Uni Linz will Ausbau zur Volluniversität

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Beim Dropout und bei Rankings schneidet die 50-jährige Uni nicht so gut ab. Uni-Rektor Lukas denkt über ein studium generale nach.

Zu ihrem 50. Geburtstag am 8. Oktober hat die Johannes Kepler Universität (JKU) Linz auch einen Wunsch: den Ausbau zur Voll-Uni. An dessen Erfüllung arbeitet die 1966 nur für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften gegründete Hochschule systematisch. Jüngst kam nach einer technisch-naturwissenschaftlichen und einer juridischen Fakultät auch eine medizinische dazu.

Knapp 20.000 Studenten sind heute an einer der jüngsten und wenigen Campus-Unis Österreichs inskribiert. Man könnte aber auch sagen, dass die JKU schon auf eine jahrhundertelange Geschichte und Tradition zurückblicken kann. Denn ihr Namensgeber, der Astronom Johannes Kepler, lehrte schon Anfang des 17. Jahrhunderts am Linzer Landhaus, einer Vorgängerschule der heutigen Uni, die sich auf der grünen Wiese rund um das Schloss Auhof im Stadtteil Dornach ausbreitete. Seit einem halben Jahrhundert wird dort permanent um- und zugebaut - etwa der 1977 errichtete zwölf Stockwerke hohe TNF-Turm (Technik- und Naturwissenschaften, Anm.) oder der Science Park, dessen erster von bisher drei Bauteilen 2009 eröffnet wurde.

Kinderkrankheiten und Handlungsbedarf

Handlungsbedarf sieht der seit einem Jahr amtierende Rektor Meinhard Lukas aber immer noch. So präsentierte er erst vergangene Woche ein Reihe von architektonischen Neuerungen. Denn auch wenn die JKU als Campus-Uni gegründet wurde, fehlt bis heute ein echtes Campus-Leben. Eine gläserne Veranstaltungshalle, die sogenannte Kepler Hall, Aufstockung des TNF-Turms inklusive eines Dachgartens, Erweiterung der Bibliothek mit einem offenem Lern- und Arbeitsplatz, neue Sport- und Freizeitflächen sowie eine Badeinsel im Uniteich für insgesamt 25,8 Millionen Euro sollen Abhilfe schaffen.

Doch das sind nicht die einzigen Kinderkrankheiten, mit denen die JKU in ihren Anfangsjahren zu kämpfen hatte und noch hat. Die Uni ist in den Köpfen der Bevölkerung über Oberösterreich hinaus noch nicht wirklich angekommen, was auch die diversen Rankings über die Reputation immer wieder belegen. Oder wie es Lukas meint: "Da ist noch Luft nach oben". In Fachbereichen hingegen erziele man "gute Auszeichnungen". So schaffte es die JKU in dem im September veröffentlichten Shanghai-Ranking zweimal unter die Top-100 der weltweit besten Universitäten für technische Studienfächer: in den Bereichen Materialwissenschaften und Maschinenbau.

Hohe Dropout-Quote

Bei der Dropout-Quote der Studenten hingegen belegt Linz österreichweit den unrühmlichen Spitzenplatz. Nur 36 Prozent der Studienanfänger an der JKU schließen die Ausbildung auch ab. Zwei Gründe macht der Rektor dafür aus: zum einen studieren hier "überproportional viele Berufstätige" - nämlich mehr als die Hälfte aller Inskribierten. Und es werde zu wenig Augenmerk auf Zugangsregelungen gelegt. Lukas wünscht sich vor Studienbeginn daher eine Überprüfung der Neigungen, "damit man nicht erst nach zwölf oder 13 Semestern darauf kommt, das falsche Fach gewählt zu haben". Auch über Studiengebühren gehöre diskutiert, allerdings nur "wenn auch das System der Stipendien auf völlig neue Beine gestellt wird".

Am liebsten möchte der Rektor am Geburtstag, der am Samstag mit einem Festakt begangen wird, aber über den Wunsch nach einem Ausbau zu einem "volluniversitären Standort" in Linz reden. Das bedeutet für ihn jedoch nicht, dass die JKU eine fünfte Fakultät, jene für Geisteswissenschaften, hinzu bekommen müsse. Nicht nur der jahrelange Kampf um eine eigene Med-Fakultät, die schließlich 2014 gegründet wurde, lässt Lukas von einer weiteren Abstand nehmen. Vielmehr gehe es ihm um eine Institutionsübergreifende Lehre mit den anderen Hochschulen in Linz wie etwa der Anton Bruckner-Uni, der Kunstuniversität oder der Pädagogischen Hochschule.

Lukas denkt an Studium generale

Lukas hat auch noch eine andere Vision. Im Gegensatz zu den Fachhochschulen, bei denen die Spezialisierung im Vordergrund stehe, müssten Universitäten wieder "klar Flagge für eine solide Grundlagenausbildung zeigen". Und diesem humanistischen Bildungsauftrag komme man am besten mit einem "Studium generale" nach - ergänzende und allgemeinbildende Lehrveranstaltungen, die für Studenten aller Fachbereiche am Anfang eines Studiums stehen.

(APA)

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