Fachhochschulen: Unis sollen Doktorate prüfen lassen

Helmut Holzinger
Helmut Holzinger(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
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Die geplante Reform beim Doktorat bestärkt die FH. Sie drängen auf das Promotionsrecht. Und: Alle Doktorate sollen extern akkreditiert werden – auch die der Unis.

Wien. Die Fachhochschulen wittern Rückenwind für ihre Forderung nach dem Promotionsrecht. Seitdem die Donau-Uni Krems vor inzwischen zwei Jahren – trotz Widerstands der Hochschulcommunity – die Möglichkeit bekommen hat, Doktorate anzubieten, kämpfen die österreichischen Fachhochschulen für das gleiche Recht. Dass im Uni-Gesetz nun ein rein künstlerisches Doktorat vorgesehen ist, das ohne einen klassischen wissenschaftlichen Teil auskommt, bestärkt die FH jetzt in ihrem Ansinnen.

„Mit dem geplanten rein künstlerischen Doktorat – das ja auch innerhalb der Unis nicht unumstritten ist – erweitert man das Verständnis des Doktorats“, sagt Helmut Holzinger, Chef der Fachhochschulkonferenz, im Gespräch mit der „Presse“. Die FH würden gern ein wirtschaftsnahes – aber natürlich wissenschaftliches – Doktorat anbieten. „Aber unser Eindruck ist: Wichtig ist nur, dass das Doktorat an der Universität stattfindet. Wir dagegen kämpfen für ein qualitätsorientiertes Verständnis beim Doktorat – und nicht für eines, das sich an Institutionenfragen festmacht.“

Frei übersetzt: Es gehe beim Doktorat derzeit eigentlich ausschließlich darum, dass es an der richtigen Institution – also an der Universität – angeboten wird. Und nicht primär darum, welche Qualität das Programm hat – ungeachtet dessen, wo es stattfindet. „Bei der Frage, welcher Hochschultyp ein Doktorat anbieten soll, muss es aber um Qualität gehen“, sagt Holzinger. Die Fachhochschulen fordern daher jetzt, dass alle Doktoratsprogramme – egal, an welcher Hochschule sie angeboten werden – extern akkreditiert werden. „Das sollte auch für die Unis gelten.“

Bisher haben die Fachhochschulen in der Hochschulszene nicht sehr viele Fürsprecher für ihre Forderung nach dem Promotionsrecht gefunden. Die Universitäten hielten wenig davon: Wirtschaftsuni-Rektor Christoph Badelt sprach gar von „einer Art Provinzialisierung des Doktoratsstudiums“. Auch der Wissenschaftsrat sprach sich dagegen aus: Das Promotionsrecht gehöre zum institutionellen Kernbereich der Unis.

Jüngst schien es dann, als hätte man eine Lösung gefunden: Die Hochschulkonferenz – in der neben Vertretern der Unis, des Wissenschaftsministeriums und der Studierenden übrigens auch Vertreter der Fachhochschulen sitzen– gab die Empfehlung ab, dass Universitäten und Fachhochschulen gemeinsam Doktoratsprogramme anbieten sollten. Ab Herbst sollten entsprechende Richtlinien für solche Kooperationen bei der Doktoratsausbildung erarbeitet werden.

„Statusrivalitäten“ der Unis

Die Fachhochschulen sind damit aber offenbar doch nicht zufrieden: „Die Voraussetzung ist, auf gleicher Augenhöhe kooperieren zu können“, sagt Holzinger. „Derzeit ist es aber so, dass es von der Universität abhängt. Es gilt die Satzung der Universität – und eigentlich hängt es davon ab, ob die Universitäten bereit sind zu kooperieren.“ Ihnen wirft Holzinger rund um die Promotionsdebatte „Statusrivalitäten“ vor: „Dem Argument, das immer wieder vorgebracht wird – dass die Fachhochschulen nämlich nicht die entsprechende Qualität hätten, um Doktorate anzubieten –, kann ich damit begegnen, dass ich sage: Wir würden uns ja ohnehin einer externen Akkreditierung stellen“, sagt Holzinger. „Also kann es gar kein Qualitätsproblem geben.“

Die Fachhochschulen würden sich dem Qualitätswettbewerb gern stellen. „Wenn man den Fachhochschulen endlich die Möglichkeit gibt, nach einer externen Akkreditierung Doktoratsprogramme anzubieten, kann man ja auch die Probe aufs Exempel machen“, sagt Holzinger: „Können sie solchen externen Qualitätskriterien entsprechen – oder nicht? Das sollte für alle Hochschultypen gelten.“

Wobei er den Universitäten keinesfalls unterstellen wolle, dass sie Doktorate anbieten, die einer solchen Prüfung nicht standhalten würden, sagt Holzinger. „Aber die Fachhochschulen stellen sich generell einer externen Qualitätsprüfung, die Universitäten tun das nicht – oder höchstens auf freiwilliger Basis.“

AUF EINEN BLICK

Helmut Holzinger (59) ist seit 16Jahren Geschäftsführer der Fachhochschule des BFI Wien. Seit dem Jahr 2010 ist der promovierte Politikwissenschaftler Präsident der Fachhochschulkonferenz. Die FH kämpfen intensiv um das Promotionsrecht, seit vor inzwischen knapp zwei Jahren die Donau-Uni Krems das Recht bekommen hat, Doktoratsstudien anzubieten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.08.2015)

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