Deutsche Unis stolpern über Gehälter

In den USA gehören die Uni-Chefs zu den Großverdienern. Dagegen wird das niedrigere Gehalt in Deutschland bei der Rektorensuche mitunter zum Problem.

[Wien/beba] Ein Millionengehalt für einen Uni-Chef? In den USA ist das keine Seltenheit. „In Ländern, in denen die Managementfunktion der Rektoren eine lange Tradition hat, wie etwa im angelsächsischen Raum, sind die Gehälter der Rektoren wesentlich höher als hierzulande“, sagt Hochschulforscher Hans Pechar von der Uni Klagenfurt. Das belegt ein Bericht des US-amerikanischen „Chronicle of Higher Education“: Das Durchschnittseinkommen eines Rektors in den USA liegt demnach bei umgerechnet 300.000 Euro pro Jahr, 36 Uni-Präsidenten verdienten im Jahr 2009 sogar mehr als eine Million US-Dollar (780.000 Euro).

Im deutschsprachigen Raum stellt sich die Situation differenzierter da: So sind die Einkommen der Schweizer Uni-Chefs durchwegs höher als die der Österreicher – unter anderem auch, weil die Universitäten dort viel stärker mit der Industrie vernetzt sind. In Deutschland dagegen sind die Gehälter niedriger – der frühere Präsident der deutschen Hochschulrektorenkonferenz, Klaus Landfried, schätzt das Durchschnittsgehalt eines Uni-Präsidenten laut „Spiegel“ auf 90.000 bis 100.000 Euro pro Jahr. Das liegt nicht zuletzt an den Strukturen. Denn: Die Rolle deutscher Uni-Präsidenten ähnelt (je nach Bundesland) eher der der heimischen Rektoren vor der Autonomie: Sie haben zumeist nur eine repräsentative Funktion und nicht – wie in Österreich – die Finanz- und Personalverantwortung für ihre Institution.

Das Thema Entlohnung führt in Deutschland mitunter zu Problemen: Erst im Vorjahr scheiterte die Bestellung des neuen Rektors der Uni Hohenheim (Stuttgart) auf den letzten Metern. Er war zwar gewählt – doch der Deal platzte wenige Wochen vor dem geplanten Amtsantritt wegen unterschiedlicher Gehaltsvorstellungen. „Das ist immer wieder ein Problem“, sagt Markus Schwarz, der als Berater bei „Egon Zehnder International“ Universitäten bei der Suche nach geeigneten Rektorskandidaten begleitet. Und: Die höhere Entlohnung in Österreich sei durchaus einer der Gründe, warum die Rektorate vergleichsweise „gut besetzt“ seien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.01.2012)

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