Ein Drittel der angehenden Studenten muss jetzt schon durch ein Aufnahmeverfahren. Wie diese aussehen, ist je nach Fach und Uni sehr verschieden. Eine Auswahl.
Wien. Leistungsselektion, stärkere Steuerung der Studierendenflüsse und Maximalzahlen von Studienanfängern: Mit dem Tabubruch von Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) in der Uni-Politik rücken neue Zugangsbeschränkungen näher – und damit auch Aufnahmeverfahren. Tatsächlich muss jetzt schon jeder dritte angehende Student eine Hürde nehmen, bevor es in den Hörsaal geht. Wie diese aussieht, ist je nach Fach und Uni sehr verschieden. Hier eine Auswahl.
1 Medizin: Ein ganzer Tag mit Chemie und sozialem Entscheiden
Ein kompletter Tag muss für den in Wien, Graz, Innsbruck und Linz einheitlichen Eignungstest für das Medizinstudium eingeplant werden, für den sich von Jahr zu Jahr mehr Interessenten anmelden. 213 Minuten ist reine Testzeit. Es geht um Naturwissenschaften, kognitive Fähigkeiten und um Sozialkompetenz. Die Zahnmediziner brauchen länger: Sie müssen unter anderem auch einen Draht möglichst exakt in Form biegen, um ihre manuellen Fertigkeiten zu beweisen.
2 Veterinärmedizin: Auch die Noten bei der Matura zählen
Für die angehenden Tierärzte zählen auch die Noten. Für die Maturafächer Deutsch, Mathematik und eine lebende Fremdsprache gibt es jeweils Punkte. Diese werden zu den Punkten beim Eignungstest gezählt, einem eineinhalb Stunden dauernden Multiple-Choice-Test am Computer, der vor allem naturwissenschaftliches Wissen abfragt.
3 Psychologie: Lehrbuch – und ein Bonus für die Schulnoten
Auch für Psychologie sind die Noten relevant – jedenfalls in Salzburg. Dort können bestimmte Noten aus dem Maturajahr als bis zu 25 Bonuspunkte angerechnet werden – zusätzlich zu den maximal 75 Punkten im Test. Dieser ist österreichweit einheitlich, bezieht sich zum Teil auf ein Psychologielehrbuch und dauert 3,5 Stunden.
4 Publizistik: Ein Test, der die Kandidaten vorher abschreckt
In Publizistik hat der Aufnahmetest seinen Zweck oft schon vorab erfüllt – und viele potenzielle Studenten abgeschreckt. Teilweise kam nur ein Teil der Angemeldeten zur Prüfung, die zwar stattfand – nach der aber für jeden Platz war. Teilweise wurde der Test schon vorab abgeblasen. Abgefragt werden sollte unter anderem Fachwissen.
5 Wirtschaft: Motivationsschreiben und (kein) Aufnahmetest
Bei den seit Herbst 2013 beschränkten Wirtschaftsstudien ist die Lage ähnlich: Die Zahl der Interessenten ist stark zurückgegangen. Grundsätzlich ist hier ein Self-Assessment oder ein Motivationsschreiben notwendig, um zum Eignungstest antreten zu dürfen. Dieser wurde zuletzt fast überall abgeblasen. Allerdings klagen die Unis, dass die vorgegebene Zahl der Anfängerplätze viel zu hoch ist.
6 Lehramt: Trotz Prüfung werden (in Wien) alle aufgenommen
Angehende Lehrer müssen auch an den Unis inzwischen ein Aufnahmeverfahren durchlaufen. Dieses besteht in der Regel aus einem Online-Self-Assessment und einem Eignungstest. Ein Spezifikum an der Uni Wien: Wer zu schlecht abschneidet, muss zu einem persönlichen Gespräch – aufgenommen wird er aber auf jeden Fall.
7 Sport und Kunst: Klettern und laufen, malen und zeichnen
In Sport und Kunst muss man seine Eignung beweisen – für Sport etwa mit Klettern und Laufen, für Kunst etwa mit Arbeitsproben und künstlerischen Aufgaben vor Ort.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2017)