„Keine Erfolgsgeschichte“: Ein (zu) ruhiger Rektorenchef tritt ab

SCHMIDINGER
SCHMIDINGER(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Nach vier Jahren an der Spitze der Universitätenkonferenz wirft Heinrich Schmidinger das Handtuch. Zuletzt schien sein Frust über die Politik zu dominieren.

Es ist beinah schmerzlich, wie realistisch Heinrich Schmidinger in der Bewertung seiner vierjährigen Amtszeit ist. „Ich kann und will diese Zeit nicht als eine Erfolgsgeschichte verkaufen“, erklärte der scheidende Rektorenchef bei seiner gestrigen Pressekonferenz, der letzten in seiner Funktion. Das Ziel, dass sich die Lage der heimischen Universitäten spürbar und nachhaltig verbessere, habe er nicht wirklich erreicht.

Der 61-jährige Theologe und langjährige Rektor der Uni Salzburg sagt das wie immer lächelnd, er sagt es mit sanfter Stimme und wie immer in dem Versuch, keinem unrecht zu tun, bloß nicht einseitig zu werden. Das, womit die Universitäten in den kommenden drei Jahren wirtschaften müssen, sei ein „Einsparungsbudget“. Statt des notwendigen Plus von zehn Prozent lägen die Steigerungen bei den Unis bei sechs Prozent. Man werde alle Hände voll zu tun haben, um über die Runden zu kommen. Aber man dürfe nicht verschweigen, dass es auch sehr positive Ansätze gegeben habe in den vergangenen Jahren. Man dürfe nicht übersehen, dass sich der Wissenschaftsminister sehr für die Unis engagiert habe.

Zuletzt wirkte Schmidingers Lächeln aber mitunter angestrengt. Während ihm sein Amt in den ersten Jahren trotz aller Widrigkeiten und – von Anfang an: Kritik – Freude zu bereiten schien, überwog zuletzt die Frustration. Er habe die Herausforderung unterschätzt, sagte Schmidinger im Sommer, als er ankündigte, keine weitere Amtszeit mehr anzustreben. Er klagte über den niedrigen Stellenwert der Unis in Österreich und darüber, dass im politischen Geschäft immer etwas anderes wichtiger sei als die Wissenschaft. Als Rektorenchef muss er allerdings zumindest eine Mitverantwortung übernehmen. Was ihm in letzter Zeit auch immer stärker bewusst geworden zu sein schien.

„Mir wird ja immer vorgehalten, dass ich ein Vertreter der stillen Diplomatie gewesen bin“, sagte er gestern auf eine Frage der „Presse“. „Ich dachte, wir kommen eher weiter, wenn wir hinter den Kulissen miteinander reden. Jetzt frage ich mich, ob das der richtige Weg war und ob nicht die Zeit gekommen ist, das viel lauter zu thematisieren, als ich es gemacht habe.“

Vor drei Jahren klang das noch deutlich selbstbewusster: „Das Auftreten als Uniko-Vorsitzender muss man jeweils der Person überlassen, die diese Funktion innehat“, sagte er damals in Richtung der Rektorenkollegen, von denen sich einige nach einem wortgewaltigen Sprecher à la Christoph Badelt sehnten. Dass längst nicht alle mit der betont konzilianten Art Schmidingers zufrieden waren, zeigte sich spätestens, als ihm nach zwei Jahren Vetmed-Chefin Sonja Hammerschmid den Job streitig machen wollte.

Fehlt Solidarität unter Unis?

Zweifellos ist es eine Herausforderung, die 21 Unis zusammenzuhalten, zumal die gemeinhin verwendete Bezeichnung Rektorenchef irreführend ist: Niemand schafft hier an. 21 Rektoren von 21 unterschiedlichen Institutionen haben unterschiedliche Prioritäten. Sie schätzen vieles unterschiedlich ein. Stehen – Stichwort Budgetverhandlungen – auch in Konkurrenz. „Es ist schwieriger geworden, Solidarität zwischen den Universitäten herzustellen“, sagte Schmidinger. „Würden wir mit einer Stimme sprechen, wären wir auch stärker.“ Das klingt fast heftig, wenn man seinen gewohnt diplomatischen Stil kennt.

Wenn er von diesem seinem Stil abwich, konnte er es den Kollegen auch nicht recht machen. Als er vor drei Jahren drohte, das Uni-Budget zu blockieren, schüttelten manch andere Rektoren den Kopf. Als er die Abschaffung des Wissenschaftsministeriums vehement kritisierte, hofften andere bereits laut auf mögliche Vorteile. Andererseits betonte er beim Budget bis zuletzt die gute Gesprächsbasis mit dem Ressort – trotz großer Diskrepanzen. „Wir haben feststellen müssen, dass nicht mehr Geld da ist und wir auch nicht mehr erwirken können“, sagt er. „Egal welche Aktionen wir setzen.“

Seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin wünsche er vor allem eines: „Dass es ihr oder ihm besser gelingt.“ Wer ab Jänner an der Spitze der Uniko steht, entscheiden die Rektoren am 14. Dezember. Kolportiert wird, dass TU-Wien-Chefin Sabine Seidler sowohl Interesse als auch Chancen haben soll.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2015)

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