Immer mehr Studenten beginnen Studium verzögert

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Mehr als ein Viertel der Studenten sind Spätstarter, viele brechen im ersten Jahr wieder ab. Die soziale Durchmischung an den Hochschulen hat sich verbessert.

Immer mehr Studenten an den österreichischen Hochschulen haben ihr Studium verzögert begonnen - das heißt mehr als zwei Jahre nach dem Schulabschluss bzw. erst im zweiten Bildungsweg. Das zeigt die am Montag präsentierte Studierenden-Sozialerhebung 2015. Im Großen und Ganzen ist die soziale Lage der Studenten seit 2011 unverändert geblieben.

Für die Sozialerhebung wurden im Sommersemester 2015 rund 47.000 Studenten an öffentlichen und privaten Universitäten, Fachhochschulen (FH) und Pädagogischen Hochschulen (PH) online befragt - herausgerechnet wurden die Doktoranden, für die ein eigener Bericht erstellt wird.

Viele Spätstarter brechen wieder ab

Insgesamt haben 26 Prozent der Bildungsinländer (Personen, die den Schulabschluss in Österreich gemacht haben, Anm.) ihr Studium verzögert begonnen. Sie sind im Schnitt 28 Jahre alt (Studenten-Durchschnittsalter insgesamt: 26 Jahre), betrieben ihr Studium vor allem berufsbegleitend und kommen verstärkt aus niedriger sozialer Schicht. Im internationalen Vergleich ist diese Gruppe in Österreich relativ groß.

Weitere Charakteristika der Spätstarter: Viele brechen im ersten Studienjahr ihre Ausbildung wieder ab, so Studienautor Martin Unger. Anschließend sind die im Studium verbliebenen Spätstarter aber überdurchschnittlich motiviert - "dann unterscheiden sich auch die Abbruchsquoten trotz der hohen Erwerbstätigkeit nicht mehr". Diese Entwicklung hat auch dazu beigetragen, dass sich die soziale Durchmischung der Studenten an den Universitäten erstmals seit langer Zeit wieder verbessert habe, so Unger.

Soziale Durchmischung hat sich verbessert

Insgesamt stammen derzeit 17 Prozent der Studierenden aus einer niedrigen sozialen Schicht, 30 Prozent aus der mittleren Schicht, 34 Prozent aus der gehobenen und 18 Prozent aus hoher Schicht (Schicht wird nach Bildungsstand und Beruf der Eltern ermittelt, Anm). Das sind in etwa die gleichen Werte wie 2011. Damit seien niedrige und hohe soziale Schicht praktisch gleich stark an den Unis vertreten, so Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP): "Ein Elitensystem ist - salopp gesprochen - aus diesem Ergebnis nicht ableitbar." 72 Prozent der Studenten haben Eltern, die selbst nicht studiert haben.

Soziale Lage der Studenten blieb gleich

Insgesamt ist die soziale Lage der Studenten gegenüber der letzten Erhebung 2011 relativ gleich geblieben - das System sei "sehr stabil", so Unger. Derzeit stehen den Studierenden im Schnitt monatlich 1.130 Euro zur Verfügung - dieser Wert setzt sich aus 990 Euro Geldeinnahmen (vor allem aus Erwerbstätigkeit) und Naturalleistungen von 140 Euro zusammen. Diese Durchschnittswerte sind aber nur bedingt aussagekräftig: Ein Viertel muss Leben und Studium mit weniger als 730 Euro pro Monat finanzieren, immerhin acht Prozent kommen auf über 2.000 Euro.

Insgesamt ist das Budget der Studenten seit 2011 kaufkraftbereinigt um fünf Prozent gestiegen und liegt auch über dem europäischen Durchschnittswert (knapp 900 Euro). Kehrseite: Auch die Wohnkosten als größter Kostenpunkt der Studenten sind seit 2011 kaufkraftbereinigt um zwei Prozent gestiegen und betragen nun im Schnitt rund 390 Euro im Monat (Europa-Schnitt: rund 300 Euro).

Mitterlehner kündigte für den Herbst eine "Strategie zur sozialen Dimension" an, die Grundlage für Erhöhungen und Verbreiterungen der Beihilfen sein soll. Derzeit werden rund 200 Mio. Euro jährlich für Studienförderungen ausgegeben. Insgesamt brauche man für spürbare Verbesserungen rund 25 Mio. Euro, die im nächsten Budget angestrebt werden, so Mitterlehner.

(APA)

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