Piraten: "Nicht vom Wohlwollen der Professoren abhängig"

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Marcus Hohenecker, der Kandidat der Uni-Piraten, will eine transparente ÖH-Politik. Vorlesungsunterlagen sollen für alle online zugänglich sein.

Die Presse: Es war lange Zeit ruhig um die Piraten. Ist die ÖH-Wahl ein erster Versuch, für die Nationalratswahl Aufmerksamkeit zu erlangen?

Marcus Hohenecker: Wir kandidieren nicht, um für die Nationalratswahl Werbung zu machen. Wir wollen auf ÖH-Ebene eine Politik 2.0 installieren, wir fordern „liquid democracy“ (eine Mischform von repräsentativer und direkter Demokratie, Anm.).

Was heißt das genau? Was fordern die Piraten?

Wir wollen, dass die ÖH-Verwaltung über das Internet mit den Studenten direkt Politik betreibt. Aber wir wollen auch mehr Internetangebot: Lehrveranstaltungen sollen gestreamt, Unterlagen online gestellt werden.

Das passiert jetzt schon zu einem großen Teil.

Einzelne Dinge werden zwar online gestellt. Aber hier ist man vom Wohlwollen der Professoren abhängig. Das soll es nicht sein.

Das sind sehr IT-lastige Themen. Wie will man aber die breite studentische Masse ansprechen?

Wir sind gegen Zugangsbeschränkungen, wollen aber eine Orientierungsphase, die freiwillige Eignungsprüfungen beinhalten kann. Knock-out-Prüfungen sollen dies aber keine sein. Wir sind auch gegen allgemeine Studiengebühren.

Dafür stehen aber auch genügend andere linke Fraktionen. Warum also die Piraten wählen?

Liquid democracy macht den großen Unterschied. Das ist eine transparente Willensbildung, hier kann jeder Student seine einzelnen Ideen einbringen. Und wir unterscheiden uns auch beim Thema Genderstudies von den anderen linken Fraktionen: Wir möchten zwar, dass dies in vielen Studienrichtungen angeboten wird, es soll aber nicht verpflichtend sein. Wir sind gegen eine Verpflichtung bei Genderstudies in Studien, wo dies eigentlich nichts damit zu tun hat.

Das Image der Piraten ist aber ohnehin ein sehr männliches: In Deutschland machte die Partei auch mit Sexismus Negativschlagzeilen. Wie viele Frauen kandidieren bei den Uni-Piraten?

Wir haben auf Uni-Ebene zwei Frauen, aber wir sind auch nur zehn aktive Leute. Wir machen aber nicht Politik nur für Frauen oder nur für Männer. Bei uns kann sich jeder gleichberechtigt einbringen.

Welches Ziel wollen Sie bei der Wahl erreichen?

Natürlich wollen wir in die ÖH-Bundesvertretung einziehen. Wir kandidieren an sechs verschiedenen Unis (Linz, Graz, Klagenfurt, Wien, Boku, Leoben, Anm.), deswegen rechnen wir uns gute Chancen aus, die nötigen Stimmen zu erreichen. ib

Zur Person

Marcus Hohenecker(25) ist der Spitzenkandidat der Uni-Piraten, die zum ersten Mal bei der ÖH-Wahl antreten. Hohenecker studiert Rechtswissenschaften an der Uni Wien. [Privat]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2013)

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