Deutsche Jungärzte: Mehr als 80 Prozent verlassen Österreich

Abwanderung ist Thema für junge Ärzte.
Abwanderung ist Thema für junge Ärzte.(c) imago/Westend61 (imago stock&people)
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Abwanderung ist nicht nur in Medizin Thema. Mehr als die Hälfte der ausländischen Absolventen zieht weg.

Wien. Ausländische Jungmediziner haben keine allzu große Lust, in Österreich zu arbeiten. Die meisten von ihnen ziehen innerhalb kürzester Zeit nach ihrem Abschluss wieder weg. Das zeigen Daten der Statistik Austria, die das Wissenschaftsministerium auch als Argumentationshilfe für die Österreicherquote im Medizinstudium nach Brüssel geschickt hat – bisher noch ohne ein (offizielles) Okay für die Maßnahme zu bekommen.

Die Deutschen, um die es bei der Medizinerquote geht, sind vorne: Acht von zehn deutschen Absolventen verlassen Österreich in den ersten drei Jahren nach ihrem Studium, die meisten (80 Prozent) bereits im ersten Jahr. Auch mehr als zwei Drittel der Medizinabsolventen aus anderen EU-Ländern gehen innerhalb von drei Jahren weg aus Österreich, genauso wie 60 Prozent der Nicht-EU-Bürger in dem von den Statistikern analysierten Abschlussjahrgang 2011. Die allermeisten Österreicher bleiben: Mehr als 90 Prozent der 1099 Jungmediziner, die in dem Jahr mit dem Studium fertig wurden, waren auch drei Jahre später noch im Land. Insgesamt hat damit gut ein Fünftel aller Medizinabsolventen das Land verlassen.

Abwanderung ist aber nicht nur ein Thema der Medizin. Über alle Uni-Fächer hinweg verlassen knapp 60 Prozent aller ausländischen Absolventen innerhalb von drei Jahren das Land, auch hier liegen die Deutschen vorne. Auch hier gehen die meisten im ersten Jahr nach dem Studium, manche Absolventen wechseln ihren Hauptwohnsitz sogar schon vor dem Abschluss, sagt Regina Radinger von der Statistik Austria. Andere – vor allem Italiener und Deutsche – bleiben das ganze Studium hindurch im Ausland gemeldet. Besonders oft wandern neben Medizinern ausländische Agrar- und Veterinärwissenschaftler ab. Von den Ingenieurwissenschaftlern bleibt dagegen zumindest knapp die Hälfte hier – ähnlich ist es bei Pädagogen, Künstlern und Geisteswissenschaftlern.

Bei den österreichischen Uni-Absolventen sieht es anders aus. Insgesamt verlassen in den ersten drei Jahren nach dem Studium vier Prozent der Österreicher das Land – je höher der Abschluss, desto mehr. So gehen drei Prozent nach dem Bachelor weg, acht Prozent nach dem Doktorat. Gesundheits- und Sozialwesen – darunter Medizin – ist jener Bereich, in dem es die Österreicher am häufigsten wegzieht (sieben Prozent), gefolgt von Kunst und Geisteswissenschaften.

Bildung wird nach wie vor vererbt

Ob es jemand überhaupt an die Uni schafft, darauf hat immer noch die Bildung der Eltern Einfluss. Zwar verbessert sich das Bildungsniveau stetig. „Die Bildungsvererbung ändert sich aber nur langsam“, sagte der Statistik-Austria-Generaldirektor Konrad Pesendorfer bei der Präsentation des Datenbands „Bildung in Zahlen“. Bei den Burschen ist der Weg zur Matura stärker von der Herkunft geprägt als bei den Mädchen.

Eine neue Landkarte bietet übrigens nun Einblicke in die 6000 Schulen in Österreich: Online auf statistik.at/atlas/schulen zeigt diese, wie viele Schüler und Klassen es an einem Standort gibt, aus welchem Einzugsgebiet die Schüler kommen und – für Eltern besonders interessant – in welche Schule sie nach der vierten oder achten Schulstufe wechseln.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.05.2017)

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