Studium: Wo Plätze gekürzt werden könnten

Studenten an der Wirtschaftsuni in Wien: Wirtschaft und Wirtschaftsrecht gehören zu den beliebtesten Studien.
Studenten an der Wirtschaftsuni in Wien: Wirtschaft und Wirtschaftsrecht gehören zu den beliebtesten Studien. (c) APA/HELMUT FOHRINGER
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Wenn sich neue Schranken an der Absolventenzahl orientieren, könnte die Zahl der Anfänger in manchen Fächern drastisch sinken.

Wien. Nach jahrelangen Blockaden soll es nun endlich losgehen: Bis zum Sommer soll klar sein, wie die neue Uni-Finanzierung aussieht, bei der die Unis grob gesagt Geld pro Studienplatz bekommen. Nach dem Schwenk von Kanzler Christian Kern (SPÖ) beim Uni-Zugang ist jedenfalls fix, dass es Zugangsbeschränkungen geben wird „wo erforderlich“. In welchen Fächern könnte es ab Herbst 2019 – wenn die Studienplatzfinanzierung dann an den Unis starten soll – also neue Beschränkungen geben? Und wie drastisch wird die Zahl der Studienanfänger heruntergefahren?

Ein Fach, das Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) schon vor Längerem nannte, ist Jus. Es ist das beliebteste Studienfach, im Herbst schrieben sich dafür fast 4500 Studienanfänger ein. Abgeschlossen haben das Studium zuletzt aber weniger als ein Drittel: nämlich 1400 Studenten. Ebenfalls sehr beliebt und bisher noch nicht beschränkt (siehe Grafik unten): Wirtschaftsrecht, das vor allem an der Wirtschaftsuniversität seit der Beschränkung der Wirtschaftsstudien boomt, gefolgt von Pädagogik, Soziologie und Anglistik.

Es fehlen Laborplätze

Chemie ist mit zuletzt knapp 1200 Anfängern gerade noch unter den zwanzig beliebtesten Fächern – aber trotzdem ein Fach, das Mitterlehner bereits als Kandidat für Beschränkungen nannte: Auf dieses Studium sind (ähnlich wie beim Wirtschaftsrecht) seit der Einführung von Schranken im thematisch benachbarten Fach Pharmazie viele Studienanfänger ausgewichen. Ein Problem sind hier vor allem die knappen Laborplätze.

Die nächste heikle Frage ist die nach der Zahl der Studienplätze. In den seit 2013 beschränkten Studienfeldern Wirtschaft, Architektur, Informatik, Pharmazie und Biologie richtete sich diese nach der Anzahl der Anfänger in den Jahren davor. Sehr zum Unmut der Unis, die inzwischen eine Idee lancierten, die dem Wissenschaftsminister gefiel – und auf die auch Kanzler Kern in seinem Plan A eingeschwenkt ist: Die Zahl der Anfänger könnte sich an jener der Absolventen orientieren – plus einem Prozentsatz an potenziellen Abbrechern. Dieses Modell ist nach wie vor hoch im Kurs. Wie hoch das Plus sein könnte und wie die Rechnung konkret aussehen könnte, sei Gegenstand der Diskussionen, heißt es. Geht man von 20 Prozent Spielraum aus – diese Zahl kursiert seit dem Sommer – würde die Zahl der Studienplätze teils enorm gekürzt werden, jedenfalls in den derzeit besonders beliebten Fächern. Sehr grob gerechnet wären das in Jus mit bisher 4500 Anfängern nur gut 1700 Studienplätze. Wenn man auf die 1600 Wirtschafts- und Sozialwissenschaftsabsolventen im Jahr 2014/15 ein Fünftel aufschlägt, blieben noch 1900 Plätze. Zuletzt haben 3000 Studenten angefangen. In Chemie wären es dann nur noch 200 Plätze. Allerdings ist das nur eine vage Annäherung für einige Bereiche. In weniger überlaufenen Fächern ist die Zahl der Absolventen schon jetzt viel näher an der der Anfänger. Außerdem wird die echte Rechnung letztlich um einiges komplizierter sein, möglicherweise auch die Zahlen mehrerer Jahre, die Bedingungen in einzelnen Fächern und an den einzelnen Unis berücksichtigen.

Eingangsphase als Basis?

In den vergangenen Tagen sei außerdem ein neuer Gedanke dazu gekommen, sagt Rektorenchef Oliver Vitouch: Die Anzahl der Studienplätze könnte sich auch an der Zahl der Studenten orientieren, die derzeit die Studieneingangsphase schaffen. Diese besteht aus einer Reihe von einführenden Lehrveranstaltungen, die absolviert werden müssen, bevor Studenten sich in ihrem Studium für weitere Lehrveranstaltungen einschreiben können. Offen ist die Frage, ob – wie bei Wirtschaft, Architektur etc. – eine bundesweite Gesamtzahl an Studienplätzen definiert wird.

Für einen „vernünftigen Einstieg“ in die Studienplatzfinanzierung brauche es jedenfalls Geld, so Vitouch: Für 2019-2021 insgesamt 500 Millionen Euro zusätzlich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2017)

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