Unis fordern Stopp für Agrar-FH

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Man müsse sich in der Hochschulreform ansehen, ob die Neugründung sinnvoll sei, statt sich von Begehrlichkeiten der Länder treiben zu lassen, sagt Rektor Vitouch.

Wien. Wo soll eine neue Agrarfachhochschule stehen: in Niederösterreich oder in Oberösterreich? Vorläufig nirgends, meint Oliver Vitouch, Präsident der Universitätenkonferenz. Während die beiden Bundesländer über den Standort für die im Regierungsabkommen paktierten neuen FH-Studiengänge streiten („Die Presse“ berichtete), fordert er, den Plan zu stoppen – und sich zuerst anzusehen, ob eine neue FH im Gesamtkontext überhaupt sinnvoll ist. Immerhin arbeitet das Wissenschaftsressort unter dem Motto Zukunft Hochschule gerade daran, die bestehenden Studienangebote abzustimmen.

Bei Zukunft Hochschule ist das Idealbild eine profilierte Hochschule mit Alleinstellungsmerkmal, wie es im Agrarbereich die Boku ist. Und dann gibt es einen anderen Zugang, der da lautet: Föderalismus pur. Jeder Landespolitiker darf sich etwas wünschen“, sagt Vitouch. Oberösterreich sei dafür bekannt, mit dem Argument des wirtschaftlich starken Bundeslandes „seinen Obolus einzufordern“. Man erinnere sich an die Medizinfakultät Linz, die vor zwei Jahren trotz vieler Gegenargumente gegründet wurde. „Die Frage ist: Gibt man dem Werben und Drängen der Länder nach – oder hat man zum Ziel, eine sinnvolle Hochschulstruktur zu bauen?“

In ihrem Arbeitsprogramm für die Jahre 2013 bis 2018 hat die Regierung die Entwicklung von FH-Studiengängen für Land- und Forstwirtschaft festgeschrieben. Niederösterreich und Oberösterreich haben – jeweils mit dem Anspruch, das Agrarbundesland Nummer eins zu sein – darauf basierend Pläne für eigene Fachhochschulen geschmiedet, Studienpläne inklusive. Oberösterreich wünscht sich St. Florian bei Linz als Standort, Niederösterreich Wieselburg.

Vitouch fordert dagegen, die Ergebnisse des laufenden Prozesses, Zukunft Hochschule, „nicht durch Zwischenrufe vorwegzunehmen“, sondern sich nach möglichst objektiven Kriterien anzusehen, wie die Hochschulen zusammenwirken, was es braucht, und wo etwaige neue Projekte regional am vernünftigsten angesiedelt werden sollen. Eine derart fundierte Entscheidung sei wichtig, weil einmal gegründete Hochschulen in der Regel bestehen bleiben. Auch dann, wenn man zu dem Schluss kommt, dass eine andere Struktur erstrebenswerter wäre. „Wenn man so etwas macht, dann pickt das“, sagt Vitouch. „Man sollte sich daher nicht von aktuellen Begehrlichkeiten treiben lassen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.11.2016)

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