde renoviert. Die Bibliothek der Wirtschaftshochschule ist mit Computerarbeitsplätzen ausgestattet, und in einem „Situation Room“ beobachten Studenten die Wirtschaftsdaten für die russischen Regionen. Man bemüht sich um ausländische Studenten und internationale Uni-Kooperationen, vor allem mit Westeuropa. Das erleichtert nicht nur den Transfer von Know-how, es kommt bei den aufstiegsbewussten jungen Menschen gut an. Hier ist sie wieder, die Betonung des guten Rufs: In Hochglanz-Broschüren werden die Vorzüge der Hochschule ausführlich beworben. So bietet die Uni-eigene Business School etwa einen Internationalen MBA-Abschluss an. Hört man sich unter den Studierenden um, dann heißt es, dass ein Abschluss an der Plechanow-Universität noch immer den Einstieg in den Arbeitsmarkt erleichtere. „Wir haben immer darauf Wert gelegt, jenes Personal auszubilden, das das Land braucht“, heißt es von Seiten der Universitätsleitung.

Gleichzeitig haben die russischen Unis eine enorme Reformlast zu bewältigen. Die Zahl der Unis wird nominell verringert, Hochschulen zu Föderalen Universitäten zusammengezogen. Das soll Personalkosten sparen und Synergien bringen. Eine Folge davon, die von den Lehrkräften selbst durchaus kritisch gesehen wird: Es entstehen Riesenuniversitäten. Die Plechanow-Universität hatte bis vor ein paar Jahren 8000 Studenten. Jetzt zählt sie 64.000. Zwei Provinz-Hochschulen wurden einfach „geschluckt“. Ob die gute Qualität gehalten werden kann, ist offen. Rektor Viktor Grischin sagt dazu jedenfalls entschlossen: „Für uns ist wichtig, im Rating nicht zu fallen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2015)

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