Studie: Höhere Bildung könnte Pensionssystem belasten

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Symbolbild APA/GEORG HOCHMUTH
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Allerdings: Vom Bildungsstand abhängige Faktoren wie Arbeitslosenrate, Wirtschaftswachstum oder Lebensarbeitszeit blieben unberücksichtigt.

"Mehr Bildung ist nicht zwingend ein Allheilmittel gegen den demografischen Wandel." Zu diesem Schluss kommen Wissenschafter des Vienna Institute of Demography in einem Beitrag für den Newsletter "Demografische Forschung aus erster Hand". Grund: Je mehr Menschen über eine hohe Bildung verfügen, desto stärker werden die Pensionskassen belastet.

Grundsätzlich gilt ein hoher Anteil an gut ausgebildeten Personen als wichtige Voraussetzung, um die Folgen der Alterung einer Gesellschaft zu mildern. Dass es auch anders kommen könnte, berechneten Dimiter Philipov, Anne Goujon und Paola Di Giulio vom Vienna Institute of Demography der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) für das Beispiel Italien. Dazu verglichen sie die Höhe der durchschnittlichen Einkommen und Pensionen in drei verschiedenen Bildungsklassen. 2007 erhielten etwa Akademiker durchschnittlich ein Jahresgehalt von 28.000 Euro und eine jährliche Pension von 27.000 Euro, in der niedrigsten Bildungsstufe bekamen die Personen dagegen nur ein jährliches Einkommen von 19.000 Euro und eine Pension von 11.000 Euro.

Anschließend berechneten die Forscher die Einkommen und Pensionen für jedes Alter von 20 bis 100, für alle drei Bildungsstufen und für beide Geschlechter getrennt. Zum Vergleich wurde dann das geringste Einkommen (20-jährige Frau in der niedrigsten Bildungsstufe) gleich eins gesetzt und daran alle anderen Einkommen gemessen: Ein 50-jähriger Mann mit geringer Bildung erzielt demnach das 2,2-Fache an Einkommen, mit hoher Bildung sogar das 4,7-Fache.

Der Mensch zählt nicht als Einheit

Aus diesen Werten bildeten die Wissenschafter die Höhe des "Humankapitals" in einer Altersstufe. Anders als bei "normalen" Bevölkerungspyramiden zählt dann nicht jeder Mensch als eine Einheit, sondern etwa der 50-jährige Akademiker mit 4,7 Einheiten. Überträgt man dieses Modell nun auf den "Altenquotienten", mit dem gemessen wird, wie viele Pensionisten auf 100 arbeitsfähige Menschen kommen, erhält man Aussagen über die Alterung des Humankapitals.

Dafür setzten die Forscher zwei Szenarien an: Eines geht davon aus, dass die Zahl der Menschen mit hohem und mittleren Bildungsniveau steigt, im anderen bleiben die Anteile der einzelnen Bildungsstufen auf dem Niveau von 2007. Dann sahen sich die Demografen die Entwicklung bis ins Jahr 2107 an und erhielten ein deutliches Bild: Die "Altenquotienten" für Humankapital stiegen wesentlich stärker als die herkömmlichen. "Sie zeigen, dass die finanzielle Herausforderung des demografischen Wandels durch viele gut ausgebildete Menschen zwischenzeitlich verschärft werden könnte."

Die Forscher weisen aber auch auf Schwächen ihres Modells hin: Vom Bildungsstand abhängige Faktoren wie Arbeitslosenrate, Wirtschaftswachstum oder Lebensarbeitszeit blieben unberücksichtigt - diese könnten sich bei einem höheren durchschnittlichen Bildungsniveau durchaus positiv entwickeln: "Der hier erstmals aufgezeigte, deutlich negative Effekt darf dabei aber nicht unberücksichtigt bleiben."

(APA)

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