CHE-Ranking: Gute Noten für Fachhochschulen

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Die heimischen Fachhochschulen erhalten von ihren Studierenden durchwegs gute Bewertungen. Sie punkten vor allem mit ihrem Praxisbezug. Aufholbedarf gibt es bei der Internationalität der Studiengänge.

Wien/Red. Es ist ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann: Die heimischen Fachhochschulen konnten – wie schon in den Vorjahren – beim CHE-Hochschulranking mit guten Bewertungen in fast allen Bereichen punkten. Insgesamt 45 Plätze in der Spitzengruppe, 19 Plätze in der Mittelgruppe und nur einen Platz in der Schlussgruppe konnten die FH-Studien Informatik und Pflegewissenschaft, die das deutsche Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) dieses Jahr überprüft hat, erringen.

Die Österreich-Ergebnisse liegen der „Presse“ exklusiv vor; in Deutschland veröffentlicht „Die Zeit“ diese Woche als erstes Medium die Ergebnisse (Details siehe Factbox). Insgesamt nehmen mehr als 100 Hochschulen vor allem aus dem deutschsprachigen Bereich an dem Ranking teil. Eines ist jetzt schon klar: Den Vergleich mit ihren deutschen Schwesterinstitutionen brauchen die heimischen FH nicht zu scheuen.

Besonders erfreulich ist das Ergebnis für die FH IMC Krems, die mit ihrem Studium „IT Security“ in allen zwölf Kategorien, in denen sie bewertet wurde, in der Spitzengruppe liegt (siehe Grafik). Die FH Vorarlberg kann elf Spitzenplätze vorweisen, bei einem Platz in der Mittelgruppe. Die FH Oberösterreich kommt am Standort Hagenberg (Studienbereich Informatik, Kommunikation und Medien) auf insgesamt neun Spitzenplatzierungen sowie drei Plätze in der Mittelgruppe.

In diesem Bewertungsmuster liegt auch die – von vielen gelobte, von anderen kritisierte – Besonderheit des CHE-Rankings: Die Institutionen werden (im Gegensatz etwa zu den großen Times- oder Shanghai-Rankings) nicht wirklich „gereiht“. Das CHE erstellt keine Rangliste. Aus „wissenschaftlichen Gründen“, wie es heißt. Die Institutionen, die sich übrigens freiwillig für eine Teilnahme anmelden, werden in den einzelnen Kategorien (etwa Praxisbezug, Lehrangebot und Studierbarkeit) lediglich in Spitzen-, Mittel- und Schlussgruppe eingeteilt. (Details zu den Hintergründen des Rankings siehe Artikel unten.) Eine umfassende Befragung der Studenten fließt in das Ergebnis mit ein.

Schwächen bei Internationalität

„Sehr zufrieden“ mit dem Ergebnis zeigt sich auch die Fachhochschulkonferenz. „Das Gesamtbild zeigt, dass das Konzept der FH sehr gut bewertet wird“, sagt Präsident Helmut Holzinger. Besonders gut bewertet wurden die heimischen FH im Bereich des Praxisbezugs – hier konnten sich alle bewerteten Institutionen in der Spitzengruppe positionieren. Ähnlich gute Ergebnisse gibt es in den Bereichen Bibliotheksausstattung, E-Learning sowie bei dem Kontakt zu den Studierenden. „Die sehr gute Betreuung der Studierenden führt auch zu ausgezeichneten Ergebnissen“, so Holzinger. Das führe zu einer kurzen Studienzeit bis zur Graduierung und geringen Abbruchraten. „An den FH steht der Studierende im Mittelpunkt. Das zeigt das CHE Ranking deutlich. Gleiches gilt für die studentische Infrastruktur wie Bibliotheken.“

Schwachpunkt der überprüften Informatik- und Pflegestudien: die Internationalität. Diese wird anhand der Faktoren „Existenz gemeinsamer Studiengänge mit ausländischen Hochschulen“, „Studierendenaustausch“, „fremdsprachiger Unterricht“ und „Auslandserfahrung der Lehrenden“ bewertet. Hier gab es quer durch die Institutionen wenige Punkte.

Informatik: 1100 Absolventen

Holzinger erklärt sich das mit dem sehr hohen Anteil an berufsbegleitenden Studiengängen. Dieser liegt bei rund 45 Prozent. „Ein Berufstätiger arbeitet tagsüber und studiert am Abend und Wochenende. Er ist erfahrungsgemäß nicht in der Lage, ein Semester ins Ausland zu gehen“, so der Präsident der FH-Konferenz. Die Fachhochschulen seien aber bereits bemüht, durch „Internationalisierung zu Hause“ sowie kurze Auslandsaufenthalte geeignete Angebote für Berufstätige zu schaffen.

Insgesamt hat der Fachhochschulrat 48 Studiengänge – die im Ranking teilweise zu Studienbereichen zusammengefasst wurden, teilweise aufgrund zu geringer Rückläufe gar nicht gerankt sind – registriert. Seit dem Jahr 2007 hält sich die Zahl der Informatikabsolventen konstant bei rund 1000 jährlich. Im Studienjahr 2010/11 schlossen insgesamt 1123 Studierende an einer FH ein Informatikstudium ab. Die Zahl der Frauen liegt konstant gering bei nicht einmal einem Fünftel. Im Studienjahr 2010/11 gab es insgesamt 194 Absolventinnen.

Der Bereich der Pflegewissenschaften ist an den Fachhochschulen ein vergleichsweise junger – insgesamt gibt es drei Studiengänge. Gemeinsam mit den Studiengängen für Hebammen verzeichnete der Fachhochschulrat im vergangenen Jahr 135 Absolventen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.04.2012)

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