Mitte 2016 muss Österreich beweisen, warum die Quote bei Medizin notwendig ist.
Wien/Brüssel. Es wird langsam ernst, was die Quotenregelung für das Medizinstudium in Österreich angeht. Das EU-Moratorium läuft nämlich grundsätzlich Ende kommenden Jahres aus. Damit diese Regelung, mit der 75 Prozent der Studienplätze für Studenten mit österreichischem Maturazeugnis reserviert werden, verlängert werden kann, muss Österreich der EU-Kommission jährliche Statistiken abliefern. Der nächste Bericht ist Mitte 2016 fällig, wie es aus der EU-Kommission heißt.
„Auf Basis aller gelieferten Informationen wird die Kommission entscheiden, ob sie das Vertragsverletzungsverfahren fortsetzt oder es schließt“, heißt es. Mit den Statistiken muss Österreich nachweisen, dass die Quoten beim Medizinstudium gerechtfertigt und angemessen sind, um seine ärztliche Gesundheitsversorgung zu schützen, sprich: dass ohne die Quote ein Ärztemangel droht, weil die deutschen Medizinabsolventen nach dem Studium wieder ins Heimatland zurückkehren. Dann könnte die EU die Quote weiterhin tolerieren.
1560 Plätze für Medizin
Die Regelung gibt es inzwischen seit knapp zehn Jahren. Im Herbst 2006 wurde die Quote in Human- und Zahnmedizin eingeführt. 75 Prozent der Plätze sind für Studenten mit österreichischem Reifezeugnis reserviert, 20 Prozent für EU-Bürger und fünf Prozent für Nicht-EU-Bürger. Gegen diese Regelung leitete die EU-Kommission 2007 ein Verfahren ein: Sie sei nicht EU-rechtskonform und unverhältnismäßig. Das Verfahren ruht allerdings bis Ende 2016.
Insgesamt gibt es in Österreich an den medizinischen Universitäten Wien, Graz und Innsbruck sowie – seit dem Jahr 2014 – an der Universität Linz 1560 Anfängerplätze für Medizinstudenten. Im Jahr 2014 kamen je nach Hochschule zwischen 20 und 60 Prozent der Bewerber für das Medizinstudium aus Deutschland. (APA/red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2015)