IV will Schule und Kindergarten zusammenführen

Georg Kapsch
Georg Kapsch (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Industriellenvereinigung fordert eine frühere Bildungspflicht. Besser ausgebildete Pädagoginnen sollen so viel verdienen wie Lehrer.

Wien. Die Industrie fordert elementare Änderungen im Kindergartenbereich. In Zukunft soll etwa die Hälfte der Pädagoginnen studieren: Kindergarten-Leiterinnen sollen einen Master, Gruppenleiterinnen einen Bachelor vorweisen könne, erklärte die IV am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Der Verdienst soll dem von Lehrern entsprechen. Mit einem höheren sozialen Prestige will man auch mehr Männer in den Beruf holen.

Kern der Forderungen ist aber die Aufweichung der Grenzen zwischen Schule und Kindergarten. Künftig soll die Bildungspflicht mit vier Jahren beginnen, unter denselben Vorzeichen wie das derzeit bestehende verpflichtende Kindergartenjahr. Mit fünf sollen die Kinder dann stärker an die Schule herangeführt werden: IV-Präsident Georg Kapsch spricht davon, dass „gewisse schulische Inhalte und gewisse schulische Methoden“ übernommen werden sollen – allerdings ohne den Kindergarten zu verschulen, sondern auf spielerische Art und Weise. Dieses Vorschuljahr soll – anders als dies zuvor gefordert wurde – an den Kindergärten angesiedelt sein. Langfristig sollten aber beide Institutionen eine Einheit bilden, sagt Kapsch.

Kindergarten zum Bund

Vonseiten der Kindergartenpädagoginnen erhält der Vorschlag jedenfalls Beifall – anders als noch vor wenigen Monaten, als erste Pläne für ein „Schulstartjahr“ bekannt wurden. Der Unterschied: Die Schule soll nicht vorgezogen, sondern der Kindergarten qualitativ verbessert werden. Der Förderbedarf des einzelnen Kindes würde im Mittelpunkt stehen und die Schulreife nicht mehr durch einen punktuellen Test an einem Tag bestimmt werden.

Warum sich die Industriellenvereinigung mit Österreichs Kindergärten beschäftigt? „Weil wir einen gesellschaftspolitischen Auftrag sehen“, wie Kapsch bei der Präsentation der „Besten Bildung von Anfang an“ in den Raum stellt. Wobei er sich darauf freilich nicht beschränkt, denn die Elementarpädagogik sei auch „Basis für volkswirtschaftliche Entwicklung“.

Ein weiterer wichtiger Punkt sei, den Wirrwarr an Kompetenzen zu regeln. Es brauche Bundeskompetenz für die Elementarpädagogik, betonte die Vorsitzende der Jungen Industrie, Therese Niss. Die Qualität dürfe nicht vom Wohnort abhängen. Derzeit gebe es neun Rahmenbedingungen, neun verschiedene Bezahlungssysteme und neun verschiedene Betreuungsschlüssel. Künftig soll ein Bundesrahmengesetz etwa die Qualifikation der Mitarbeiter, Betreuungsschlüssel und Gruppengrößen, Öffnungszeiten und Richtlinien zur Mittelvergabe regeln. Für die künftige Pro-Kopf-Finanzierung soll dann auch der Bund zuständig sein.

Ob der Einfluss der Industrie für solche Änderungen ausreicht, konnte Kapsch nicht sagen. Manche Dinge müsse man aber einfach machen – „um die Zivilgesellschaft aufzurütteln“. (rovi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2015)

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