Italien: "Drei Viertel der Studenten sind halbe Analphabeten"

Können junge Leute immer schlechter rechtschreiben?
Können junge Leute immer schlechter rechtschreiben?(c) imago stock&people (imago stock&people)
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Uni-Professoren klagen über "Fehler wie in der dritten Volksschule" bei ihren Studenten. Die Regierung müsse mit Maßnahmen im Schulwesen gegensteuern.

600 Universitätsprofessoren in Italien haben in einem Schreiben an die Regierung und das Parlament Maßnahmen zur Förderung der Rechtschreibung in den Schulen gefordert. In den Arbeiten der Studenten träten Orthografie-Fehler auf, wie sie nicht einmal in der dritten Volksschulklasse geduldet würden, beklagen sie.

"Universitätsstudenten schreiben schlecht in ihrer eigenen Sprache, sie lesen kaum und haben Probleme, sich mündlich auszudrücken", schilderten die Professoren die schwierige Lage in ihrem Appell an die Regierung und an das Parlament, die auch von vielen Intellektuellen unterzeichnet wurde. "Drei Viertel der Studenten an den Universitäten sind de facto halbe Analphabeten. Sie redigieren Texte, als würden sie SMS schreiben und machen unglaubliche Fehler", hieß es.

Rechtschreibunterricht an manchen Fakultäten

Ein Großteil seiner Arbeit bestehe darin, die Rechtschreibfehler in Arbeiten zu korrigieren, beklagte ein Professor. Die Studenten ignorierten die wesentlichsten Regeln der italienischen Grammatik. Das Schulsystem müsse reagieren, forderten die Universitätsprofessoren. Das Problem werde auf Regierungs- und Parlamentsebene unterschätzt.

Seit den 70er Jahren sei der Unterricht in Grammatik und Orthografie in Italien vernachlässigt worden, die Folgen seien desaströs, beschwerten sich die Professoren. Die jüngsten Erhebungen der PISA-Studie ergaben, dass die jungen Italiener deutlich unter dem Schnitt der OECD-Länder (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) liegen, was Grammatik und Orthografie betrifft. Deswegen hätten einige Universitätsfakultäten zulegt sogar Rechtschreibunterricht einführen müssen.

Italienisch wird von etwa 65 Millionen Menschen weltweit als Muttersprache gesprochen. Der italienische Sprachraum in Europa umfasst neben Italien auch Gebiete der angrenzenden Schweiz. Als Amtssprache ist Italienisch als Zweit- und erlernte Fremdsprache auch unter den zahlreichen Volksgruppen bzw. sprachlichen Minderheiten in Italien verbreitet: Deutsche und Ladiner in Südtirol, die Slowenen in Friaul-Julisch Venetien, die Frankoprovenzalen im Aostatal und die Okzitanen im Piemont, die Friulaner und die Sarden.

(APA)

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