Unis: „SPÖ ruht sich auf alten Ideen aus“

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PK �STERREICHISCHE UNIVERSIT�TENKONFERENZ (UNIKO): HAMMERSCHMID(c) APA/GEORG HOCHMUTH
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Unter der neuen Führung drängen die Unis auf die Studienplatzfinanzierung. Rektorenchefin Hammerschmid will Leistungen zeigen − und Vizechef Vitouch findet scharfe Worte für die Politik.

Wien. Die neue Spitze der Universitätenkonferenz drängt auf die Umsetzung einer Uni-Finanzierung, die sich an den tatsächlichen Kapazitäten der Hochschulen orientiert − und die eine gewisse Summe pro Studienplatz garantiert. Das Ziel sei, ein qualitätsvolles Studium anbieten zu können, sagte die gerade neu gewählte Rektorenchefin, Sonja Hammerschmid. „Wir sind bei der Finanzierung unendlich oft abgewiesen worden“, kritisierte Vizechef Oliver Vitouch die Verschiebung der geplanten Studienplatzfinanzierung durch die Regierung.

„Es gibt eine Zahl von Studierenden x und das, was ein Studienplatz je nach Fach kosten sollte: y“, so Vitouch. „Wenn man das multipliziert, wird ein erforderliches Budget daraus. Und wenn wir dann alle vor Furcht unter den Tisch kriechen, dann muss man eben x verkleinern.“ Schon lange gehe die Rechnung in Österreich nicht auf. „Aber man schwindelt sich um die Antwort herum. Ein Provisorium reiht sich an das nächste.“

Beide sind für neue Zugangsbeschränkungen − allerdings nicht zwingend flächendeckend: Es gehe um die Sicherstellung seriöser Betreuungsverhältnisse. Notwendig seien Schranken in Fächern, in denen eine qualitätsvolle Ausbildung nicht möglich sei. Manche Bereiche seien hiervon mehr betroffen, andere moderat, und wieder andere Fächer könnten sogar mehr Studierende vertragen.

„Sogar Vatikan verändert sich“

Scharfe Kritik übte der Klagenfurter Rektor Vitouch hier an den Sozialdemokraten − nicht nur, weil er den Eindruck habe, dass das Interesse der SPÖ an Uni-Politik „sicher nicht mehr so hoch ist“ wie zu Kreiskys Zeiten: „Die SPÖ ruht sich zu sehr auf Konzepten der Vergangenheit aus“, sagte Vitouch. „Ja, in den 1970er-Jahren war der freie Uni-Zugang erfolgreich. Aber inzwischen erweist er sich als Problem. Man muss beizeiten etwas Neues erfinden.“ Insgesamt habe man sich − sogar an den Universitäten selbst − schon viel zu sehr ans „Durchwurschteln“ gewöhnt, kritisierte Vitouch. „Und das ist genau der verkehrte Ansatz. Veränderungen gibt es derzeit ja sogar im Vatikan − warum nicht in der österreichischen Hochschulpolitik?“

Damit sich wirklich etwas ändert, will Rektorenchefin Hammerschmid die Leistungen der Universitäten für Gesellschaft und Wirtschaft stärker herausstreichen und damit erwirken, dass die richtigen Prioritäten gesetzt werden − gerade auch finanziell. „Wenn die Universitäten ein Nebenschauplatz sind − und das waren sie jetzt lange −, werden wir das nicht erreichen“, sagte Hammerschmid. „Es muss klar sein, dass jeder Euro, den Österreich in Universitäten investiert, ein gut investierter Euro ist.“ Was die Hoffnung auf eine bessere Finanzierung angeht, übt sie sich zumindest in Zweckoptimismus. Die Regierung habe zugesagt, das Budget für die Hochschulen bis zum Jahr 2020 auf zwei Prozent des BIP aufzustocken. „Ich will und ich muss das ernst nehmen“, sagte die Rektorenchefin. Ihr Vizechef Vitouch klingt da weniger optimistisch. „Es gibt ein Lippenbekenntnis zum Zwei-Prozent-Ziel. Aber es ist nicht einmal der Ansatz eines Pfades erkennbar.“

„Nicht auf Geld reduzieren“

Obwohl die Budgetverhandlungen der Unis mit dem Wissenschaftsministerium für die kommenden drei Jahre gerade erst abgeschlossen wurden und obwohl Hammerschmid lieber über anderes reden würde („Ich lasse mich ungern auf das Geld reduzieren“): Die Uni-Finanzierung wird eine ihrer Prioritäten sein müssen. An dem Tag, an dem die (erste) Amtszeit der neuen Uniko-Spitze endet − am 31. Dezember 2017 −, muss nämlich spätestens klar sein, wie viel Geld die Unis ab 2019 bekommen. (beba)

AUF EINEN BLICK

Sonja Hammerschmid (47) wurde am Montag zur Präsidentin der Universi- tätenkonferenz (Uniko) gewählt. Sie ist seit 2010 Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität und setzte sich in der Wahl gegen Sabine Seidler von der TU Wien durch.

Oliver Vitouch (44) ist neuer Vizepräsident der Uniko. Er ist seit 2012 Rektor der Uni Klagenfurt. Bis 31.12. steht noch Heinrich Schmidinger an der Spitze. Der Rektor der Uni Salzburg war nicht mehr zur Wahl angetreten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2015)

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