Uni-Zugang: TU-Rektor will mehr Beschränkungen

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TU-Graz-Chef Harald Kainz fordert ein System für den gesamten Uni-Bereich. Die Studenten sind empört über Minister Mitterlehner.

Die von Wissenschaftsminister Reinhold Mittlerlehner (ÖVP) angedachte Ausweitung der Zugangsbeschränkungen auch auf Chemie (und Jus, das es an den Technischen Unis nicht gibt) macht für den Rektor der Technischen Universität (TU) Graz, Harald Kainz, zwar durchaus Sinn: Man brauche aber insgesamt ein geschlossenes und für den gesamten Bereich durchdachtes Zugangssystem, das auf Kapazitäten und volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen Rücksicht nehme.

Derzeit gibt es nur in einigen Studienfeldern die Möglichkeit für Zugangsbeschränkungen - an den technischen Unis sind das Architektur, Biologie und Informatik. Der Wunsch nach einer Beschränkung der Chemie komme auch daher, dass es derzeit eine solche in der Mikrobiologie gebe: Als Folge würden viele Studenten Chemie inskribieren und über diesen Umweg im dritten Semester wieder in die Mikrobiologie einsteigen. "Um diese Verdrängungseffekte aufzufangen, macht eine Regelung für die Chemie also Sinn", so Kainz am Freitag.

Das Problem sei aber, dass man mit jeder weiteren partiellen Beschränkung eines Studiums weitere solche Verdrängungseffekte erzeuge. "Wir brauchen daher ein geschlossenes und für den Gesamtbereich durchdachtes System", meinte Kainz, der auch Präsident der TU Austria - eines Vereins der beiden TU in Wien und Graz sowie der Montanuni Leoben - ist. "Man muss ein mit den Universitäten und den Fachbereichen abgestimmtes System entwickeln, das auf die Kapazitäten der Unis und volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen Rücksicht nimmt und so zu einer gut strukturierten Steuerung der Studierendenströme kommen."

Grundsätzliches Okay von Unis

Ein grundsätzliches Okay zur von Wissenschaftsminister Mitterlehner angedachten Ausweitung bzw. Verlängerung der Zugangsbeschränkungen kam bereits von der Universitätenkonferenz. "Alle Unis halten Zugangsregelungen für nötig - in welchem Ausmaß und in welchen Fächern ist aber je nach Standort unterschiedlich", sagte Rektorenchef Heinrich Schmidinger.

Gleichzeitig müsse man aber die Platzbeschränkungen künftig an den Kapazitäten der Universitäten orientieren, betonte Schmidinger. "Wenn dies dann auch noch mit einer echten Studienplatzfinanzierung einherginge, wäre das System stimmig und praktikabel." Derzeit würden als Platzzahl dagegen die durchschnittliche Studentenzahlen der letzten drei Jahre herangezogen - unabhängig von den tatsächlichen Platz- bzw. Ausstattungsverhältnissen.

Teilweise nicht notwendig

Grundsätzlich hätten sich die Zugangsbeschränkungen bewährt, meinte der uniko-Präsident: Mit den (von der nunmehrigen Evaluierung allerdings nicht erfassten) Regelungen in Psychologie und Publizistik seien die Überlastungsprobleme an seiner eigenen Universität, der Uni Salzburg, wieder auf ein "bewältigbares Maß" reduziert worden.

Neue Beschränkungen in Fächern wie Chemie und Jus würden die Unis sehr unterschiedlich sehen: In Salzburg habe man etwa kein Chemie-Studium, in den Rechtswissenschaften sehe er dafür momentan keine Notwendigkeit: "Das kann aber an anderen Unis anders ausschauen", so Schmidinger. Die Unis müssten die Beschränkungen ja auch nicht nutzen, sollten im Bedarfsfall aber die Möglichkeit dazu haben.

Studenten sind empört

Empört zeigte sich dagegen die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH): Eine soziale Selektion bei den Studenten zeichne sich nur deshalb nicht ab, weil aufgrund der zu geringen Teilnehmerzahlen noch keine Aufnahmeprüfung durchgezogen worden sei, hieß es in einer Aussendung. Bei Fächern wie Medizin, Psychologie und Veterinärmedizin zeichne sich dagegen ein "historischer Tiefpunkt bei der sozialen Durchmischung ab".

"Es ist zu erwarten, dass dies auch bei den neu zugangsbeschränkten Fächern eintreten wird, sobald tatsächlich Tests stattfinden", so die ÖH. Eine Verlängerung oder sogar eine Ausweitung auf die Studienfächer Chemie und Rechtswissenschaften lehne man daher vehement ab.

(APA)

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