Ein Viertel der Studenten hat Diskriminierung erlebt

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Eine Studie von IHS und ÖH zeigt Diskriminierungserfahrungen. 72 Prozent der Betroffenen haben den Vorfall nicht gemeldet.

Wien. Ein Professor, der einer Technikstudentin versichert, dass ihre männlichen Kollegen ihr bestimmt gern helfen, wenn sie ihnen dafür Kuchen backe. Ein anderer, der erklärt, dass Frauen ohnedies nicht Mathematik studieren sollten. Ein Studierender mit Migrationshintergrund, der trotz besserer Qualifikation für Uni-Jobs nur Absagen bekommt, und türkische Studierende, die von ihren Mitstudenten distanziert behandelt werden. Das sind keine Einzelfälle, wie eine aktuelle Studie zeigt, die das IHS und die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) nun präsentiert haben. Dafür wurden rund 3700 Studierende an österreichischen Universitäten und Fachhochschulen online befragt.

Fast jeder vierte Befragte hat demnach im Studium bereits in irgendeiner Form eine Diskriminierung erfahren. Bei den Gründen ganz vorn: Geschlecht und Nationalität. Jeweils sieben Prozent der Befragten gaben an, an der Uni oder Fachhochschule wegen dieser Gründe diskriminiert worden zu sein. Konkret hat jede zehnte Studentin aufgrund ihres Geschlechts Diskriminierung erlebt (bei den Männern sind es drei Prozent). Jeder achte Studierende mit Wurzeln außerhalb der EU wurde wegen seiner ethnischen Herkunft diskriminiert, jeder vierte ausländische Student wegen seiner Nationalität.

Unangemessene Berührungen

Meistens geht es dabei um verbale Angriffe oder zweideutige Witze, die Zuschreibung von Unvermögen aufgrund irgendwelcher Stereotype und die ungleiche Verteilung von Ressourcen – etwa Laborplätze oder die Aufmerksamkeit von Lehrenden. Knapp ein Prozent der Befragten berichtet sogar von unangemessenen Berührungen.

Diskriminierung aufgrund des Geschlechts geht dabei vor allem von den Lehrenden aus – Stichwort Frauen und Mathematik. Werden Studenten aufgrund ihrer Herkunft diskriminiert, passiert das vor allem vonseiten anderer Studierender, wie es in der Studie heißt. Dass Studenten hier bisweilen ziemliche Vorbehalte haben, zeigt sich auch in einem anderen Ergebnis: Immerhin jeder zehnte Studierende gibt an, dass ein geringerer Ausländeranteil für das Klima an Hochschulen besser wäre. Ein Viertel plädierte für einen eingeschränkten Uni-Zugang von Ausländern.

Gemeldet werden Vorfälle übrigens kaum: Fast drei Viertel der Studenten, die Diskriminierung erlebt haben, haben das nirgendwo gemeldet, sondern es nur mit Familie, Freunden oder gar niemandem geteilt. „Für uns zeigt das ganz klar, dass es Anlaufstellen an den Hochschulen braucht, die Studierenden bei derartigen Erlebnissen zur Seite stehen und ihnen eine unkomplizierte Meldung der Vorfälle ermöglichen“, sagt ÖH-Generalsekretärin Julia Freidl (VSStÖ). „Die Hochschulen, das Ministerium und wir als ÖH sind hier gefragt.“

Besonders oft erleben übrigens Studenten an Kunstuniversitäten Diskriminierung: Die Studienautoren erklären das unter anderem damit, dass es dort einen besonders hohen Anteil von Frauen und ausländischen Studenten gibt. (beba)

(APA)

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