„Ich kenne keine FH, deren Geld vom Land verdoppelt wird“

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Fachhochschulen wehren sich gegen Ineffizienzvorwürfe seitens der Universitäten. Wenn offengelegt werden muss, wie viel Geld die FH von den Bundesländern bekommen, müsse das für die Unis gleichermaßen gelten.

Die Presse: Der neue Rektorenchef, Oliver Vitouch, sagte unlängst in der „Presse“, dass die Fachhochschulen nicht so effizient seien, wie sie oft dargestellt würden, sondern vielfach teurer seien als die Universitäten.

Helmut Holzinger: Außer Vitouch kenne ich niemand, der die FH als ineffizient bezeichnet. Diese Behauptung kann man sehr einfach aufgrund von Zahlen, Daten und Fakten entkräften.

Vitouch sagt: Die Fachhochschulen seien finanziell teilweise viel

besser ausgestattet als die Unis.

Effizienz bemisst sich daran, was die Kosten sind. Aber der entscheidende Parameter sind schon die Absolventinnen und Absolventen. Die durchschnittlichen Bundesausgaben pro Absolvent betragen an der Uni Wien 39.861 Euro, an der TU Wien 97.363 und an der WU 43.598. Ein wirtschaftswissenschaftlicher FH-Bachelor kommt auf weniger als 20.000 Euro, ein technischer auf rund 24.000 Euro.

Sie sagen: Bundesmittel. Vitouch hat auch das Geld angesprochen, das von Ländern und Gemeinden kommt. Da würden Fachhochschulen teils doppelt finanziert.

Ich kenne keine Fachhochschule, deren Geld vom Land verdoppelt wird. Und meine FH des bfi Wien bekommt vom Land null Euro.

Das passt zu dem West-Ost-Gefälle, das der Rektorenchef angesprochen hat: Vor allem im Westen seien die Länder großzügig. Wie sieht denn der Kostenvergleich insgesamt aus, wenn man Landesmittel berücksichtigt?

Ich habe diese Zahlen weder für die FH noch für die Universitäten. Ich weiß ja auch nicht, welche zusätzlichen Erlöse die Unis von den Gebietskörperschaften bekommen.

Wäre es dann nicht dringend notwendig, dass es Transparenz über die Finanzierung gibt?

Damit habe ich kein Problem. Aber wenn, dann muss das für die Unis genauso gelten wie für uns.

Vitouch sagte, ein bisschen provokant: Wenn man die Mittel, die ein Bundesland in eine Fachhochschule steckt, der Uni gäbe, bekäme man mehr für sein Geld.

Das kann ich genauso für die Fachhochschulen sagen. Generell muss man, wenn man über Effizienz diskutiert, über Geld diskutieren – aber auch über Wirkung.

Und hier stehen die Fachhochschulen besser da?

Es gibt deutlich weniger Studienabbrecher. Obwohl die Unis sechs Mal so viele Studenten haben, ist das Verhältnis bei den Abschlüssen eins zu drei. Bei den Abschlüssen innerhalb der Toleranzzeit liegen die Fachhochschulen sogar vor den Unis. Und ein FH-Masterabsolvent findet eher einen Job als einer, der die Universität abgeschlossen hat.

Die FH machen es also sehr wohl billiger und effizienter?

Sie machen es effizienter und mit dem Steuergeld zu einem besseren Wirkungshebel. 1000 Euro in der Fachhochschule haben eine größere Wirkung als 1000 Euro für den Studienbetrieb an der Universität.

Sie klagen immer wieder, dass die Fachhochschulen gegenüber den Unis benachteiligt sind.

Konkret bei den Stiftungsprofessuren. So, wie es im Regierungsübereinkommen formuliert ist, ist keiner ausgeschlossen. In der Realität dürfen sich aber nur die Unis bewerben. Das ist Diskriminierung. Das zweite sind die Hochschulraumstrukturmittel: Auch da sind nur die Unis antragsberechtigt.

Aber die sind Teil der Leistungsvereinbarungen mit den Unis.

Dann soll man sie Universitätsstrukturmittel nennen. Sonst ist das ein Etikettenschwindel.

ZUR PERSON

Helmut Holzinger (60) ist seit 16 Jahren Geschäftsführer der Fachhochschule des BFI Wien. Seit 2010 ist der promovierte Politikwissenschaftler Vorsitzender der Fachhochschulkonferenz. [ Katharina Roßboth ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.06.2016)

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