Arkadenhof der Uni Wien bekommt sieben Frauen-Denkmäler

(c) Die Presse (Fabry)
  • Drucken

Bühler, Jahoda, Meitner, Karlik, Mostny-Glaser, Richter und Taussky-Todd werden geehrt. Allerdings nicht mit "klassischen" Büsten.

Im Arkadenhof der Universität Wien erinnern 154 Büsten und zahlreiche Gedenktafeln fast nur männlicher Wissenschafter an deren Leistungen. Einzig die Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach ist mit einer Plakette vertreten - ab Sommer 2016 werden nun aber auch sieben Forscherinnen mit Denkmälern geehrt. Die Siegerprojekte wurden am Mittwoch von Rektor Heinz Engl vor Journalisten präsentiert.

Für die Ehrung wurden auf Vorschlag des Rektorats und mit Zustimmung des Senats die Psychologin Charlotte Bühler (1893-1974), die Sozialwissenschafterin Marie Jahoda (1907-2001), die Physikerinnen Berta Karlik (1904-1990) und Lise Meitner (1878-1968), die Archäologin Grete Mostny-Glaser (1914-1991), die Sprachwissenschafterin Elise Richter (1865-1943) und die Mathematikerin Olga Taussky-Todd (1906-1995) ausgewählt. Die Siegerprojekte wurden mittels eines zweistufigen Kunstwettbewerbs ermittelt.

Genderschwerpunkt im Jubiläumsjahr

Die Arkadenhof-Denkmäler waren eines der Hauptprojekte im Rahmen des Genderschwerpunkts anlässlich des 650-jahr-Jubiläums der Uni. Die fast rein männlichen Büsten im Arkadenhof würden die wissenschaftlichen Leistungen von Frauen nicht widerspiegeln, so Engl. Selbst die Aufnahme Ebner-Eschenbachs sei "ein bisschen unsystematisch" gewesen. Diese habe zwar ein Ehrendoktorat der Uni erhalten, sei aber an ihr nie wissenschaftlich tätig gewesen.

Als Hauptkriterium für die Auswahl der Forscherinnen nannte Engl "hohe, noch heute wirksame und bekannte wissenschaftliche Leistungen, die an der Uni Wien durchgeführt wurden". Daneben sei auch noch auf eine adäquate Verteilung über die Fachgebiete geachtet worden.

1897 erstmals Frauen zugelassen

An der Uni Wien wurden 1897 erstmals Frauen zu einem Studium zugelassen. 1907 habilitierte sich Richter als erste Frau in Österreich, erst 1956 erhielt mit Karlik die erste Frau eine ordentliche Professur an der Universität Wien. Die sieben nun ausgewählten Frauen seien nur die "erste Welle" der Aufnahme von Frauen-Bildnissen im Arkadenhof, so Engl. Weitere könnten durchaus noch folgen. Daneben gebe es aber auch noch andere Ehrungs-Kategorien wie etwa die Benennung von Hörsälen.

Beim Wettbewerb wurden nach einem offenen Bewerbungsverfahren sieben Künstler ausgewählt, die in einer zweiten Phase konkrete Realisierungsvorschläge vorlegen mussten. Eine Jury wählte dann Thomas Baumann (Bühler, Karlik, Meitner), Catrin Bolt (Jahoda, Richter) und Karin Frank (Mostny-Glaser, Taussky-Todd) aus.

Keine "klassischen Büsten"

Wichtigste Kriterien seien dabei die Erkennbarkeit der Forscherinnen sowie eine hochwertige künstlerische Darstellung gewesen, so Engl. Für ihn habe auch eine Rolle gespielt, dass die Darstellungen einen Bezug zu dem von den Wissenschafterinnen vertretenen Fach aufweisen.

Die Siegerprojekte sind vorerst noch Ideenskizzen, die sich noch etwas verändern können. Realisiert werden dabei aber keine "klassischen Büsten": "Viele der Männer im Arkadenhof würden sich posthum wünschen, auf so eine Weise dargestellt worden zu sein", betonte Engl. Die Gesamtkosten für die Denkmäler liegen bei 130.000 Euro.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.