Wie die "Presse" erfuhr, ist die Arbeit des EU-Kommissars auf "Antrag des Studienpräses aus dem Verkehr gezogen" worden. An Haupt- und Fachbibliothek ist Hahns Dissertation als verloren gemeldet.
Im Internet ist die Dissertation Johannes Hahns seit Montag zur Gänze abrufbar - und zwar auf der deutschen Seite „PlagiPedi". Wer in der guten alten Bibliothek einen Blick in die Arbeit werfen möchte, hat inzwischen aber Pech: An der Österreichischen Nationalbibliothek - die eigentlich alle Uni-Abschlussarbeiten bereit hält - ist sie „auf Antrag des Büros der Studienpräses aus dem Verkehr gezogen" worden, erfuhr die „Presse" am Montagnachmittag auf Anfrage von der Leiterin der Hauptabteilung „Benützung und Information".
Noch vor wenigen Tagen konnte die Arbeit bei einem „Presse"-Check im Online-Katalog aufgerufen werden - jetzt geht das nicht mehr. „Gesperrt", so lautet nun der Eintrag Nationalbibliothek-intern. Auch Autoren selbst können ihre Arbeiten für fünf Jahre sperren lassen - aber nur unter bestimmten Voraussetzungen, etwa, wenn die Dissertation oder Diplomarbeit sensible (Firmen-)Daten enthält. Im Fall Hahn trat also die Studienpräses der Uni Wien, nicht Ex-Wissenschaftsminister und EU-Kommissar Johannes Hahn, auf den Plan. Die Studienpräses wollte schlicht ein Hardcopy-Exemplar für ihr Büro zur Seite legen lassen, um Presse- und sonstige Anfragen zur Causa Hahn besser beantworten zu können, so hieß es bei der Uni Wien.
Auch an der der Hauptbibliothek Wien sowie an der Fachbibliothek Philosophie ist die Arbeit zur Zeit nicht erhältlich; sie ist dort jeweils mit „Verlust" eingetragen, wie ebenfalls an der Nationalbibliothek zu erfahren war. An der WU-Hauptbibliothek ist die Arbeit entlehnt, am Montagnachmittag gab es drei Vormerkungen. Titel der Arbeit Hahns, in der laut Plagiatsjägern schleißig zitiert worden ist: „Die Perspektiven der Philosophie heute dargestellt am Phänomen Stadt" (vorgelegt im Jahr 1987 im Fach Philosophie, Uni Wien).