Rektorenchefin: „Zwangsfusionen von Unis funktionieren nicht“

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PK �STERREICHISCHE UNIVERSIT�TENKONFERENZ (UNIKO): HAMMERSCHMID(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Die Rektorenchefin will lieber über Kooperationen sprechen als über Fusionen. Zentral sei derzeit eine bessere Abstimmung der Fächer.

Wien. Rektorenchefin Sonja Hammerschmid hält die Debatte über die Zusammenlegung von Universitäten derzeit nicht für notwendig. Man rede unter den Hochschulen derzeit nicht über Fusionen, sondern über Kooperationen, sagt sie im Gespräch mit der „Presse“. Den neuen Wissenschaftsratschef Antonio Loprieno, der die Debatte angestoßen hat, lädt sie ein, sich die österreichische Hochschullandschaft näher anzusehen, bevor er Zusammenlegungen vorschlage.

Fusionen mögen aus der Metaperspektive vielleicht sinnvoll erscheinen – „aber man muss genau hinschauen und analysieren, bevor man entscheidet, was gescheit ist“, so Hammerschmid. „Vieles ist über Kooperationen lösbar. Erzwungene Zusammenlegungen funktionieren nicht – und Fusionen machen auch nicht plötzlich alles billiger.“ Sollte der Wissenschaftsrat die Frage als zentral erachten, werde man wohl darüber diskutieren. Wie ein Ergebnis aussehen könne, will sie aber nicht vorwegnehmen. „Da braucht es Analyse und Evaluation, dann kann man einen Schluss ziehen.“ Man beschäftige sich derzeit mit einer besseren Abstimmung der Fächer. „Das ist unsere Hausaufgabe.“

Uni–Minister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) wird in absehbarer Zeit keine Initiativen setzen. Um die Ressourcen bestmöglich zu nutzen, forciere man Kooperationen und diskutiere über einen Fächerabgleich. Die gesetzliche Möglichkeit für Fusionen bestehe ohnehin bereits. Aber: „Eine verordnete Zusammenlegung ist nicht geplant.“

Der frühere Rektor der Uni Basel und nunmehrige Wissenschaftsratschef Loprieno hatte in der „Presse“ gesagt, aus der Perspektive der Schweiz mit zwölf Unis „finde ich 21 Unis ein bisschen viel“. Er gehe davon aus, dass wirtschaftliche und wissenschaftspolitische Aspekte das System dazu zwingen werden, die Zahl der Unis zu reduzieren. Unis, die sehr auf ein Fach konzentriert seien, seien „à la longue vielleicht nicht nachhaltig“.

„Stehen nicht zur Disposition“

Was ihre eigene veterinärmedizinische Uni angeht – die Loprieno als eine der stark spezialisierten genannt hat –, sagt Rektorin Hammerschmid: „Es gibt für alles Vor- und Nachteile. Aber die Vet-Med ist schnell und dynamisch. Das zu zerschlagen wäre ein hoher Preis.“ Die drei Med-Unis halten Fusionen nicht für sinnvoll. Auch aus der Angewandten und der Bildenden heißt es: Man stehe „nicht zur Disposition für eine Fusion“. (beba)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.02.2016)

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