Viele Jungärzte würden nicht mehr Medizin studieren

Viele Jungaerzte wuerden nicht
Viele Jungaerzte wuerden nicht(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Ärztekammer-Studie: Turnusärzte klagen über Arbeitsbedingungen und bezweifeln, ihre Karriereziele zu erreichen.

Mehrheitlich zwei Nachtdienste pro Woche, zwei Wochenenddienste pro Monat und größtenteils Aufgaben, die nicht ihrer Ausbildung entsprechen: Die Wiener Jungärzte sind unzufrieden mit den Arbeitsbedingungen, die sie in ihrer Turnuszeit an Spitälern vorfinden. Fast jeder dritte von ihnen würde nach den Erfahrungen, die er gemacht hat, nicht noch einmal den medizinischen Ausbildungsweg einschlagen, ebenso viele glauben nicht, ihre Karriereziele zu erreichen, wie eine am Dienstag präsentierte OGM-Umfrage im Auftrag der Wiener Ärztekammer ergab. Für Ärztekammerpräsident Walter Dorner ein "Alarmzeichen".

"Dass die Ausbildung zum Arzt kein Spaziergang ist, ist jedem Medizinstudenten bewusst", so Dorner bei einer Pressekonferenz. Wenn dieser nach langer Wartezeit auf einen Turnusplatz jedoch über 40 Prozent seiner Arbeitszeit Patientendokumentationen, Administration und bürokratische Tätigkeiten widmen muss und nur zehn Prozent der Zeit auf seine ärztliche Ausbildung bzw. 37 Prozent auf Betreuung und Behandlung von Patienten fällt, "darf man sich nicht wundern, dass der Frust groß ist". Zwei Drittel der Turnusärzte meinen, mehr mit anderen Aufgaben betraut zu sein, die weniger ihrer ärztlichen Ausbildung dienen.

Mehrheit arbeitet über 60 Stunden

Ihre Arbeits- und Berufszufriedenheit ist laut der repräsentativen Umfrage, für die rund 1800 (und davon rund 370 Jungärzte) von 12.000 Wiener Ärzten befragt wurden, generell durchwegs geringer im Vergleich zu etwa angestellten Spitalsärzten oder niedergelassenen Ärzten. Etwa 60 Prozent der jungen Mediziner geben an, wöchentlich mehr als 60 Stunden zu arbeiten; dementsprechend hoch ist auch die Unzufriedenheit mit den Arbeitszeiten (für knapp 60 Prozent nicht oder wenig zufriedenstellend). Verbesserungswürdig ist für mehr als 70 Prozent der Befragten auch die generelle Verteilung ihrer Arbeitszeit, immerhin verrichten mehr als die Hälfte von ihnen durchschnittlich zwei Nachtdienste pro Woche und zwei Wochenenddienste pro Monat.

Während sowohl die Zusammenarbeit mit Kollegen als auch die Gleichbehandlung von Frauen und Männern tendenziell positiv bewertet wird, gibt es ein harsches Urteil für die Vorgesetzten. Die Hälfte der Jungärzte ist weniger zufrieden oder unzufrieden mit Führung, Unterstützung und Leistungsbeurteilung, vor allem hier will der scheidende Ärztekammerpräsident "in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren" Aktionen setzen und "maßgeblich auf die Verantwortlichen einwirken". "Es muss zu einer neuen Form des Coaching kommen", so Dorner, der den Zeit- und Personalmangel bezüglich ausbildender Oberärzte kritisierte. "Die Beziehung zwischen Arzt und Patient beginnt zwischen dem auszubildenden Arzt und seinem Oberarzt."

(APA)

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