Kulturjournalismus: Mehr Profis für die Kunst

Symbolbild Studierende im Hörsaal
Symbolbild Studierende im Hörsaal(c) Michaela Seidler
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Im Herbst startet an der Uni Wien der neue Master Cultural Communication. Auch in bereits bestehenden Weiterbildungen wird das Thema stärker behandelt. Warum eigentlich?

Wer kennt sie nicht: Aussendungen zu Theater, Musik oder Kulturevents, die mit so viel Begeisterung und Insiderwissen geschrieben wurden, dass der Laie nur Bahnhof versteht. Neben Amusement kommt beim Leser auch ärgerliches Bedauern auf – man würde ja wirklich gern wissen, worum es geht. Doch wann, wo, was passiert, bleibt unergründlich.

Auch für den Verfasser ist dieser Zustand natürlich unbefriedigend bis geschäftsschädigend: So eine Meldung schafft es weder in eine Zeitung noch lockt sie Ausgehwillige in ein Konzert oder Museum. Traurig für Kunst und Kassa.

Feilen an Text und Konzept

Von Künstlerseite aus ist die Beschäftigung mit kultureller Kommunikation nichts Neues – und gehört zum Must-have im Kulturbetrieb. Immer mehr Angebote sollen den Kulturschaffenden helfen, die eigenen Werke bekannt zu machen und sich gekonnt auf dem Markt darzustellen. „Ob mithilfe alter oder Neuer Medien, die Botschaft muss stimmig sein. Wenn wir texten, sind wir wie Bildhauer. Wir arbeiten an einem Stein, behauen ihn und feilen an ihm“, beschreibt es das Institut für Kulturkonzepte, das etwa die Seminare Optimales Texten, PR im Kulturbereich oder den Lehrgang Kulturvermittlung anbietet. Im Seminar Texten geht es etwa um die Basics: Aufbau, Inhalte und Schreibstil, eigene Texte werden analysiert und bearbeitet. Auch die weiteren Lehrgänge vermitteln kompaktes Wissen zum jeweiligen Bereich.

Praxis für Kunstabsolventen

Alle Bereiche zusammen – und für die Zielgruppe Kunststudenten bzw. Personen, die unternehmerisches Kulturengagement professionalisieren möchten, aufbereitet – das soll der neue Master Kulturkommunikation und -journalismus (Cultural Communication) an der Uni Wien bieten. „Wir wollen Kunst und Kultur nicht nur fundiert, kritisch und zeitgemäß journalistisch vermitteln, sondern sie auch gezielt vermarkten und als Marke etablieren“, so Lehrgangsleiter Klaus Lojka. Weiters sollen Absolventen Kunst und Kultur als kommunikatives Handlungsprinzip beherrschen, auch im Rahmen unternehmerischer Vertrauenskommunikation. „Natürlich ist auch wirtschaftliche Kompetenz notwendig.“ Die Zielgruppe soll lernen, „mit der geschäftlichen und medialen Praxis umzugehen, um ihr Wissen überhaupt beruflich erfolgreich nutzen zu können“, so Lojka.

Der Lehrgang gilt als erste „Sonderedition“ des seit 30 Jahren bewährten Master of Public Communication an der Uni Wien. Lojka: „Alle zwei Jahre starten wir nun – in Ergänzung zu Public Communication – mit einem Spezialthema, das gerade gebraucht wird. Derzeit ist es Kultur und Kunst, in Zukunft kann es auch etwas anderes sein, das Professionalisierung benötigt.“ Ob die Idee ankommt? „Das ist keine Frage. ,So etwas brauchen wir schon lang‘ war quasi die Reaktion der Branche auf den Lehrgang“, berichtet Lojka.

Mit unabhängigem Sponsoring soll Studierenden daher auch der Besuch diverser Veranstaltungen vergünstigt werden, „denn man kann ja nicht über etwas schreiben und mit etwas umgehen, das man nicht kennt“, so Lojka. Ein wichtiger Bestandteil sind natürlich die Neuen Medien. Sie nicht zu nutzen kommt nicht infrage – doch unprofessionelles Herangehen kann langfristig nach hinten losgehen.

Neues Wahlfach in Krems

„Die Professionalisierung im Kulturjournalismus wird immer mehr zum Thema“, berichtet auch Julia Juster, Lehrgangsleiterin des Masters Qualitätsjournalismus an der Donau-Universität Krems. „Beispielsweise haben sich zwei Abschlussarbeiten unseres Masters mit Kulturblogs und Websites zum Thema Theater beschäftigt.“ Da auch die Nachfrage nach Weiterbildung dazu gestiegen ist, wird Kulturjournalismus ab Herbst 2015 erstmals als Wahlfach des Masters angeboten. An der Konzeption wird gerade gearbeitet. Angedacht ist auch ein eigenes Programm zu Kultureller Kommunikation, frühestens im nächsten Sommersemester.

Weiterbildung (Auszug):

Master Cultural Communication, Universität Wien,
http://cultural-communication.univie.ac.at
Am Montag, dem 17. August, stehen zwischen 18 und 20 Uhr Wolfgang Lamprecht und Nicole Wagner für Fragen rund um das Lehrangebot zur Verfügung (Währinger Straße 29). Bewerbungen für das Aufnahmeverfahren sind bis 1. September möglich. Der Lehrgang startet im Oktober.

Master Qualitätsjournalismus, Donau-Universität Krems,
www.donau-uni.ac.at

Kurse und Zertifikatslehrgänge, Institut für Kulturkonzepte, www.kulturkonzepte.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.08.2015)

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