Uni: Mitterlehner will weitere Zugangsbeschränkungen

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Künftig sollen etwa auch Jus wegen der hohen Studentenzahlen und Chemie wegen der teuren Laborplätze beschränkt werden.

Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) will die 2013 befristet eingeführten Zugangsbeschränkungen in den Studienfeldern Architektur, Biologie, Informatik, Pharmazie und Wirtschaft verlängern und auf Fächer wie Jus und Chemie ausweiten. Außerdem soll die Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP) reformiert und etwa mit einer Mindestanzahl an ECTS-Punkten ausgestattet werden.

"Selbstzerstörungs-Mechanismus"

Sowohl die Zugangsbeschränkungen in den fünf Studienfeldern als auch die STEOP sind mit einem gesetzlichen "Selbstzerstörungs-Mechanismus" ausgestattet. Werden sie nicht verlängert, treten sie Ende 2015 außer Kraft. Mitterlehner will nun - ausgestattet mit zwei Evaluierungen des Instituts für Höhere Studien (IHS) - mit der SPÖ über eine Verlängerung verhandeln und diese im Herbst beschließen, so der Minister vor Journalisten.

Die Zugangsbeschränkungen in den fünf Studienfeldern betreffen insgesamt 40 Fächer: Bei Überschreitung einer gesetzlich festgelegten Höchstzahl an Studienwerbern können die Unis eine Aufnahmeprüfung durchführen. In der Praxis gliederten sie dieses Verfahren in eine Registrierungsphase, ein Online-Self-Assessment bzw. die Vorlage eines Motivationsschreibens und erst am Schluss einen Aufnahmetest.

Niemand scheiterte an Testergebnis

Die IHS-Evaluierung zeigte nun unter anderem, dass sich einerseits nur die Hälfte der Studien an den Aufnahmeverfahren beteiligt haben und dass in beiden Jahren kein einziger Studienwerber aufgrund seines Testergebnisses scheiterte. Grund: Zwar registrierten sich in manchen Studien durchaus mehr Bewerber als Plätze vorhanden waren - später gaben sie aber entweder kein Motivationsschreiben ab bzw. absolvierten das (nicht beurteilte) Self Assessment nicht oder kreuzten bei der Prüfung nicht auf. Alle Studienwerber, die zur Prüfung antraten, wurden daher auch aufgenommen - offenbar war also die Prüfungs-Drohung schon stärker als die Ausführung.

Im ersten der beiden überprüften Jahre (2013/14 und 2014/15) sank die Studienanfängerzahl in diesen Fächern um 30 Prozent, im zweiten stieg sie aber wieder um rund 20 Prozent an.

Anteil von Arbeiterkindern blieb gleich

Bei der sozialen Zusammensetzung der Studenten hat sich "keinerlei systematische Veränderung" ergeben, so Studienautor Martin Unger - und zwar unabhängig davon, ob ein Aufnahmeverfahren durchgeführt wurde oder nicht. Die Anteile von Arbeiter- bzw. Akademikerkindern seien gleich geblieben. Auch an der Geschlechter-Zusammensetzung habe sich nichts geändert. Der Rückgang bei den Studenten, die über Berufsreife- bzw. Studienberechtigungsprüfung an die Uni kamen, sei sogar unterdurchschnittlich gewesen, so Unger. Einzig bei älteren Studienwerbern (über 24) habe es einen etwas stärkeren Rückgang gegeben.

Mehr oder weniger Absolventen?

Tendenziell hat es in den fünf Studienfeldern nach Einführung der Beschränkung weniger Studienabbrüche und Studienwechsel gegeben. "Bei manchen Studien gibt es sogar durchaus die Hoffnung, dass man am Schluss mehr Absolventen hat", so Unger. In anderen seien die Anfänger-Rückgänge allerdings so stark gewesen, dass am Schluss weniger Absolventen stehen würden.

Analysiert wurde auch durch Befragungen, welche Studienwerber trotz Anmeldung nicht zur Prüfung erschienen: Dies seien vor allem Personen gewesen, die sich an mehreren Unis angemeldet haben - etwa für Wirtschaft an der Uni Wien und der Wirtschaftsuni. Außerdem würden viele Deutsche "pokern": Da diese erst relativ spät Bescheid bekommen, ob sie einen Studienplatz in ihrer Heimat erhalten, würden sie sich zur Sicherheit an österreichischen Unis anmelden.

"Bessere Planbarkeit" für Unis

Für Mitterlehner haben die Unis durch die Beschränkungen in diesen Fächern eine "bessere Planbarkeit ihrer Ressourcen" erhalten. Die Studenten wiederum hätten sich zwar klarer orientieren und bewusster für ein Fach entscheiden müssen - dennoch sei niemand abgewiesen worden.

Gleichzeitig führte das Ministerium eine Befragung der 15 Rektoren der wissenschaftlichen Unis durch. Von diesen sprachen sich 13 für eine weitere Beschränkung aus - in durchaus unterschiedlicher Form, so der stellvertretende Hochschul-Sektionschef Heribert Wulz: Manche würden sich Beschränkungen in allen Fächern wünschen, andere den Status quo, wieder andere die Ausweitung auf bestimmte Fächer.

Jus, Chemie und andere

Letzteres will auch Mitterlehner: Jus soll aufgrund der hohen Studentenzahlen beschränkt werden, Chemie aufgrund der teuren Laborplätze sowie Verdrängungseffekten aus der Pharmazie. Auch andere Fächer seien möglich - hier wolle er aber den Verhandlungen nicht vorgreifen.

Einen wahren Wildwuchs an Regelungen erhob das IHS bei seiner Evaluierung der STEOP. Diese gilt an jenen elf Unis, wo es keine generellen Zugangsbeschränkungen gibt. Der ein Semester dauernde Studienabschnitt soll einen Überblick über Inhalt und Ausrichtung des jeweiligen Studiums liefern. Nur wer alle Prüfungen der STEOP besteht, darf weiterstudieren.

STEOP extrem unterschiedlich implementiert

"Die STEOP ist extrem unterschiedlich implementiert", so Unger. Sie umfasst je nach Uni einen bis zu 30 ECTS-Punkte. Außerdem dürfe man je nach Uni in einem unterschiedlichen Ausmaß Lehrveranstaltungen vorziehen: "Manche sind sehr großzügig, andere räumen kaum die Möglichkeit dazu ein."

Auch die STEOP führte laut Unger zu keinen Veränderungen bei der Zusammensetzung der Studierenden - weder bei der sozialen Herkunft noch nach Geschlechtern. "Wenn sie abbrechen, dann ohne Rückschluss auf die soziale Herkunft."

Problem der aktuellen STEOP sei die Vermischung von drei Ebenen, betonte Unger: Information, Orientierung über die Inhalte des Studiums sowie eine Zugangsregelung. Er empfahl eine "saubere Trennung" dieser Bereiche. Außerdem sollte das Gesetz verbindlicher formuliert und etwa eine Spanne der eine STEOP umfassenden ECTS-Punkte festgelegt werden: "Ein ECTS-Punkt kann keinen Überblick über ein Studium geben. Es sollte einen Minimalwert geben."

Mitterlehner schweben hier acht ECTS-Punkte vor. Das müsse aber noch mit SPÖ und HochschülerInnenschaft (ÖH) geklärt werden. Auch eine klare Trennung der Ebenen sei wünschenswert: "Die Studienberatung soll nicht Teil der STEOP sein."

(APA)

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