Neue Schranken: Die Absolventenzahl zählt

Austrian Vice Chancellor Mitterlehner arrives for a cabinet meeting in Vienna
Austrian Vice Chancellor Mitterlehner arrives for a cabinet meeting in Vienna(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Uni-Minister Mitterlehner macht Druck für eine neue Uni-Finanzierung – und holt sich per Umfrage Schwung für neue Beschränkungen beim Uni-Zugang.

Wien. Mangelnde Selbstironie kann man Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) nicht vorwerfen: Regierungen seien ja nicht dafür berühmt, das Regierungsprogramm genau einzuhalten, sagte er gestern. Um dann damit fortzufahren, dass dies immerhin beim Ausbau der FH-Plätze bereits gelungen sei. Bei der paktierten neuen Uni-Finanzierung ist man dafür umso weiter davon entfernt. Kurz vor Uni-Start macht Mitterlehner daher Druck. Er will, dass die sogenannte kapazitätsorientierte Studienplatzfinanzierung 2019 startet. Grob gesagt ist das ein Modell, bei dem die Unis Geld pro Studienplatz bekommen – und zwar je nach Fach unterschiedlich viel.

Geht es nach Mitterlehner, sollte man sich aber nicht an der Zahl der bisherigen Anfänger orientieren – sondern an jener der Absolventen. „Wir haben uns viel zu lang auf die Zahl der Studienanfänger und der Studenten konzentriert“, sagte er. Schon im Sommer hatte Rektorenchef Oliver Vitouch ein Modell ins Spiel gebracht: Demnach könnte die Grenze bei der Absolventenzahl plus 20 Prozent gezogen werden. Davon hält der Minister viel. „Die Grundidee ist richtig“, sagte er. Auf eine konkrete Prozentzahl wollte er sich aber gestern vor Journalisten nicht festlegen.

71 Prozent für mehr Hürden

Hierbei dürfte es sich spießen: Die SPÖ hat bisher – und auch bei den zuletzt eingeführten Schranken in Architektur, Informatik, Pharmazie, Biologie und Wirtschaft – stets darauf beharrt, dass die Zahl der Studienplätze nicht geringer sein darf als zuletzt. Überhaupt hat die SPÖ bekanntermaßen keine Freude mit neuen Schranken. Vernünftig umsetzen lässt sich die neue Uni-Finanzierung aber nur, wenn gewisse Maßzahlen festgelegt werden.

Rückenwind bekommt der Wissenschaftsminister dabei durch eine aktuelle GFK-Umfrage. Demnach sind 71 Prozent der Befragten dafür, Zugangsbeschränkungen auf weitere, besonders gefragte Studienfächer auszudehnen. Das sind einige Prozentpunkte weniger als vor drei Jahren (75 Prozent) – aber es ist immer noch die breite Mehrheit. Besonders gefragt ist Jus: Jenes Fach, über dessen Beschränkung der Minister schon vor zweieinhalb Jahren und seitdem immer wieder – laut – nachdachte.

(c) Die Presse

Insgesamt haben vorigen Herbst mehr als die Hälfte aller Erstsemestrigen (56,2 Prozent) eines der 20 beliebtesten Studienfächer inskribiert. Auch bei den Absolventen kommen mehr als die Hälfte aus 20 Studienrichtungen – die Reihenfolge ist allerdings recht unterschiedlich: Rechtswissenschaften liegen laut den Zahlen aus dem Wissenschaftsministerium bei den Absolventen statt an der ersten Stelle erst auf Platz drei hinter Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und Psychologie (siehe Grafik unten).

485 Millionen vorgesehen

Auch das Geld ist noch ein offener Punkt. Damit die neue Uni-Finanzierung umgesetzt werden könne, müsse sie im Finanzrahmen berücksichtigt werden – weshalb man das Thema in der Bildungsarbeitsgruppe der Regierung thematisieren werde, sagte Mitterlehner. Tatsächlich hätte die Studienplatzfinanzierung bereits starten sollen. Sie wurde allerdings wegen Budgetproblemen auf Eis gelegt. Damals waren für den ersten Umsetzungsschritt 485 Millionen Euro vorgesehen. Diese Zahlen müssten jetzt aber nochmals evaluiert werden, sagte Mitterlehner.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.09.2016)

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