Sonja Hammerschmid: Erste Chefin für alle Unis

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Sonja Hammerschmid wird Uniko-Chefin. Die Vetmed-Rektorin gilt als gut vernetzt. Ihr Name war auch schon für Polit-Jobs im Gespräch.

Es hätte sein können, dass Sonja Hammerschmid heute auf der anderen Seite steht. So kursierte – obwohl sie eigentlich als eher SPÖ-nahe gilt – auch ihr Name, als ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner 2014 jemanden für sein neues Wissenschaftsstaatssekretariat suchte, das er dann mit Harald Mahrer (ÖVP) besetzte. In den kommenden zwei Jahren vertritt Hammerschmid nun die 21 öffentlichen Unis. Deren Chefs wählten die 47-jährige Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität gestern, Montag, zur Präsidentin der Universitätenkonferenz (Uniko).

Sie löst mit 1. Jänner Heinrich Schmidinger ab, der nach vier Jahren als Rektorenchef einigermaßen frustriert das Handtuch warf. Und dem die ehrgeizige Molekularbiologin eigentlich schon vor zwei Jahren den Job streitig machen wollte – was nur knapp nicht gelang. Dass sie sich nun gegen TU-Wien-Chefin Sabine Seidler durchsetzen konnte, lag vielleicht mit an ihrem Vorgänger: Nach vier Jahren, in denen die Uniko von vielen als zu ruhig (und daher teilweise kaum) wahrgenommen wurde, wünschten sich viele Rektoren lautere Töne. Etwas, das Hammerschmid vielleicht eher versprach als die eher nüchterne TU-Rektorin Seidler. Zumindest ab und an war sie in der Vergangenheit bereits laut geworden – als sie etwa einmal in Alpbach „Mutlosigkeit, Ohnmacht und Kurzsichtigkeit“ in der Bildungspolitik kritisierte.

Was die Rektoren dafür in Kauf genommen haben: Ihre neue Vertreterin steht mit der Veterinärmedizinischen Uni einer Hochschule vor, die in vielen Punkten nicht mit anderen vergleichbar ist. Mit lediglich 2300 Studierenden ist die Vetmed extrem klein. Außerdem darf die Universität bereits vor Studienbeginn aussieben. Was zu einem Problem werden könnte: Immerhin ist für viele der 21 Hochschulen, die sie nun vertritt, gerade der Uni-Zugang ein großes Thema.

Erste Chefin ohne Professur

Die 47-Jährige symbolisiert jedenfalls den kontinuierlichen Aufstieg der Frauen im universitären Betrieb. Tatsächlich war mit dem Antreten zweier Rektorinnen schon vorab klar, dass die Uniko erstmals in ihrer mehr als hundertjährigen Geschichte von einer Frau geführt werden würde. Hammerschmid ist eine der Vorreiterinnen. Nach Ingela Bruner an der Universität für Bodenkultur war sie die zweite Frau an der Spitze einer öffentlichen Uni und nach deren Abgang ein Jahr lang die einzige Rektorin.

Nicht nur das sei für die Kollegen mitunter gewöhnungsbedürftig gewesen, erzählte Hammerschmid einmal der „Presse“. Sondern auch, dass sie nicht die klassische Uni-Karriere durchlaufen hat (weshalb sie übrigens die erste Uniko-Chefin ohne Professur sein wird). Hammerschmid kam nicht über die universitäre Karriereleiter an die Spitze der Vetmed, sondern über die Wirtschaft, konkret: über das Forschungsmanagement.

Sie arbeitete für die Innovationsagentur, die 2003 in der Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) aufging. 2008 wurde sie in den Universitätsrat der Vetmed entsendet. Dass Hammerschmid nur zwei Jahre später selbst kandidierte, hatte für manche an der Veterinärmedizinischen Universität einen schalen Beigeschmack. Sie war allerdings vor ihrer Bewerbung aus dem Rat ausgeschieden. 2014 wurde Hammerschmid einstimmig für vier weitere Jahre im Amt bestätigt.

Die neue Rektorenchefin ist auf jeden Falls bestens vernetzt. Politisch ordnete sie sich in einem Interview mit den „Oberösterreichischen Nachrichten“ einmal so ein: „Ideologisch bin ich ein Arbeiterkind, SPÖ, ÖVP, aber auch Neos, haben Themen, die mich ansprechen.“ Mit Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner hat sie jedenfalls eines gemeinsam: Wie er stammt Hammerschmid aus dem Mühlviertel.

ZUR PERSON

Sonja Hammerschmid (47) ist seit dem Jahr 2010 Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Die Molekularbiologin war nach der inzwischen verstorbenen Ingela Bruner an der Boku die zweite Frau an der Spitze einer österreichischen Uni. Hammerschmid hatte bereits vor zwei Jahren für den Job der Rektorenchefin kandidiert. Damals war sie Amtsinhaber Heinrich Schmidinger unterlegen. Er trat dieses Mal nicht mehr an.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.12.2015)

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