Medizin-Uni Wien droht, Studienplätze zu kürzen

(c) FABRY Clemens
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100-Millionen-Lücke bei den Budgetverhandlungen. Ein neues Campusgebäude sei unbedingt notwendig.

Wien. 200 Millionen Euro extra für die Uni, 250 Millionen für ein neues Gebäude, 1,2 Milliarden und nochmal 770 Millionen fürs AKH: Dass die Forderungen der Medizin-Uni Wien kein Klacks sind, ist auch dem scheidenden Rektor bewusst. „Es sind gewaltige Beträge, bei denen sich der Bund verständlicherweise schwertut“, sagte Wolfgang Schütz Mittwochabend an der Seite seines Nachfolgers, Markus Müller, und des Unirats-Chefs, Erhard Busek.

„Wir brauchen extrem viel Geld, aber das ist Geld, das ein medizinischer Bereich benötigt.“ Die Medizin-Uni kämpfe derzeit gleich an mehreren Fronten darum. „Wir sind in einer kritischen Situation.“ Werden die Forderungen nicht erfüllt, könnte das drastische Folgen haben: Das veraltete Gebäude für den vorklinischen Bereich in der Schwarzspanierstraße werde vom Arbeitsinspektorat vermutlich bald zugesperrt. („Der Investitionsbedarf war schon vor 20 Jahren akut“, so Busek.) Wenn der Bund bzw. die BIG keinen Neubau finanziert – die Med-Uni habe bereits das frühere Wien-Energie-Gelände in der Mariannengasse erworben –, müsse die Anzahl der Studienplätze verringert werden. Der Neubau käme auf 250 Millionen Euro.

Vereinbarung läuft aus

Doch das ist längst noch nicht alles: Als erster Rektor sagt Schütz – der mit Oktober abtritt –, wie weit Uni und Wissenschaftsressort bei den laufenden Budgetverhandlungen auseinanderklaffen. Für die nächsten drei Jahre brauche die Med-Uni 200 Millionen Euro zusätzlich. Allein, dass die Ärzte wegen der neuen Betriebsvereinbarung künftig 20 Prozent mehr Gehalt bekommen, koste pro Jahr 20 Millionen. Ein Teil der nötigen Mittel sei zugesagt worden. Es seien aber noch 100 Millionen Euro offen. „Nur dann können wir ausgeglichen budgetieren“, so Schütz.

Dazu kommt, dass die Vereinbarung ausläuft, über die der Bund den Ländern die Kosten ersetzt, die durch Lehre und Forschung an der Uni-Klinik entstehen. Während die Stadt bei Bauten und Investitionen beim bisherigen Aufteilungsschlüssel bleiben will, wolle der Bund seinen Anteil drücken. Das AKH brauche in den kommenden acht Jahren 1,2 Milliarden Euro für den Baubereich und 770 Millionen für Geräte, sagte Schütz. „Wird das nicht aufgebracht, ist das Krankenhaus in Gefahr, dass es veraltet.“

Das Wissenschaftsministerium verweist in puncto Budget auf die Verhandlungen. Die Wünsche aller Unis würden das verfügbare Budget um insgesamt 1,1 Milliarden Euro übersteigen. Beim klinischen Mehraufwand spreche man derzeit mit allen Partnern – und wolle die komplexe Finanzstruktur entflechten. Was den Neubau angeht, sehe man die Notwendigkeit – brauche aber noch Zeit, um den Vorschlag der Uni zu prüfen. (beba/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.09.2015)

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