Uni: Mitterlehner gegen Kern

Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) und Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner.
Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) und Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner.(c) APA/ROLAND SCHLAGER
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Kanzler Christian Kern (SPÖ) kassiert bei Uni-Zugang eine Absage. Rektoren hoffen auf ein Ende des "Dornröschenschlafs".

Wien. Nachdem Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) die Beschränkungen für das Informatikstudium kritisiert hat, kommt von Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) eine Absage. „Der Bundeskanzler hat – aus seiner subjektiven Sicht – vielleicht ein Problem richtig erkannt, aber objektiv sind derzeit keine Änderungen möglich“, sagt Mitterlehner im Gespräch mit der „Presse“. „Man kann im Nachhinein nicht die Gesetze ändern. Wir haben uns zur Qualitätssteigerung gemeinsam für den Weg der Zugangsregeln entschieden, weil die Finanzierungsmöglichkeiten nicht unbeschränkt sind.“

Kern hat sich „nicht sehr glücklich“ über die Beschränkungen gezeigt, die seine eigene Partei einst mitbeschlossen hat und die TU Wien und Uni Wien dieses Jahr erstmals nutzen. Aus Uni-Sicht sei das angesichts der begrenzten Mittel möglicherweise richtig, gesamtwirtschaftlich aber „nicht akzeptabel“. „Da gibt es ein großes Bedürfnis aus der Wirtschaft.“ Auslöser für die Debatte war, dass die Regierung die Rekrutierung ausländischer Informatiker erleichtern will, indem sie Programmierer auf die Liste der Mangelberufe setzt – während die TU zugleich die Anzahl der Studienanfänger halbiert. Im Nachhinein könne man da nicht mehr eingreifen, sagt Mitterlehner: Die Unis treffen diese Regelungen jetzt autonom.

Gemeinsam mit SPÖ beschlossen

Die Möglichkeit zur Einführung von Zugangsbeschränkungen in Informatik wurde von SPÖ und ÖVP 2013 eingeführt und erst im Vorjahr – ebenfalls mit Zustimmung der SPÖ – verlängert. Bisher machte davon nur die Uni Innsbruck Gebrauch. Die TU Wien tat das nicht, weil sie die vorgegebene Zahl an Studienplätzen als zu hoch empfand. Ab 2016 hat das Wissenschaftsressort die Plätze, die die TU Wien anbieten muss, allerdings von 980 auf 581 heruntergeschraubt. Im vergangenen Herbst hatte es noch 1125 Anfänger gegeben. Die Uni Wien bietet für Informatik und Wirtschaftsinformatik 360 Plätze an. In Innsbruck sind es 170. An den anderen Universitäten ist der Zugang zu Informatik auch diesen Herbst unbeschränkt.

Werden die Unis zur Chefsache?

Die Universitäten sind erfreut, dass sich der Kanzler in die Debatte über die Zahl und die Finanzierung der Studienplätze einschaltet. Unter seinem Vorgänger Werner Faymann (SPÖ) habe der Eindruck vorgeherrscht, dass vonseiten der Sozialdemokratie kaum Interesse am Thema Hochschulen bestehe, sagt Rektorenchef Oliver Vitouch. „Man gewann nicht gerade das Bild, dass der ,Wettbewerb um die besten Köpfe‘ Chefsache war.“ Nun keime die Hoffnung, dass sich das ändere – und dass Mitterlehner und Kern sich darauf einigen, wie es mit den Unis vernünftig weitergehen könne. „Es tut gut zu sehen, dass die große Koalition aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht.“

Was konkret die Informatik angeht, werde eine ausreichende Zahl an Absolventen für die Zukunft essenziell sein, sagt Rektorenchef Vitouch. Dafür brauche es aber gute Studienbedingungen und adäquate Ausstattung, damit jene, die zu studieren anfangen, auch in planbarer Zeit zu einem guten Studienabschluss kommen.

AUF EINEN BLICK

Beschränkung. Ab 2013 haben SPÖ und ÖVP den Universitäten erlaubt, in Architektur, Wirtschaft, Biologie, Pharmazie und Informatik Zugangsbeschränkungen einzuführen. Die Regierung legte eine (Mindest-)Zahl an Plätzen für ganz Österreich und pro Uni fest. Die Beschränkungen wurden im Vorjahr von SPÖ und ÖVP bis 2012 verlängert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2016)

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