Studienplatzfinanzierung: Uni-Wien-Rektor gibt "Hoffnung nicht auf"

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Derzeit herrscht zwischen ÖVP und SPÖ eine Art Patt: Die ÖVP will die Studienplatzfinanzierung rasch umsetzen, während die SPÖ damit keine Eile hat.

Der Rektor der Universität Wien, Heinz Engl, glaubt nach wie vor an eine Chance auf den Beschluss zur Einführung der Studienplatzfinanzierung ab 2019 noch vor der Wahl. "Ich gebe die Hoffnung bis zum letzten Moment nicht auf", so Engl zur APA. Auch bei der Bildungsreform habe bis vor wenigen Tagen niemand an eine Einigung geglaubt. "Unser Aufwärtstrend muss fortgesetzt werden."

Derzeit herrscht zwischen ÖVP und SPÖ eine Art Patt: Die ÖVP will die Studienplatzfinanzierung rasch umsetzen, während die SPÖ damit keine Eile hat. Umgekehrt drängt die SPÖ auf eine baldige gesetzliche Verabschiedung der Uni-Budgets 2019 bis 2021 - wofür die ÖVP aber die Studienplatzfinanzierung zur Voraussetzung macht.

Von Ex-Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) war eine Erhöhung der Uni-Budgets 2019 bis 2021 um 1,35 Mrd. Euro in Aussicht gestellt, aber mit der Einführung der Studienplatzfinanzierung verknüpft worden. Auf die Uni Wien würde davon in etwa ein Plus von 200 Mio. Euro entfallen - rund 90 Millionen davon wären eine Abgeltung der Inflation bzw. die Absicherung der durch die letzte Budgeterhöhung zusätzlich geschaffenen Stellen, rund 110 Millionen für einen weiteren Ausbau.

Neue Professuren etwa im Bereich Data Science geplant

"Damit könnte ein deutlicher Schritt nach oben passieren", betonte Engl. Unter anderem könne man damit die Betreuungsrelationen in den Massenfächern verbessern, aber auch Probleme wie fehlende Laborplätze in der Chemie beheben. Auch anderweitig könne es dann zu einem massiven Ausbau an Professuren bzw. Tenure-Track-Stellen kommen. Die Uni Wien plant diverse neue Professuren etwa im Bereich Data Science, Machine Learning, aber auch im Gesundheitsbereich - wie einen gemeinsamen Lehrstuhl mit der Medizin-Uni Wien zu Computational Medicine an den Schnittstellen zwischen Mathematik, Informatik und Medizin.

Ebenfalls gemeinsam mit der Medizin-Uni Wien ist außerdem ein Ausbau der Neurowissenschaften und eine Verschränkung des Pharmaziestudiums angedacht, dazu kommen noch die Ausweitung der Digitalisierung in den Geisteswissenschaften und eine Stärkung des Biologie-Clusters. All das bedürfe aber eines steigenden Budgetpfads. "Die Konzepte liegen alle vor", so Engl. Es bedürfe nur der entsprechenden politischen Entscheidungen.

Die Universität Wien müsse sich mit den Universitäten München und Zürich vergleichen können, betonte der Rektor. "Da sind wir derzeit weit hinten. Die Uni München hat pro Studierendem ein doppelt so hohes Budget wie wir. Die Uni Zürich hat das gleiche Budget wie wir - wir haben aber 93.000 Studenten, die haben 27.000."

"Drittmittel können nie fehlende Grundmittel ersetzen"

Wenn nicht einmal die Inflation abgegolten bzw. der bisherige Ausbau abgesichert werden, käme es zu einer "Notsituation". Daran könnten auch die immer stärker wachsenden Drittmitteleinnahmen - 2016 waren es 80 Millionen - nichts ändern, so Engl: "Drittmittel können nie fehlende Grundmittel ersetzen - im Gegenteil: Sie verursachen zusätzliche Kosten." Mit jedem eingeworbenen Drittmittelprojekt seien mindestens 20 Prozent Overheadkosten verbunden, zudem müsse man in Labors etc. investieren. Die Mittel seien auch immer an ein konkretes Projekt gebunden.

Weiter ausbauen will Engl die Erweiterungscurricula. Damit können Studierende im Bachelor-Studium zusätzliches Wissen aus anderen Studienrichtungen erwerben, um dann ein nicht verwandtes Masterstudium absolvieren zu können. Seit 2016 ist zum Beispiel das betriebswirtschaftliche Masterstudium auch für Bachelor-Absolventen von geistes-, sozial- und kulturwissenschaftlichen Studien zugänglich - bei Nachweis des entsprechenden Erweiterungscurriculum und der nötigen Englischkenntnisse.

(APA)

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