ÖH-Wahl: Provokante Sprüche und zweifelhafte Tricks

ÖH-Wahl.
ÖH-Wahl. (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Fraktionen üben sich wieder in einer Plakatschlacht. Die Strategien, auf die sie im Kampf um die Aufmerksamkeit der Studierenden setzen, könnten unterschiedlicher kaum sein.

Wien. Der Wahlkampf macht seinem Namen bereits jetzt – rund ein Monat vor der ÖH-Wahl von 14. bis 16. Mai – alle Ehre. Erst vor Kurzem haben die Fraktionen ihre Plakate vor den Unis aufgestellt, nun werden sie bereits von Unbekannten abgerissen oder verschwinden gar spurlos. Das zeigt: An zahlreichen Unis wird um jede einzelne Stimme gekämpft – teils auch mit unfairen Mitteln. „Die Presse“ hat sich die Wahlplakate genau angesehen und analysiert, auf welche Strategien die einzelnen Fraktionen setzen.

Für die größte Aufregung sorgen die Plakate der ÖVP-nahen Aktionsgemeinschaft (AG). Aber nicht etwa wegen eines provokanten Slogans, sondern ob ihrer zweifelhaften Taktik, die die AG an der WU Wien verfolgt: Die Aktionsgemeinschaft scheint dort absichtlich nicht zwischen ihrer Arbeit als Exekutive der ÖH-Universitätsvertretung und jener als politische Fraktion unterscheiden zu wollen.

Da wäre etwa ein Plakat der offiziellen Universitätsvertretung, auf dem ihr Vorsitzender Christian Tafart demonstrativ überlebensgroß ins Bild gerückt ist. Dass Tafart zugleich erneut AG-Spitzenkandidat an der WU ist, ergibt einen schalen Beigeschmack. Die Taktik erinnert an die Politik, wo Regierungsinserate gern mit dem Konterfei des Ministers garniert wurden. (Mittlerweile es dies dort verboten.)

Ähnlich verhält es sich mit anderen Wahlplakaten der AG . Die AG wirbt auf ihren Plakaten mit einem orangen Kreis, der jenem auf offiziellen ÖH-Plakaten zum Verwechseln ähnlich sieht. (Die offizielle Farbe der ÖH-Vertretung der WU wäre eigentlich blau.)

Umstrittene Witze

Vor allem die JuLis, die im selben Wählerteich wie die AG fischen, sind verstimmt. Und lösen zugleich selbst Verstimmung aus: Sie punkten auf ihren Plakaten mit provokanten Sprüchen. „Deine Mutter zahlt mein Studium“ lautet der Slogan, mit dem die JuLis für Studiengebühren werben. Sie sind die einzige Fraktion, die auf Humor setzt – auch wenn sie bereits erkennen mussten, dass nicht alle Studenten „Deine Mutter“-Witze lustig finden.

Die JuLis haben noch ein anderes Ass im Ärmel: An ihrer Spitze steht mit Claudia Gamon ein bekanntes Gesicht. Die Vorarlbergerin kandidierte schon bei den ÖH-Wahlen vor zwei Jahren, zudem ist sie für die Neos und das Anti-Kirchenvolksbegehren aktiv. Gamons Gesicht ziert daher auch jedes dritte Plakat der Jungen Liberalen.

Dass (halbwegs) bekannte Persönlichkeiten in der Wahlwerbung essenziell sind, hat auch der Verband sozialistischer StudentInnen gelernt. Auf den VSStÖ-Plakaten ist mit Spitzenkandidatin Julia Freidl derzeit zwar noch ein unbekanntes Gesicht zu sehen. In ein bis zwei Wochen wird der VSStÖ aber beginnen, Freidl gemeinsam mit Angelika Gruber zu zeigen. Gruber kandidierte nicht nur bereits vor zwei Jahren und ist damit einem größeren Teil der Wählerschaft bereits bekannt, sie war in den vergangenen beiden Jahren als Teil der ÖH-Exekutive auch medial immer wieder präsent. Um Freidl bekannt zu machen, tourt diese zudem derzeit von Uni zu Uni. Stärker als andere Fraktionen legen die roten Studierenden auch Wert auf einen guten Auftritt im Web 2.0. Bislang mit Erfolg.

Kein grüner Amtsinhaberbonus?

Einen völlig anderen Zugang haben die Grünen und Alternativen StudentInnen (Gras). Sie bilden bewusst keine Personen ab. Das würde ihren „basisdemokratischen Gedanken“ widersprechen. Auf Plakaten konzentrieren sie sich auf Sachthemen wie Wohnung, Bildungspolitik, Mobilität und Feminismus. Zudem schicken sie mit Viktoria Spielmann und Marie Fleischhacker ein Spitzenduo ins Rennen. Auf eine einzige Person will man sich nicht reduzieren.

Bei der ÖH-Wahl 2011 wurde der Fraktion nicht zuletzt diese Taktik zum Verhängnis: Man verzichtete auf die Unterstützung der damals amtierenden ÖH-Vorsitzenden Sigrid Maurer. Und das, obwohl – oder vielleicht weil – Maurer ungewöhnlich hohe Bekanntheitswerte mitbrachte. „Es kann gut sein, dass wir Sigi im Wahlkampf besser und öfter hätten präsentieren sollen“, hieß es nach den Verlusten an acht von zwölf Unis damals. Ob man dieses Jahr nichts dazugelernt hat? Doch. Aber man sei sich nicht sicher, ob sich die derzeitige Vertreterin der Gras in der ÖH-Spitze Janine Wulz (nach dem Café-Rosa-Debakel) als Zugpferd eigne, heißt es aus dem Umfeld der Fraktion.

Abzuwarten bleibt, ob die Strategien für einen Anstieg der niedrigen Wahlbeteiligung sorgen. Die AG versucht es mit einem plumpen Wortwitz und plakatiert den Slogan: „A Geh doch wählen“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2013)

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