JuLis: „Unis sollen für schlechte Leistung Strafe zahlen“

Claudia Gamon.
Claudia Gamon. (c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
  • Drucken

Claudia Gamon, die Spitzenkandidatin der Liberalen, über Studenten als Kunden der Unis und ihr Misstrauen gegenüber dem Staat.

Die Presse: Die Julis fordern als einzige ÖH-Fraktion Studiengebühren, also eigentlich Verschlechterungen der Studienbedingungen. Wie groß schätzen Sie das Wählerpotenzial für derartige Forderungen?

Claudia Gamon: Umfragen weisen unter Studierenden hohe Zustimmung zu Gebühren aus. Wir müssen es schaffen zu verdeutlichen, dass Gebühren beitragen können, die Qualität des Studiums zu erhöhen.

Als es noch Studiengebühren gab, war die Qualität des Studiums in keiner Weise besser.

Das liegt vielleicht daran, dass das Modell von Schwarz-Blau das denkbar schlechteste Gebührenmodell war. Unser Modell der nachgelagerten Studiengebühren sieht nicht nur vor, dass man erst im Nachhinein bezahlen muss bzw. kann, sondern auch, dass zwischen Uni und Student ein „Bildungsvertrag“ entsteht. Darin wäre festgeschrieben, was der Einzelne von der Uni als Gegenleistung für sein Geld erwarten kann. Wir müssen beginnen, Studierende als Kunden eines Bildungsunternehmens zu sehen.

Was, wenn die Uni ihren Teil der Vereinbarung nicht einhält? Wenn Studierende etwa keinen Platz in benötigten Seminaren bekommen?

Dann kann der Student die Uni auf eine Strafzahlung klagen. Zeit ist Geld, vor allem für Studierende, die bei Verzögerungen erst später ins Berufsleben kommen.


Es ist verwunderlich, dass eine liberale Fraktion dafür eintritt, dass Bürger noch mehr Gebühren an den Staat abliefern. Haben wir in Österreich noch nicht genug Abgaben und Steuern?

Wir Liberale misstrauen dem Staat grundsätzlich. Wir sind für eine Senkung der Steuerquote – und für Gebühren, die direkt an die Uni gehen. So kann vermieden werden, dass der Staat das Geld falsch verteilt.

Wie hoch sollen die Gebühren sein?

Grundsätzlich regelt das der Markt. Will man die Gebühren dennoch zentral vorgeben, halte ich einen Anteil von 30Prozent der Studienkosten für einen guten, international üblichen Betrag. Das wären – je nach Studium – 500 bis 2000 Euro im Semester.

Die JuLis fordern als einzige Fraktion die Abschaffung der ÖH-Pflichtmitgliedschaft.

Es könnte keine schwächere Vertretung als die derzeitige ÖH geben. Sie ist bewegungslos, sie hat keine politische Schlagkraft. Lobbys auf freiwilliger Basis sind generell stärker. Die ÖH müsste sich dann endlich bemühen, die Aufgaben zu erfüllen, die sich die Studierenden von ihr erwarten. Und das ist vor allem Service, nicht Gesellschaftspolitik. Viele Studenten sehen derzeit nicht, welche Vorteile ihnen die ÖH bringt. chs

Zur Person

Claudia Gamon (24) ist bereits zum zweiten Mal Spitzenkandidatin der Jungen Liberalen bei der ÖH-Wahl. Zudem ist sie für Neos und das Anti-Kirchen-Volksbegehren aktiv. Die Vorarlbergerin studiert an der WU. [APA]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

ÖH-Wahl

Piraten: "Nicht vom Wohlwollen der Professoren abhängig"

Marcus Hohenecker, der Kandidat der Uni-Piraten, will eine transparente ÖH-Politik. Vorlesungsunterlagen sollen für alle online zugänglich sein.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.