StudentenProteste: „Schluss mit Elitebildung“

Uni-Aktionstag in Österreich – tausende bei Protesten in Deutschland und Italien.

WIEN (red.). Auf den Tag genau 20 Jahre nach der gewaltsamen Niederschlagung jener Studentenproteste, die 1989 in Tschechien die „Samtene Revolution“ einleiteten, gingen am Dienstag in mehreren europäischen Ländern insgesamt bis zu hunderttausend Studenten auf die Straße. Der Protesttag, zu dem die Plattform „International Student Movement“ aufgerufen hat, richtete sich gegen die Ökonomisierung der Bildung.

In Österreich hielt sich der Andrang in Grenzen – nach vier Wochen der Uni-Besetzung gehen bei den Studenten die Kräfte zur Neige. In Wien, wo vor drei Wochen noch zehntausende demonstrierten, trafen sich nur 800 Studenten auf dem Schwarzenbergplatz zu einer Kundgebung vor der Industriellenvereinigung. Zu den Klängen der „Internationale“ und mit Plakaten („Schluss mit Elitenbildung“) protestierten sie gegen den Einfluss der Wirtschaft auf die Unis. Am Abend war ein Fest in der Akademie der bildenden Künste geplant. In Linz paddelten 20 Menschen „um einen Studienplatz“ über den Teich auf dem Uni-Campus.

Schüler bei Demo verhaftet

Stärker fielen die Proteste in den Nachbarländern aus. In Deutschland zogen mehr als 50.000 Menschen durch die großen Uni-Städte, um für Nachbesserungen beim Bologna-Prozess, der zur Angleichung der Studiensysteme in Europa führen soll, zu demonstrieren. In Italien gab es laut Organisatoren Proteste in 50 Städten. In Rom zogen Studenten vor den Regierungssitz. Sie beschuldigen Premier Silvio Berlusconi, der im Bildungsbereich 700 Mio. Euro einsparen will, die Unis „auszuhungern“. In Mailand kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei – vier Schüler wurden verhaftet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.11.2009)

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