Hochschule: Neue Studienberechtigungsprüfung soll kommen

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Wissenschaftsminister wünscht sich eine stärkere soziale Durchmischung an den Hochschulen. Die Hochschulkonferenz empfiehlt Lockerung bei der Anwesenheitspflicht und mehr E-Learning-Angebote.

Wien. Der 86 Seiten starke Bericht, den die Hochschulkonferenz kürzlich vorgelegt hat, hat ein Ziel: den Zugang zu Universitäten und Fachhochschulen (FH) für sogenannte nicht traditionelle Studierende zu verbessern. Gemeint ist damit jene Gruppe von Studenten, die nicht wie die meisten anderen (nahezu) direkt nach der Schule an die Hochschule wechselt. So soll es Erleichterungen für berufstätige Studierende, spät berufene Studenten sowie für Studierende aus benachteiligten sozialen Schichten geben.

Die Liste der Verbesserungsvorschläge ist lang und beginnt bereits vor dem Zugang zum Studium. So soll in Beratungen für Studienanfänger bewusst auf nicht traditionelle Studienanfänger eingegangen werden. Auch die Informationsmaterialen sollen dahingehend überarbeitet und Termine möglichst früh bekannt gegeben werden. Das soll berufstätigen Studierenden nützen. Die Studienberechtigungsprüfung – jene Zulassungsprüfung die von Personen, die keine Matura haben, absolviert werden muss – soll reformiert werden. Wie, das soll den Hochschulen selbst überlassen bleiben. Vorgegeben wird von der Hochschulkonferenz lediglich das Ziel: Die soziale Herkunft soll beim Bestehen dieser Prüfung keine so große Rolle mehr spielen.

Minister sieht „Nachholbedarf“

Die nicht traditionellen Studenten sind zwar eine kleine, aber in ihrer Zahl wachsende Gruppe – und wachsen soll sie laut Politik auch weiter: „Langfristiges Ziel ist ein durchlässiges Hochschulsystem, das entsprechende soziale Durchmischung gewährleistet. Bei berufstätigen Personen und bei Studierenden aus sozial schwächeren Bevölkerungsgruppen haben wir noch Nachholbedarf“, sagt Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) zur „Presse“.

Die nicht traditionellen Studierenden will man aber nicht nur an die Hochschule locken, sondern sie dort auch halten. Dazu wurden ebenfalls Empfehlungen von der Hochschulkonferenz, die sich u. a. aus Vertretern aus dem Wissenschaftsministerium, der Universitätenkonferenz und der Hochschülerschaft zusammensetzt, ausgearbeitet. So soll die Anwesenheitspflicht gelockert werden. Das soll sowohl Berufstätigen als auch Studierenden mit Kind helfen. Ähnliches erwartet man sich vom verstärkten Einsatz von E-Learning sowie von einer Überarbeitung des Fördersystems.

Die Hochschulkonferenz empfiehlt außerdem den Ausbau von Bridging-Kursen. Damit sind Kurse gemeint, die Studierende mit unterschiedlichem Wissensstand auf ein Niveau bringen. Außerdem sollen sich die Lehrenden an den Hochschulen auf die neuen Hörer einstellen. Sie sollen in ihrer didaktischen Gestaltung der Lehrveranstaltungen zunehmend Rücksicht auf die wachsende Heterogenität der Studierenden nehmen. Zudem soll der Wechsel von Fachhochschulen auf Unis und umgekehrt deutlich erleichtert werden.

„Breit, aber nicht beliebig“

„Wir wollen einen breiten, aber nicht beliebigen Zugang zum Studium. Daher müssen wir mehr Menschen die Chance auf hochschulische Aus- und Weiterbildung ermöglichen und gleichzeitig die Studienströme besser auf das gesamte Angebot verteilen“, sagt der Wissenschaftsminister. Lob gibt es für die Empfehlungen diesmal von der ansonsten meist kritischen Hochschülerschaft: „Wir freuen uns über die Empfehlungen, sehen jedoch jetzt klar den Gesetzgeber am Zug, diese auch baldmöglichst umzusetzen“, sagt Philip Flacke vom Vorsitzteam der ÖH.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.03.2016)

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