Diskussion: „FH soll nicht versuchen, Uni zu sein“

Illustre Runde diskutierte beim FH-Forschungsforum.
Illustre Runde diskutierte beim FH-Forschungsforum.(c) PWR Beratung & Fotografie
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Beim FH-Forschungsforum wurde über Brücken zwischen Fachhochschulen und Unis, „den Raub des Humboldt'schen Gedankens“ und „Standesdünkel“ diskutiert.

Wien. Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) hat zu Jahresbeginn angekündigt, den Hochschulsektor umkrempeln zu wollen: Gewisse Studien sollten von den Unis an die Fachhochschulen (FH) verlagert werden. Wie das funktionieren könnte und wohin sich die FH entwickeln sollen, diskutierten die Wissenschaftssprecher der Parlamentsparteien vergangene Woche beim zehnten Forschungsforum der österreichischen Fachhochschulen unter dem Motto „Brücken bauen“, moderiert von „Presse“-Herausgeber Rainer Nowak.

Auf einzelne Fächer, die an die FH wechseln könnten, wollte sich niemand einlassen. Anders als der Minister, der mit Jus und Wirtschaft schon im Februar konkrete Beispiele geliefert hatte. „Das war extrem verfrüht. Das war nicht gerade geschickt“, sagte die grüne Wissenschaftssprecherin, Sigrid Maurer. Es solle nicht über Fächer, sondern lieber über eine „Gesamtstrategie“ gesprochen werden, forderte der SPÖ-Abgeordnete Philip Kucher, der in Vertretung von Wissenschaftssprecherin Andrea Kuntzl gekommen war. Auch Neos-Wissenschaftssprecherin Claudia Gamon sah eine „planerische Aufgabe der Politik“ und plädierte für eine „Diskussion ohne Denkverbote“.

„Als Degradierung empfunden“

Die Umsetzung bleibe schwierig, konstatierte der einstige Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP): „Die Berufsbezogenheit allein kann dabei nämlich nicht das Ausschlaggebende sein.“ Denn Medizin, Jus und Theologie würden als traditionelle Universitätsstudien seit jeher Ärzte, Rechtsanwälte und Priester hervorbringen.

Die Unis würde den angestrebten Fächerabtausch „meist als Degradierung empfinden – das ist großes Unrecht“, sagt Töchterle. Maurer ortete „Standesdünkel“.

Darin, dass vermehrt Brücken geschlagen werden sollten, waren sich alle einig. Dennoch brauche es eine klare Trennung: „Die FH sollten nicht versuchen, wie Unis zu sein. Es braucht keine eierlegende Wollmilchsau“, sagte Maurer. Und erhielt ungewohnte Unterstützung von Andreas Karlsböck (FPÖ): „Es wundert mich, dass sich die FH so an die Unis annähern wollen.“ Immerhin hätten FH einige Vorteile: Sie können sich die Studenten aussuchen und bekommen Geld pro Studienplatz.

Karlsböck sah übrigens auch die Universitäten näher an die Fachhochschulen rücken: „Die Uni ist auch schon verschult und im Bereich der FH angelangt. Man darf ihnen nicht den Humboldt'schen Gedanken rauben.“ (j. n.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.04.2016)

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