History Cooking und Fragebankerl: Die Uni Wien feiert im Alten AKH

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Wiener Universität feiert 650-Jahre-Jubiläum: Mit Future Lab und Forschungsparcours, Maschek, Attwengern und historischem Essen.

Der Plan, sagt Rektor Heinz Engl, stünde schon lange fest: An einem schönen Wochenende im Juni solle es sein, dass sich die Universität Wien in all ihren Facetten dem Publikum zeigt. Inzwischen kennt man den Wetterbericht – und hofft, „dass es nicht zu schön wird“: Auf dass die Wiener für das Wochenende nicht nur das Bad, sondern auch das Alte AKH einplanen. Denn dort hat man sich für das Campus-Festival zum 650-Jahre-Jubiläum der Universität einiges einfallen lassen. Es sei jene Veranstaltung im Reigen der vielen Festtermine, „bei der wir am ehesten Rechenschaft ablegen, wofür das Geld der Steuerzahler verwendet wird“, sagt Engl.

Organisiert hat das Campus-Festival Wissenschaftskommunikator Bertram Schütz (er hat selbst an der Uni Wien Politik, Geschichte und VWL studiert und etwa die Lange Nacht der Forschung ins Leben gerufen). „Ein Privileg“, nennt er seine aktuelle Aufgabe. Eineinhalb Jahre hat die Vorbereitung gedauert, und wenn man ihn nun nach den Highlights fragt, sprudelt er förmlich vor Begeisterung. Hundert Institute hätten sich auf den Aufruf hin mit Ideen gemeldet, 50 davon sind nun in mehreren Zelten aufbereitet. „Was mir besonders getaugt hat, war, dass die Wissenschaftler von sich aus Interesse gezeigt haben“, sagt Schütz. „Das ist selten – aber hier geht es eben um ihre eigene Uni.“

So entstand auf 1200 Quadratmetern der Forschungsparcours, in dem die Institute Einblick in aktuelle Forschungsprojekte geben. Die Bandbreite reicht dabei von den Naturwissenschaften (und neuen Materialien, die U-Bahnen zum Schweben bringen) bis zu den Geisteswissenschaften, wo Protestforscher Widerstand gegen die Abschiebung von Asylwerbern untersucht haben (besonders häufig, so zeigte sich, in katholischen Kirchengruppen) und Wahlforscher der Frage nachgingen: Warum wählt Österreich wie?

Von Tatorten und Vampiren

Mit ein wenig Augenzwinkern ist sogar die Vampirforschung inkludiert: Medienwissenschaftler Rainer Köppl beschäftigt sich schon seit Langem mit der Darstellung der Blutsauger – und wurde auch schon hinzugezogen, als die Leiche einer einschlägig rituell bestatteten Frau gefunden wurde. Etwas makaber ist auch die Arbeit von Martina Weber: Die Forensikerin von der Fakultät für Lebenswissenschaften untersucht Pollen an Mordopfern und Tatorten, und hat für den Forschungsparcours Fälle aufbereitet: Gedacht ist der Parcours nicht als reine Ausstellung, sondern möglichst interaktiv – mit Wissenschaftlern als Ansprechpartnern.

Die „Prominenz“ unter den Forschern hält zudem Vorträge, während 65 Jungwissenschaftler auf „Fragebankerln“ Einblick in ihre Forschungsbereiche geben sollen. Nicht zurück, sondern voraus blickt man im Future Lab – wenn auch nicht 650 Jahre, sondern nur 50. Wie die Welt 2065 aussehen werde, wurden dort Wissenschaftler gefragt. In kurzen Clips versuchen sie vorherzusagen, wie alt wir dann werden (noch älter, und das länger gesund), ob es noch Bücher geben wird (ja, aber es wird sie keiner lesen) oder wie wir Auto fahren und essen werden. Apropos essen, hier erlaubt sich die Uni dann doch einen Streifzug durch die Geschichte: Unter Anleitung der Salzburger Kochbuchautorin Beatrix Koll kochen die Lokale des Alten AKH historische Rezepte nach: So gibt es in der Stiegl-Ambulanz römische Pfirsichsuppe und Spanferkel, im Unibräu mittelalterliches Ochsenschwanzragout und bei Gangl „barocke“ Leberknödeln mit Sauerkraut (übrigens Mozarts Lieblingsspeise).

Gefeiert wird von Freitag bis Sonntag dann auch abends, FM4-Moderatoren führen durch ein Programm mit Poetry- und Science Slam, Maschek und den Science Busters, Garish, Attwengern und 5/8erl in Ehr'n. Campus-Festival, sagt Bertram Schütz, habe man die Veranstaltung übrigens ganz bewusst genannt: „Viele Wiener haben immer noch das alte AKH im Kopf, viele wissen gar nicht, wie viele Uni-Institute hier hinter den Mauern stecken.“

Auf einen Blick

Das Campus-Festival der Uni Wien findet von 12. bis 14. Juni auf dem Campus der Universität Wien (Altes AKH) statt. Rektor Heinz Engl eröffnet es am Freitag um 18 Uhr auf der Bühne im Hof 1. Schon tagsüber besuchen Schulklassen den Forschungsparcours und können sich über das Studienangebot beraten lassen. Zum Programm zählen ein Future Lab, Ausstellungen (etwa „Bedrohte Intelligenz“ über die Zeit vor und während des NS-Regimes), die Klanginstallation „Expansion of the Universe“, Public Lectures und „Fragebankerln“, ein Kinderprogramm mit Forschungsquiz-Rallye, History Cooking und Bühnenprogramm, danach ÖH-Clubbing (Grelle Forelle, Werk). www.univie.ac.at/650/campus-festival

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2015)

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