Medizintest: 2,5 Tonnen Papier, 7500 Müsliriegel

(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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Die Aufnahmetests sind eine logistische Großaufgabe. Insgesamt sind rund 80 Prozent der mehr als 15.000 Bewerber zum Test erschienen.

Seit 2006 müssen Medizin-Studienwerber einen Aufnahmetest absolvieren - die jährlich wachsende Teilnehmerzahl an den öffentlichen Ausbildungsstätten stellt diese vor logistische Großaufgaben. Am Freitag waren allein in der Messe Wien 7519 Personen zum Test angemeldet. Genauso viele Wasserflaschen und Müsliriegel sowie 2,5 Tonnen Testbögen warteten dabei auf sie.

Die Zahl der Bewerber steigt von Jahr zu Jahr. Mit 15.129 an allen vier Medizin-Ausbildungsstätten – den Med-Unis Wien, Graz und Innsbruck und der Medizinfakultät an der Uni Linz – lag diese heuer um 1000 Personen höher als im vergangenen Jahr. Von den angemeldeten Studienwerbern sind letztlich sind 12.160 erschienen. Es gab insgesamt 1620 Studienplätze, 60 mehr als im Vorjahr.

Aufgrund der Masse an Bewerbern wickeln alle Unis den Test an externen Standorten ab - in der Bundeshauptstadt in der Messe Wien, in Graz in der Stadthalle, in Innsbruck in den Messehallen und in Linz im Designcenter.

"Wie die Goldreserven"

Allein in Wien sind neben 100 Securitys 60 Lehrende bzw. Verwaltungsmitarbeiter als Test- und Sektorenleiter im Einsatz, die von 260 studentischen Tutoren unterstützt werden, schilderte Vizerektorin Anita Rieder am Freitag vor Journalisten. Für die Produktion der Testbögen wurde eine Druckerei angemietet - ein Lkw brachte die neun Paletten in die Messehallen. "Das ist wie wenn die Nationalbank ihre Goldreserven transportiert."

Tische und Sessel wurden aus dem Ausland herbeigeschafft. Insgesamt wende man rund 800.000 Euro für die Abwicklung des Tests auf, so Rieder - das entspricht in etwa den Einkünften aus den 110 Euro Testgebühr pro Anmeldung.

80 Prozent der Angemeldeten erschienen

Quer über alle vier Medizinausbildungsstätten haben 20 Prozent der Kandidaten diese Testgebühr verfallen lassen. Am größten war der Anteil derer, die nicht zum Test gekommen sind, in Linz: Dort kamen 596 Personen zum Test (74 Prozent der Angemeldeten), in Innsbruck 2825 (78 Prozent), in Wien 6093 (81 Prozent) und in Graz 2646 (83 Prozent).

Rein rechnerisch erhält damit in Wien rund jeder achte Teilnehmer einen Platz, in Innsbruck und Graz jeder siebente und in Linz jeder fünfte. Allerdings gehen wie bisher 75 Prozent der Studienplätze an allen Unis an Kandidaten mit österreichischem Maturazeugnis, 20 Prozent an Bewerber aus der EU und fünf Prozent an Studienwerber aus Drittstaaten. Insgesamt werden an der Medizin-Uni Wien 740 Studienplätze vergeben, in Innsbruck 400, in Graz 360 und Linz 120.

Den vielen Gescheiterten stehen bessere Studienbedingungen für die Erfolgreichen gegenüber, so die Wiener Vizerektorin Rieder. Mittlerweile schließen 86 Prozent der Studenten innerhalb der Toleranzstudienzeit (Mindeststudienzeit plus ein Semester pro Abschnitt) ab. Die Durchschnitts-Studiendauer sank von 20 auf 13 Semester. Zu ihren eigenen Studienzeiten hätte etwa nur ein Drittel der Studienanfänger ihr Studium abgeschlossen.

Viele aus höherer sozialer Schicht

Heute liege die Drop-Out-Rate bei 5,5 Prozent. Wermutstropfen: Das Medizinstudium ist weitgehend ein Studium für Angehörige oberer sozialer Schichten. Lediglich ein Drittel stamme aus schwächerer bzw. mittlerer Schicht -"wobei wir nicht genau sagen können, wie es früher war", so Rieder. Das liege zum Teil am Schulsystem, die Unis selbst müssten aber auch versuchen, auf die Bevölkerung zuzugehen und das Studium für alle attraktiv machen.

Ein genaueres Bild über die soziale Zusammensetzung der Studienwerber soll eine Online-Erhebung unter den Testteilnehmern ab der kommenden Woche liefern. Neben dem Bildungshintergrund der Eltern wird dabei etwa abgefragt, wie die Studienwerber ihr Studium finanzieren wollen oder wie sie sich auf die Aufnahmeprüfung vorbereitet haben.

Letztere Frage zielt auf die teuren Vorbereitungskurse ab, die von diversen Instituten angeboten werden. Bei einer 2014 durchgeführten Studie habe sich zwar gezeigt, dass deren Teilnehmer keine besseren Resultate erzielten als jene, die sich nur anhand der von Uni selbst zur Verfügung gestellten Beispiele vorbereiteten, so Rieder. Das wolle man nun aber erneut erheben.
Die Ergebnisse der Aufnahmetests werden voraussichtlich am 8. August veröffentlicht.

(APA/red.)

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